Zum Inhalt springen

GEW Gremien

Kommunikative Unsitten

Digitale Medien begleiten uns im Alltag immer mehr

Oft heißt es: Nur wer online dabei ist, kann mithalten. Wenn dem so ist, bedeutet das dann wirklich, dass wir permanent dabei sein müssen? Verstärkt durch den Einzug der iPads in die Schulen hat sich eine Kommunikationsstruktur entwickelt, die eine Erwartungshaltung der permanenten Erreichbarkeit schürt. Neben der E-Mail werden zum Beispiel durch den Messengerdienst schul.cloud, die Lernplatform itslearning oder Untis per „bling“ Nachrichten auf das iPad „gepusht“. Die Absender*in setzt dies dann oft mit „abgeschickt bedeutet gelesen“ gleich, nicht selten unabhängig davon, ob die Empfänger*in gerade in der Klasse mit den Schüler*innen arbeitet, gar kein dienstliches digitales Endgerät besitzt oder gerade nicht im Dienst ist.

Persönliches Gespräch als gute Alternative

Das Bild von Lehrkräften, die im Unterricht Nachrichten beantworten, von pädagogischen Mitarbeiter*innen, die mangels eines dienstlichen Endgerätes immer wieder ihr privates Smartphone in die Hand nehmen, finde ich verstörend. Leider weiß ich, dass dieses Bild nicht selten der Realität entspricht, geschürt von der Erwartung einiger Schulen, schnell und effektiv zu kommunizieren. Ist es wirklich effektiv, dringende Anfragen digital zu versenden, wenn die Pädagog*innen gerade ihren pädagogischen Auftrag erfüllen? Wäre das persönliche Gespräch nicht schon allein zwischenmenschlich eine gute Alternative, um unvorhergesehene, dringende Nachrichten zu übermitteln? Nicht nur weil dies eine Auseinandersetzung mit der persönlichen Reaktion der Kolleg*in ermöglicht, sondern auch aus Respekt vor der Kolleg*in, deren gesetzlich verankerten Arbeitspausen sowie dem wichtigen und wertvollen pädagogischen Auftrag, der nur in zwingend notwendigen Ausnahmefällen unterbrochen werden sollte.

Regeln als Verbote diskreditieren

Haben wir, Lehrkräfte, Erzieher*innen und Sozialpädagog*innen, da nicht eine Vorbildfunktion? Ist es wirklich gewollt, dass Pädagog*innen ihren pädagogischen Auftrag immer wieder unterbrechen, um auf Nachrichten zu reagieren, wenn gleichzeitig erwartet wird, dass sich die Schüler*innen auf Unterricht bzw. die gesetzte pädagogische Aktivität konzentrieren sollen, ohne selber durch ihr eigenes Endgeräte abgelenkt zu werden?

Irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen, bin aber entsetzt darüber, welche Reaktionen Ansätze der Regulierung zum Beispiel durch Dienstvereinbarungen auslösen können. Diese ähneln sehr der in dem lesenswerten Artikel „Die Maulhelden“ (Carolin Emcke, Süddeutsche, 26./27. August) beschriebenen beschämenden Mode, .... „Regeln voller Geschrei als Verbote zu diskreditieren“. Es wird anscheinend immer wieder vergessen, dass „Gesetze und Verbote in einem Rechtsstaat (...) subjektive Freiheitsrechte“ nicht verhindern, sondern den Rahmen setzen, „innerhalb dessen die Autonomie des Einzelnen überhaupt erst ausgeübt und gelebt werden kann“. In diesem Sinne gilt es, sowohl die Rechte aller Kolleg*innen zu schützen als auch dem pädagogischen Auftrag gerecht zu werden.

Kommt zu den Personalversammlungen!

  • Teilpersonalversammlung für Angestellte
    Mittwoch, 15. November, 11 bis 14 Uhr. Die Tarifrunde TV-L hat begonnen. Für ein gutes Ergebnis müssen wir kämpfen. Im Metropol-Theater am Richtweg
  • Große Personalversammlung für alle Beschäftigten
    Mittwoch, 13. Dezember, 11 bis 14 Uhr (Einlass ab 10 Uhr) Themen: Arbeits- und Teilzeit, Arbeitszeiterfassung, Fachkräftemangel. In der ÖVB-Arena Bremen (Stadthalle)

Veranstaltungshinweis:

KI’ne gute Bildung ohne Algorithmen? – „Künstliche Intelligenz“ und Big Data im Bildungsbereich

Beginn 16. November 15 Uhr, Ende 17. November 13 Uhr
Ort: Eden Hotel, Reinhäuser Landstr. 22A, 37083 Göttingen

Teilnahmebeitrag, kostenfrei für GEW-Mitglieder

Anmeldeschluss 23. Oktober 2023 – Anmeldung [hier...]