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Internationales

Anstöße zur Eindämmung von Kinderarbeit

Erfolgreiches Projekt in Malawi trotz Lehrkräftemangel

Foto: GEW

In der Zentralregion von Malawi finanziert die GEW-Stiftung fair childhood das Projekt der beiden Lehrkräfte-Gewerkschaften TUM und PSEUM zur Bekämpfung von Kinderarbeit. Im Herbst 2022 besuchten Klaus Bullan vom Vorstand der Stiftung und der Kollege der Bildungsinternationalen in Brüssel, der für den Kontakt zu solchen gewerkschaftlichen Projekten verantwortlich ist, die Projektschulen.

Kinderarbeit, Schulsituation und Lehrkräftemangel

Große Landwirtschafts- oder Industriebetriebe gibt es im Projektgebiet Dowa nicht, aber trotz Schulpflicht arbeiten Kinder täglich in Haushalten, im Mais- oder Tabakanbau oder hüten Vieh. Oft den ganzen Tag.

Die achtstufige Grundschule ist gebührenfrei, aber in den unteren Klassenstufen sind mehr als hundert Kinder pro Klasse. Unterrichtsräume haben oft weder Tische noch Bänke und nur wenige Lernmaterialien. Eine Prüfung für jedes Kind am Schuljahresende entscheidet über Wiederholen oder Aufsteigen in die nächste Klassenstufe.

Lehrkräftemangel ist in Malawi ein Problem. Trotz der schlechten Bezahlung lassen sich mehr Menschen im Lehrberuf ausbilden, als eingestellt werden. Der Internationale Währungsfonds begrenzt die staatlichen Ausgaben, dem Staat Malawi fehlen finanzielle Möglichkeiten. Für Dorfschulen in abgelegenen Gebieten sind Lehrkräfte schwer zu bekommen. Der Schulleiter einer Dorfschule berichtet: „Ich muss alle 422 Schulkinder zusammen mit nur einem Kollegen unterrichten. Als ein dritter Kollege sich die Verhältnisse hier ansah und feststellte, dass wir unser Trinkwasser aus dem Fluss beschaffen müssen, wollte er hier nicht eingesetzt werden. Nun teilen wir alle Schüler*innen in vier Gruppen ein und versuchen, in einer Art Abteilungsunterricht je zwei Gruppen abwechselnd zu unterrichten und Aufgaben selbständig bearbeiten zu lassen.“ Solche Bedingungen erschweren es Eltern, wirklich Sinn im Schulbesuch ihres Kindes zu sehen.

Starke Gewerkschaften finden einen Weg zum Erfolg

Für fair childhood ist es selbstverständlich, dass wir den Menschen vor Ort nicht mit klugen Ratschlägen kommen. In der Projektregion sind beide Gewerkschaften stark. Sie erreichen viele Lehrkräfte und erarbeiten zusammen mit den Dorfgemeinschaften Konzepte zum Kampf gegen Kinderarbeit und für einen Bewusstseinswandel. Projektverantwortliche der Gewerkschaften schulen Lehrkräfte für Gespräche mit den Betroffenen. Sie halten regelmäßig Treffen mit Lehrkräften, Elternvertretern, Dorfältesten, Mütterorganisationen und den Schulkomitees ab. Sie klären über Kinderrechte, Kinderarbeit und die Bedeutung des Schulbesuchs auf und erörtern Probleme, die dem Schulbesuch entgegenstehen. Dorfälteste spielen eine wichtige Rolle, denn ihre Autorität ist sehr wirksam bei der Überzeugung der Eltern. Diese in den sozialen Dialog zur Kinderarbeit einzubeziehen, war für den Erfolg des Projekts von entscheidender Bedeutung.

Schon im ersten Jahr wurden mehr als 1000 Kinder in die Schulen geholt durch Aufklärungsarbeit in den Dörfern und höhere Attraktivität des Unterrichts in dem Projekt: Schulclubs behandeln relevante Bildungsthemen und tragen das Gelernte mit Plakaten, Theaterstücken, Tanz- und Gesangsdarbietungen in die Öffentlichkeit. Das begeistert. Kinder, die teils nach langer Zeit zurück in die Schule kommen, werden in Auffangklassen auf die Integration in ihren Jahrgang vorbereitet. Es gibt Initiativen für Schulspeisungen, indem gesellschaftliche Strukturen gestärkt werden, die das Schulessen nachhaltig sichern können.

Lehrkräfte erleben durch das Projekt in der Dorfgemeinschaft eine Aufwertung ihrer Arbeit.

Die Gewerkschaften TUM und PSEUM gewannen größere Anerkennung bei den regionalen und nationalen Behörden, ihr Einsatz gegen Kinderarbeit und für Bildung für alle Kinder wird wertgeschätzt. Sie geben der Regierung Anstöße, innovative Projekte zur Eindämmung von Kinderarbeit zu ihrer eigenen Sache zu machen. Steigende Mitgliederzahlen belegen, dass das Projekt die gewerkschaftliche Arbeit in Malawi stärkt. In den Gebieten der 15 Projektschulen ist inzwischen Kinderarbeit weitgehend eliminiert.

Ein Blick in die Zukunft

Die Erfolge des Projekts ermutigen die Beteiligten, ihre Erfahrungen auf andere Regionen im Land auszuweiten. Sie planen ein neues Projekt gegen Kinderarbeit zusammen mit den Branchengewerkschaften im Bereich des Fischfangs, einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für den Binnenmarkt am großen Malawisee.

Nach wie vor ist Kinderarbeit in ganz Malawi verbreitet, und solche Projekte können Anstöße zur Veränderung im ganzen Land geben.

Artikel zum Projekt RUFI in Uganda Heft 3/2023

Die Spendenaktion der Schülerinnen und Schüler war sehr erfolgreich.
https://gofund.me/e3d859ec