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Bürgerschaftswahl

Der Fachkräftemangel an den Schulen ist Sache des gesamten Senats

GEW fordert Nachbesserungen für Bildung in den Koalitionsverhandlungen    

ein Verkehrsschild, dass in besonderer Weise auf Schulkinder hinweist
Foto: Inge Kleemann

Die jahrelange Vernachlässigung der Ausbildung von Lehrkräften und Erzieher*innen hat zu einem Bildungsnotstand von erheblichem Ausmaß geführt. Gleichzeitig werden immer neue Anforderungen an die Bildung gestellt. Sie soll eine gute Allgemeinbildung gewährleisten, auf die zunehmende Digitalisierung vorbereiten, vermehrt Geflüchtete aufnehmen, den Anteil der Absolvent*innen ohne Abschluss vermindern, die Inklusion voranbringen, die Grundschule als Ganztagsschule organisieren u.v.a.m. Angesichts des Fachkräftemangels werden diese Zielstellungen immer mehr zu reinen Luftschlössern. Bei zurzeit wachsenden Schüler*innenzahlen und immer weniger Studienanfänger*innen für das Lehramt droht eine nochmalige Verschärfung der Bildungskrise.

Bisher setzt die Senatorin für Kinder und Bildung in ihrem Personalkonzept darauf, dem Lehrkräftemangel mit der Qualifizierung von Seiteneinsteiger*innen und ausländischen Lehrkräften zu begegnen. So sinnvoll dies als Notmaßnahme ist, so kann es jedoch kein langfristiges Konzept sein. Eine Behebung des Mangels erfordert zum einen mehr Investitionen in die Ausbildungskapazitäten und zum anderen sichtbare Entlastungen der Beschäftigten von ihren überbordenden Aufgaben, um den Beruf endlich wieder attraktiver zu machen. Das Bildungsressort allein ist mit dieser Aufgabe überfordert. Sowohl das Wissenschafts- als auch das Finanzressort müssen ebenfalls ihren Beitrag dazu leisten.

Dabei geht es im Einzelnen um folgende Aufgaben:

  • Es reicht nicht aus, Seiteneinsteiger*innen und Lehrkräfte mit ausländischen Abschlüssen einfach nur anzuwerben. Ihre Fortbildung und Einarbeitung müssen gewährleistet sein, wenn die Schulen davon profitieren sollen. Eine grundlegende Qualifikation von Seiteneinsteiger*innen braucht Investitionen in Konzepte und Personal. Das Landesinstitut für Schule (LIS) und die Abteilung Schulentwicklung und Fortbildung im Schulamt Bremerhaven (SeFo), bei deren Personalausstattung jahrelang gespart wurde, müssen hierfür in die Lage versetzt werden. An den Schulen fehlen angesichts der Arbeitsüberlastung Kapazitäten, um die Seiteneinsteiger*innen zu begleiten und einzuarbeiten. Sowohl die Mentor*innen als auch die Seiteneinsteiger*innen selbst müssen ausreichende Entlastungsstunden erhalten.
  • Die Ausweitung und Verbesserung der Lehrer*innenausbildung muss mit der Universität verbindlich vereinbart werden. Notwendig sind eine Aufhebung des Numerus Clausus, eine Senkung der Abbrecherquoten und eine verstärkte Werbung für das Lehramtsstudium. Die hierfür erforderlichen Kapazitäten müssen bereitgestellt werden. Das dafür zuständige und neu einzustellende Personal braucht langfristige Perspektiven. Entsprechendes gilt für die Erzieher*innen- und Sozialarbeiter*innen-Ausbildung in Zusammenarbeit mit der Hochschule Bremen und den Fachschulen. 
  • Notwendig sind sichtbare Maßnahmen zur Verminderung des Arbeitsdrucks an den Schulen. Die Bedingungen von Teilzeitarbeit sind zu verbessern. Ein weiteres sichtbares Zeichen wäre die Umsetzung der Empfehlungen der niedersächsischen Arbeitszeitkommission (Pflichtstundensenkung zunächst in der Primarstufe, mehr Stundenentlastungen für besondere Aufgaben in den anderen Schularten). Auch die nichtunterrichtenden Pädagog:innen brauchen deutlich mehr Zeit für Vor- und Nachbereitung sowie für Kooperation.
  • Diese Vorschläge widersprechen der bisherigen Logik der Bildungsbehörde. Sie ist mit Verweis auf den Personalmangel nicht bereit, Entlastungen zu gewähren. Aber mit dieser Logik wird die Abwärtsspirale von Fachkräftemangel, Überarbeitung des vorhandenen Personals und fehlender Attraktivität der pädagogischen Berufe nur verstärkt. Ankündigungen einer Verbesserung und Ausweitung des Bildungsangebots werden so zu leeren Versprechungen. Notwendig ist eine Wende zum Realismus.

Für Nachfragen stehen zur Verfügung:  
Elke Suhr und Barbara Schüll  | Landesvorstandssprecherinnen der GEW Bremen

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