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Schwerpunkt

Räume schaffen …

Wie die Schule zur Entstigmatisierung psychischer Krankheiten beitragen könnte

Es ist kein Geheimnis, dass psychische Krankheiten bzw. Auffälligkeiten in jüngeren Generationen in den letzten Jahren, insbesondere während der Corona-Pandemie, drastisch zugenommen haben. Da diese Tatsache sich logischerweise auch im Schulalltag wiederfinden lässt, entsteht auch eine Notwendigkeit, das Thema psychische Krankheiten bzw. Auffälligkeiten dort zu thematisieren oder sich mindestens damit auseinanderzusetzen. Ob es sich dabei um einzelne oder wiederkehrende depressive Episoden, Angststörungen oder Traumata handelt, scheint auf den ersten Blick nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Auf den zweiten Blick offenbart diese Frage jedoch einen der wichtigsten Aspekte dieser Thematik; nämlich die Schwierigkeiten, die beim Versuch, für individuelle Probleme eine allgemeingültige Lösung zu finden, zwangsläufig auftreten.

Personalmangel und Wartezeiten

Ganz gleich, wie man den Zuständigkeitsbereich einer Schule also definiert, psychische Auffälligkeiten unter Schüler:innen müssten, da sie unausweichlicher Teil des Schulalltags sind, mindestens als Problem, besser noch in gewissem Maße als Handlungsaufforderung verstanden werden. Während die Lösung dieses Problems, nämlich das informierte Weiterleiten an Unterstützungsangebote wie beispielsweise Regionale Beratungs- und Unterstützungszentren (ReBuZ), noch verhältnismäßig simpel und einfach umzusetzen erscheint, offenbart bereits ein Blick auf die Website ebendieser Angebote ein Problem, das über die Grenzen der Schule weit hinaus reicht. Denn auch wenn Schüler:innen bestens über potenziell verfügbare Unterstützung informiert sind, sorgen lange, durch Personalmangel und hohe Fallzahlen verursachte Wartezeiten häufig dafür, dass viele Schüler:innen weiterhin (vorerst) mit ihren Problemen alleine sind. Gleiches gilt für die Chance auf einen Therapieplatz bei Therapeut:innen mit Kassensitz, d.h. die Option, eine Psychotherapie mit der Krankenkasse abzurechnen, denn dort lag die durchschnittliche Wartezeit bereits im Jahr 2019, also vor Beginn der Pandemie, bei ca. 6 Monaten.

Offene Ohren - Weiterbildung des schulischen Personals

Zwar ist eine ernsthafte Veränderung in diesem Bereich weder ohne Weiteres möglich noch Aufgabe von Beschäftigten einer Schule, allerdings darf dieser Umstand nicht zur völligen Ignoranz gegenüber der Tatsache führen, dass einige Schüler:innen darunter leiden.

Ein mögliches und wichtiges Mittel, diese sicherlich häufig unbeabsichtigte, von Schüler:innen aber dennoch als belastend empfundene Ignoranz zu bekämpfen, ist das Schaffen von Räumen an Schulen, um offen und vor allem vertraulich über Sorgen, Probleme und dergleichen zu sprechen, vielleicht auch ohne die Überwindung, die es braucht, um sich selbstständig professionelle Hilfe zu suchen. Insbesondere Schüler:innen, die sonst nicht auf offene Ohren treffen, wäre somit zumindest in Ansätzen geholfen. Ein erster Schritt in diese Richtung ist sicherlich, unter Lehrer:innen für ein grundlegendes Verständnis über den Umgang mit diesen Themen zu sorgen, mindestens genauso wichtig sollte allerdings die Entstigmatisierung psychischer Krankheiten unter jungen Menschen durch Information sein, denn gerade das ist das Umfeld, in dem sich Betroffene tagtäglich befinden.

Während in der Schule selbstverständlich nicht alle Sorgen und Probleme gelöst werden können und müssen, so sollte es doch in Zukunft möglich sein, Rahmenbedingungen zu schaffen, die einen verhältnismäßig offenen Umgang mit dem Thema sowie den Raum für notwendige Gespräche möglich machen.

Lisa Marie Guntenhöhner hat gerade ihr Abitur am Schulzentrum Rübekamp gemacht.

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