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Problem Vertretungsunterricht

Markus Leuschner, Mitglied im Ausbildungspersonalrat am LIS, hat sein Referendariat im letzten Februar begonnen, jetzt er schon fast fertig. Seit fast einem Jahr ist er im APR. Die meisten anderen APR-Mitglieder sind auch in der Examensphase.

BLZ: Das Referendariat ist immer eine anstrengende Phase. Was sind aus eurer Erfahrung im APR im Moment die wichtigsten Probleme? Wovon bräuchtet ihr für eine vernünftige Ausbildung mehr und wovon weniger? Woran mangelt es und was ist zu viel?
Markus: Es mangelt ein wenig daran, dass man als Referendar seine Rechte und Pflichten zu wenig kennt. Ein großes Problem war beispielsweise das Thema Vertretungsunterricht. Eigentlich dürfen wir gar keinen Vertretungsunterricht durchführen, aber wenn, dann nur in Ausnahmefällen, zwei bis dreimal im ganzen Referendariat. Erst einmal wussten viele gar nicht, dass sie das nicht machen müssen, und zweitens sagt man als Referendar natürlich ja, wenn die Schulleitung auf einen zukommt und fragt, ob man Vertretung macht. Da gibt es eine Art Abhängigkeitsverhältnis den Schulen gegenüber, weil dort auch die Lehrproben stattfinden und das Schulgutachten geschrieben wird. Und da will man natürlich einen guten Eindruck machen und fühlt sich somit gedrängt, wenn man gefragt wird.

BLZ: Es gab dazu einen Brief der LIS-Leitung?
Markus: Genau, der geht auf unsere Initiative zurück. Auf einen Brief des APR an alle Schulen gab es überhaupt keine Rückmeldung. Und dann hat das Lis noch einmal einen formelleren Brief geschrieben. Wir haben zwei Umfragen durchgeführt, eine vor und eine nach diesem Brief, und wir haben festgestellt, dass es jetzt schon etwas besser geworden ist. Aber nach wie vor ist ein Problem, dass manche Schulen sich gar nicht daran halten und die Referendare immer noch als Vertretungsreserve in Anspruch nehmen. Und die trauen sich halt nicht nein zu sagen. Auch im Bereich der Unterrichtsstunden-Verpflichtung muss es mehr Aufklärung geben.
Was aber meist sehr gut läuft ist die Betreuung durch die Seminarleiter. Da habe ich aus anderen Bundesländern erfahren, dass es dort nicht so gut läuft und die Arbeitsbelastung sehr hoch ist. Bei uns kommt jeder der drei Seminarleiter mindestens sechsmal. Zu Beginn muss man nur den geplanten Unterrichtsverlauf abgeben und das wird dann von mal zu mal mehr bis zu einem kompletten Papier. Das finde ich persönlich ganz gut, dass sich die Anforderungen so staffeln. Und ich finde die Einführungsphase sehr gut, die ja über drei Wochen geht und in der wir überwiegend am LIS sind. Dort gibt es viele Informationen, Workshops werden gemacht, das ist ein sehr sinnvoller Einstieg. Ein Vorteil ist natürlich auch, dass die Schulen nicht so weit entfernt sind wie in einem Flächenstaat.

BLZ: Wie sieht es mit dem bedarfsdeckenden Unterricht aus?
Markus: Problem ist, dass die Referendare meistens zehn, teilweise aber auch zwölf Stunden eingesetzt werden. Und das ist eigentlich viel zu viel, weil wir ja auch hospitieren sollen. Die Hospitationsstunden, die wir eigentlich hätten, werden uns weggenommen und stattdessen sollen wir unterrichten.

BLZ: Und was bedeutet der Wegfall der beiden Einstellungstermine im Mai und im November?
Markus: Jetzt sind Februar und August der Standard. Bisher war es so, dass es nach der dreiwöchigen Einführungsphase und einer Hospitationswoche gleich mit dem eigenverantwortlichen Unterricht losging. Wobei es in den Schulen große Unterschiede gibt. Zum Teil wird auch zuerst im Team unterrichtet oder nur hospitiert.

BLZ: Was ist mit den zwei Stunden Ausbildungsunterricht?
Markus: Die existieren in der Theorie, aber in den Schulen gibt es Personalmangel. Und viele ReferendarInnen können nicht nein sagen.

BLZ: Wie sieht es mit der Belastung in der Examensphase aus?
Markus: Die Arbeit soll wissenschaftlichen Ansprüchen genügen. Zwei Einträge aus dem Portfolio sollen zur mündlichen Prüfung eingereicht werden. Nach den Lehrproben stellt sich das Gefühl ein, dass man jetzt mit dem Referendariat fertig ist. Und dann kommt aber vier Wochen später noch diese mündliche Prüfung. Da habe ich von anderen ReferendarInnen oft erfahren, dass es günstiger wäre, die mündliche Prüfung vier bis acht Wochen nach der Examensarbeit zu legen, da die Verteidigung der Examensarbeit zur mündlichen Prüfung gehört. Nach einem halben Jahr hat man vieles wieder vergessen. Die Reihenfolge Examensarbeit – mündliche Prüfung – Lehrproben empfänden viele Angenehmer. Und vor den Lehrproben fängt man ja gleichzeitig an, sich zu bewerben. In der Regel bekommt man zunächst keine Nachricht, jetzt geht es aber allmählich los. Dann stehen auch Besuche bei Schulen an. Das läuft parallel zu Lehrproben und mündlichen Prüfungen und dem laufenden Unterricht. Es ballt sich jetzt zum Ende.

BLZ: Ihr seid als Interessenvertretung der ReferendarInnen gewählt. Werden da auch Konflikte an euch herangetragen?
Markus: Wir sind im Prinzip Ansprechpartner aber zu wenige nutzen das. Häufig beschränkt sich das auf E-Mails mit Anfragen zu kleinen Problemen, die wir meist direkt lösen können. Das größte Problem in unserer APR-Zeit war – wie schon angesprochen – der Vertretungsunterricht. Und auch die Zahl der Unterrichtsstunden insgesamt. Wenn ReferendarInnen keine Vertrauensreferendare finden, können sie uns fragen und es kommt jemand vom APR mit. Leider erfahren wir von Konflikten, z.B. um die Benotung von Lehrproben, erst im Nachhinein.

BLZ: Ihr seid jetzt bald fertig und ein neuer APR wird gewählt. Welche Aufgaben seht ihr für eure NachfolgerInnen?
Markus: Pausenaufsicht ist ein Thema, von dem wir wissen, dass es nicht so läuft, wie es laufen sollte. Und die Zahl der eigenverantwortlichen Unterrichtsstunden bleibt ein Problem. Für eine gute Ausbildung ist sowohl das eigene Hospitieren als auch das Hospitieren des Mentors im Unterricht des Referendars sehr wichtig. Die Hospitation durch die Seminarleiter ist immer eine besondere Situation, während die Mentoren eher den „normalen“ Unterricht sehen. Aber das ist dann oft freiwillige Mehrarbeit.

BLZ: Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Jürgen Burger

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