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Kooperation tut Not

Personalmix ist ein Begriff, der seit Jahren in der Diskussion um die Schulentwicklung und in Veröffentlichungen, Konzepten und Vorlagen der Bildungsbehörde zur Weiterentwicklung der Lehr- und Lernkultur an Bremer Schulen auftaucht.

Ein selbstverständlicher Bestandteil

Schon im Oktober 2005 stellte die Bildungsbehörde in einem Rahmenkonzept die Verzahnung von Unterricht und pädagogischer Betreuung vor. „Die qualifizierten Kräfte aus der Verlässlichen Grundschule werden in die Lernzeiten des Halbtages einbezogen. Sie unterstützen das Lernen der Kinder, arbeiten mit Kindern während der Unterrichtsphasen in spielerischer Form und integrieren somit die Kinder in die Lernstruktur des Vormittags. Die unterrichtlichen Inhalte werden in diesen Phasen der Betreuung und des Lernens zu großen Teilen aufgenommen, in ihren Ergebnissen weiter bearbeitet und je nach Interessenlage der Schülerinnen und Schüler in Übungszeiten unter Aufsicht der Fachkräfte selbstständig vertieft.“ In derselben Vorlage gelten als „Strukturmerkmal einer verbindlichen verlässlichen Grundschule die Entwicklung von Förderschwerpunkten im Personalmix durch die einander ergänzenden Kompetenzen der Lehrkräfte und der Betreuungskräfte.“ (Anm.: Vorlage L83/G82 für Depu 20.10.2005. Rahmenkonzept zur Einführung der Verlässlichen Grundschule in Bremen 2005)
Auch der Grundschulverband Bremen sieht im „Unterrichten und Erziehen aufeinander bezogene Dimensionen pädagogischen Handelns“ und fordert „enge Kooperation und Teamarbeit, damit die unterschiedlichen Professionen der Schule als pädagogische Handlungseinheit zugute kommen.“ (Anm.: Pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Schulen. Position des Grundschulverbands zu Kooperation und Teamarbeit )
Kooperation und Teamarbeit zwischen unterrichtenden und nichtunterrichtenden Mitgliedern der Kollegien sind in Verlässlichen Grundschulen, in Ganztagsschulen, Förderzentren und Kooperationsschulen seit Jahren ein selbstverständlicher Bestandteil der Arbeit mit Kindern. Aber nur wenige Pädagogische MitarbeiterInnen haben vertraglich festgelegte und bezahlte Kooperationszeiten. Alle anderen leisten unbezahlte Arbeit, um pädagogische und organisatorische Absprachen mit den KollegInnen zu treffen.
Die qualifizierte Arbeit, die die Pädagogischen MitarbeiterInnen leisten, wird inzwischen von allen am Schulleben Beteiligten in hohem Maße anerkannt. Von den Kindern, von den Kollegien, von den Schulleitungen, von den Eltern und von den Zuständigen in der Bildungsbehörde. Der Bremer Grundschulverband hält die Umsetzung der Bremer Qualitätskriterien im Bereich Schule ohne die Einbeziehung der Pädagogischen MitarbeiterInnen gar nicht für möglich.

Die Arbeitsbedingungen

Bei soviel Anerkennung von allen Seiten ist es unverständlich, dass die Arbeitsbedingungen der Pädagogischen MitarbeiterInnen noch nicht verbessert worden sind.

  • Immer noch hat eine große Anzahl der KollegInnen befristete Arbeitsverträge ohne sichere Zukunftsperspektive.
  • Nur wenige KollegInnen des gesamten nichtunterrichtenden Pädagogischen Perso-nals an Bremer Schulen arbeiten mehr als 20 Stunden, viele möchten es gerne.
  • Eine erhebliche Zahl ist sogar weniger als 10 Wochenstunden im Einsatz, oft ver-teilt auf 5 Arbeitstage.
  • Die 400-Euro-Verträge bei freien Beschäftigungsträgern, ohne Kranken- und Ren-tenversicherung, werden manchmal freiwillig, öfter aber wegen mangelnder Alterna-tiven und aus purer Not abgeschlossen.

Auch die KollegInnen, die unter vergleichsweise guten Arbeitsbedingungen beim Senator für Bildung beschäftigt sind, werden laut Vertrag nur für die „Zeit mit Kindern“ bezahlt. Für die Vorbereitung der Betreuung werden ihnen infolge der Verrechnung mit der Schulferienzeit nur 6 Minuten pro Schulstunde vergütet. Damit scheint in den Augen der Bildungsbehörde der Aufwand für Vor- und Nachbereitung der Stunde, Beschaffen und Zusammenstellen von Materialien, Erstellen von Anschauungsmaterial und Vorlagen, Kopieren etc. abgegolten.
Zusätzlich anfallenden Arbeitsaufwand, wie Teilnahme an Konferenzen und Gremienarbeit, Planung und Auswertung der Betreuungsarbeit, schulische Aktivitäten, Ausflüge, Klassenfahrten, Schulfeste, und natürlich Team- und Kooperationsarbeit leisten alle Pädagogischen MitarbeiterInnen im Interesse der Bremer Schulen scheinbar freiwillig und faktisch unbezahlt.

Forderungen

Die Pädagogischen MitarbeiterInnen fordern darum schon seit Jahren die Bezahlung von qualitätssichernder - wenn auch nicht angeordneter - zusätzlicher Arbeit. „Bezahlte Kooperationszeit – jetzt“ war das Motto der letzten Personalversammlung am 23.11.2009. In einem einstimmigen Beschluss wurde die Senatorin für Bildung und Wissenschaft aufgefordert, „in einem ersten Schritt zum 1.2.2010 mindestens 1,5 Stunden / Woche bezahlte Kooperationszeit einzuführen und umzusetzen.“ Ein inhaltsgleicher Antrag wurde von der Personalversammlung der Lehrer, die zwei Tage später stattfand, ebenfalls einstimmig verabschiedet.
Unterstützung in ihrer Forderung bekam die Personalversammlung der Pädagogischen Mit-arbeiterInnen auch noch von anderer Seite.

  • Ein Schulleiter bestätigte in seinem Redebeitrag auf der PV die berechtigten An-sprüche, und sah die Verantwortung für die schlechten Arbeitsbedingungen der Pädagogischen Mitarbeiter nicht bei den Schulleitungen, sondern in dem unzureichenden Budget, dass nicht ohne deutlichen Qualitätsverlust mit dem pädagogischen Konzept und nur mit Abstrichen bei den Arbeitsbedingungen in Einklang zu bringen sei. Er plädierte für ein verstärktes gemeinsames Vorgehen.
  • Der Grundschulverband weist in einem Positionspapier auf die dringende Notwendigkeit einer angemessenen Kooperationszeit sowohl für die Pädagogischen Fachkräfte als auch für die Lehrkräfte hin. Dies sei die Voraussetzung für funktionierenden Personalmix und damit für eine bessere Verzahnung von Schularbeit zum Wohl der Schüler.
  • Auch Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter aus dem Bereich der Beschäftigungsträger an bremischen Schulen unterstützten in einer Versammlung der GEW am 2.12.2009 nachdrücklich die Forderung der Personalversammlung nach bezahlter Kooperationszeit der Pädagogischen Mitarbeiter.