Was macht die Perspektive Promotion und wer kann zu Euch kommen?
Claudia: Die Perspektive Promotion richtet sich an Promotionsinteressierte und Promovendinnen in den Sozial- und Geisteswissenschaften. Wir bieten Beratungen zu den unterschiedlichsten Fragen von „was kommt da eigentlich auf mich zu“ über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bis hin zum Wissenschaftszeitvertragsgesetz. Wir bieten Workshops zu allen Promotionsphasen an. Ergänzend gibt es fortlaufende Gruppen wie das supervidierte peercoaching. Hier können sich Promovierende über den Promotionsprozess austauschen.
Lisa: Darüber hinaus findet alle zwei Wochen das Schreiblabor statt, wo Promovendinnen mehrere Stunden intensiv an ihrer Promotion schreiben. Dabei ist immer eine Schreibtrainerin anwesend, die bei Bedarf individuell unterstützt.
Warum richtet sich das Angebot ausschließlich an Frauen in den Geistes- und Sozialwissenschaften?
Lisa: Das hat mehrere Gründe. In den Geistes- und Sozialwissenschaften ist ein vergleichsweise hoher Anteil von Frauen, aber Frauen fallen auch hier in gravierendem Maße von der wissenschaftlichen Karriereleiter. In den GS-Fächern promovieren viele individuell und müssen sich ihr Promotionsverfahren vollständig selbst gestalten. Deshalb ist Unterstützung und Anbindung an die Universität aber auch die Vernetzung besonders wichtig.
Wie ist denn das Feedback auf Euer Angebot für Frauen
Claudia: Die Angebote von perspektive promotion werden stark nachgefragt. Dass sich die Angebote explizit an Frauen richten, ist einigen Promovendinnen bei der Anmeldung zu Workshops nicht bewusst. Allerdings geben viele Teilnehmerinnen bei der Evaluation an, dass es während der Veranstaltung einen deutlichen Unterschied gemacht habe. Zum einen weil der Habitus ein anderer ist, zum anderen weil Themen wie Kinderwunsch eine Rolle spielen. Wir achten deshalb bei der Auswahl unserer Trainerinnen auf deren Gender- und Diversitätskompetenzen.
Apropos Kinderwunsch: was müsste sich ändern um Frauen mit Kindern den Beruf Wissenschaft zu vereinfachen?
Lisa: Es müsste einen großen Kulturwandel geben. Sehr wichtig ist, wie Vorgesetzte damit umgehen, wenn die Mitarbeiterin ein Kind bekommt. Wird das erste Kind oft noch positiv aufgenommen, kann das zweite Kind das Aus für die Wissenschaftskarriere bedeuten.
Claudia: Es müsste deutlich mehr unbefristete und volle Stellen geben. Frauen in der Wissenschaft haben überproportional oft prekäre Stellen. Wenn ich auf einer halben Stelle befristet bin und einen Partner oder eine Partnerin mit einer vollen unbefristeten Stelle habe, dann ist das noch machbar aber für Alleinerziehende ist es extrem schwierig. Zudem ist es wichtig, dass Frauen bzw. Eltern die Teilnahme an Qualifizierungsangeboten erleichtert wird. Deshalb bieten wir in unseren Workshops die Kostenübernahme für Kinderbetreuung an. Im besten Falle sollten die Finanzierung und ausreichend Kinderbetreuungsplätze zur Selbstverständlichkeit werden.
Habt ihr selbst auch promoviert?
Lisa: Ich habe in Bremen studiert und eine kulturwissenschaftliche Doktorarbeit geschrieben. In der Zeit habe ich selbst viele Angebote der Perspektive Promotion wahrgenommen. Meine Promotion habe ich auf unterschiedlichste Weise finanziert, zuerst mit einem Stipendium. Zuletzt hatte ich eine befristete Stelle als WiMi. Mir macht es großen Spaß, meine Erfahrungen weiterzugeben. Ich kenne die Uni und die weiteren Anlaufstellen, sodass ich Promovierenden viele Tipps geben kann.
Claudia: Mir geht es ganz ähnlich. Ich habe hier studiert und promoviere auch an der Universität Bremen. Von meiner eigenen Promotionserfahrung profitiert auch die perspektive promotion, für die ich seit Herbst 2012 arbeite. Durch meine Arbeit im Projekt aber auch durch andere Tätigkeiten z. B. als Lehrbeauftragte hat sich ein breites Netzwerk entwickelt, das dann auch Kooperationsprojekte ermöglicht. Die Verbindung dieser unterschiedlichen Ebenen der wissenschaftlichen Arbeit macht einfach Spaß.
Wie ist eigentlich die Perspektive der Perspektive Promotion?
Claudia: perspektive promotion wird über das Professorinnenprogramm des BMBF finanziert. In diesem Rahmen sind unsere Angebote bis April 2019 gesichert. Derzeit befinden wir uns in der dritten Antragsstellung. Unabhängig davon beginnen wir gerade mit Angeboten im MINT-Bereich. Wo es sinnvoll ist, führen wir bereits fächerübergreifende Workshops durch. Darüber hinaus möchten wir in den nächsten Jahren auch fachspezifische Angebote für Nachwuchswissenschaftlerinnen der MINT-Fächer anbieten. Wir hoffen, dass wir unsere Arbeit erfolgreich fortsetzen können.
Ich wünsche Euch viel Erfolg mit dem Antrag. Für die GEW ist klar: Frauenförderung muss ein zentrales Ziel der Universität sein, ebenso wie die Unterstützung von Promovierenden. Ein Projekt wie die Perspektive Promotion sollte deshalb unbedingt deshalb unbedingt verstetigt werden.