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Erzieher*innen an Schulen

„Kannst Du mal eben …?“

Pädagogische Mitarbeiter*innen: Ihre Arbeitszeit wird häufig noch immer als flexible Verfügungsmasse angesehen

Einiges hat sich in den vergangenen Jahren im Arbeitsfeld der Pädagogischen Mitarbeitenden (PM) getan. Die Arbeit ist noch anspruchsvoller geworden, die Klassen voller, aber administrative Regelungen zur Arbeitszeit z.B. bei den Kooperationszeiten haben erste, kleine Verbesserungen gebracht. Es ist also auch ein Wandel in diesem noch relativ jungen pädagogischen Arbeitsfeld zu erkennen, dennoch ist so manches alte Problem aber noch lange nicht beseitigt, alte Zöpfe werden eher gepflegt als abgeschnitten.

Keine auskömmlichen Einkommen

Vollzeitstellen im PM-Bereich sind bisher die absolute Ausnahme und obwohl Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse den Lebensumständen von vielen Kolleg*innen oft entgegen kommen, sind damit unter den aktuellen tariflichen Eingruppierungen und der 95%-Vergütungsregelung weder auskömmliche Einkommensverhältnisse zu erreichen, noch der drohenden Gefahr von Altersarmut zu wehren. Erst langsam setzt sich bei der Dienstherrin und den Schulleitungen die Erkenntnis durch, dass „mehr Köpfe an den Schulen“ zwar flexibler einzusetzen sind, die Vorteile von personell kontinuierlicher Arbeit aber überwiegen.

Arbeitsverträge mit geringem Stundenumfang sind nicht nur unsozialer als wirklich abgesicherte Beschäftigungsverhältnisse, sondern entspringen auch längst überholten Vorstellungen, dass PM z.B. nur Zuverdienende einer eigentlich finanziell abgesicherten Lebensgemeinschaft wären.

Die gesellschaftliche Wirklichkeit bilden diese Vorstellungen schon lange nicht mehr ab. Nicht nur die vereinbarten Kooperationszeiten sollten daher dringend erhöht werden, generell müssen auch die Stundenkontingente der PM weiter aufgestockt werden, damit sie von ihrer Arbeit jetzt und auch zu Rentenzeiten leben können. Die Kolleg*innen sind kein „nice to have“, sondern leisten wertvolle pädagogische Arbeit, die ein integraler Bestandteil des Schullebens ist. Dies muss endlich auch dahingehend anerkannt werden, dass die Bezahlung gerecht und die Stundenanzahl auskömmlich geregelt wird.

Geringe Wertschätzung

Aber nicht nur in diesem Bereich sind zwingend Veränderungen nötig. Die Wertschätzung gegenüber PM darf sich zukünftig nicht nur im materiellen Bereich zeigen (wobei es natürlich schön wäre, wenn dies endlich einmal nicht nur angekündigt, sondern auch umgesetzt würde), sondern muss auch in den multiprofessionellen Teams in den Schulen gelebt werden. Das Lehrerzimmer noch immer Lehrerzimmer sind, schließt nicht nur Lehrerinnen aus, sondern auch alle anderen an der Schule tätigen Berufsgruppen, vielleicht auch deshalb landen Pausenaufsichten weiterhin häufig oft bei PM. Wenn es aber darum geht, schnell Vertretungen für erkrankte oder fehlende Lehrkräfte zu finden, scheint das keine Rolle mehr zu spielen.

„Kannst Du mal eben …?“ ist eine Standartfrage, die viele PM kennen, wenn prekäre Lücken zu schließen sind.

Es wird erwartet, dass sich eigene Arbeitsplanungen oder Projekte mit Schüler*innen den so genannten übergeordneten Schulinteressen selbstverständlich unterzuordnen haben. Die Arbeit der PM ist nicht so wichtig, wertvoll oder anerkannt, sondern ja nur „on top“, sie kann als Erstes gestrichen werden. Idealvorstellung mancher SL (Schulleitungen) ist daher auch die/der PM auf Abruf für die Lücke, billig und willig, allzeit bereit. Was an Konzernen u.a. der Logistikbranche so scharf kritisiert wird, darf an öffentlichen Schulen erst recht nicht hingenommen werden.

Altersgerechtes Konzept fehlt

Dazu gehört auch, dass der Bereich des altersgerechten Personalmanagements dringend in den Blick genommen werden muss. Auf die steigenden Arbeitsbelastungen im Alter muss konzeptionell bereits im Vorfeld reagiert werden, wenn die Gesundheit der Kolleg*innen nicht wissentlich riskiert werden soll, gerade da die Absicherung für angestellte Mitarbeitende hier deutlich schlechter ist als für Beamtinnen und Beamte. PM sind motivierte und in der Regel qualifiziert ausgebildete Kolleg*innen, die von ihrem Beruf leben wollen und müssen. Meist antworten sie auf die Frage nach dem „Kannst Du mal eben?“ mit einem Ja. Damit dies so bleiben kann, ist einiges zu tun.