Gaza Youth Movement
Hamas und Netanyahu sind Gegner beider Völker!
Gespräch mit Mohammed Altlooli über die Lage im Gazastreifen
Er ist Aktivist des Gaza Youth Movement, das sich gleichermaßen gegen die Politik des Staates Israel wie auch gegen die Herrschaft der Hamas in Gaza ausspricht. Bedroht durch deren Terror musste er das Land verlassen und lebt mittlerweile in Deutschland.
Vom Gazastreifen hören wir in den deutschen Medien oft nur, wenn Raketen in Richtung Israel fliegen. Können Sie beschreiben, unter welchen Bedingungen die Bevölkerung dort lebt?
Die Situation der Bevölkerung in Gaza ist schwer zu beschreiben, und während ich Ihnen schreibe, gab es einen Anruf von Kollegen in Gaza, und sie teilten mir mit, dass es einen Selbstmordfall gegeben habe! Die Jugend in Gaza hat die Hoffnung verloren, da es an ihrer Zukunft und sogar an einer lebendigen Realität mangelt. Das Land Gaza ist heute der „Friedhof der Träume“, der junge Menschen tötet und sie dazu drängt, Selbstmord zu begehen und auszuwandern!
Kann die Hamas-Regierung in Gaza politisch davon profitieren, dass in Israel eine rechtsnationale Regierung an die Macht gekommen ist?
Lassen Sie mich das klarstellen. Wir wissen, dass es im Interesse Israels liegt, Hamas in Gaza zu haben, da sie der Netanyahu-Regierung ähneln, die das israelische Volk ablehnt. Ja, Hamas und Netanyahu teilen die Rolle bei der Unterdrückung der Palästinenser in Gaza, und beide werden von ihrem eigenen Volk abgelehnt! Das Überleben von Netanyahu bedeutet das Überleben der Hamas-Herrschaft, deshalb ermutigen wir das israelische Volk, gegen die von Netanyahu geführte extremistische Regierung zu demonstrieren.
Was macht die Hamas mit Menschen wie Ihnen, die sich zwar kritisch zur israelischen Politik, aber ebenso zur Politik von Hamas und Fatah äußern?
Es bringt jeden ins Gefängnis, der das Verhalten und die Politik der Hamas kritisiert, und es verhindert auch jeden schriftlichen Versuch, sich von Gaza aus gegen Israel zu stellen, aber die Mehrheit der Bevölkerung ist nicht so sehr gegen Israel wie gegen die Hamas in Gaza. Wie zuvor auch bei mir: Inhaftierung, Ermittlungen und Gerichtsverfahren im Rahmen der unfairen Hamas-Justiz, die von jedem mit Einfluss in der Hamas gegen die Bürger von Gaza betrieben oder eingesetzt wird. Es ist eine schmerzhafte und grausame Erfahrung, wenn wir durch einen Palästinenser, von dem wir dachten, er sei unser Bruder, Ungerechtigkeit, Schlägen, Verhaftungen und Schüssen ausgesetzt werden. Das ist unvernünftig und sollte nicht so weitergehen.
Wie könnte der deutsche Staat eine demokratische palästinensische Zivilgesellschaft stärken?
Im Allgemeinen ist europäische Unterstützung für diejenige palästinensische Opposition erforderlich, die überparteilich ist und keiner bestehenden palästinensischen Partei oder Organisation angeschlossen ist. Der Mangel an europäischer Unterstützung hat die Versuche der Opposition, das Leben und die Realität der Menschen in Gaza zu verändern, erheblich geschwächt. Sie hören uns nicht zu, obwohl wir den deutschen Staat bitten, seine Mitglieder von der Teilnahme auszuschließen. Ihr von der Europäischen Union begleiteter Besuch in Gaza ist ein Bekenntnis zur Hamas-Herrschaft. Ist das möglich? Gibt es nicht zehntausende Asylbewerber:innen in EU-Ländern, die aufgrund der Unterdrückung durch die Hamas aus Gaza geflohen sind? Dies ergibt sich aus Dialogprotokollen für Asylbewerber:innen in Europa, insbesondere aus Deutschland. Sie muss sich auch mit der Opposition auseinandersetzen, die auf allen Social-Media-Plattformen aktiv ist, da es ihr an politischer und internationaler Unterstützung durch die Europäische Union mangelt. Möglicherweise sponsern wir auch eine Konferenz für in Europa lebende Dissident:innen. Lassen Sie mich sagen, vielleicht kann ich alle Kollegen kontaktieren, die gegen die Hamas sind, aber was uns fehlt, ist politische Rückendeckung.
In Israel gibt es eine starke Opposition gegen die aktuelle Rechtsregierung. Könnte es da nicht zu einer verstärkten politischen Zusammenarbeit zwischen palästinensischen und israelischen Friedensgruppen kommen?
Es gibt eine wachsende Entwicklung unter uns als Gaza-Jugendbewegung, indem wir uns der israelischen Gesellschaft öffnen, aber das geht bis jetzt nicht über elektronische Mittel hinaus. Wir versuchen, unsere gemeinsame Beziehung durch Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen uns als dem palästinensischen Volk, das die Herrschaft der Hamas ablehnt, und dem israelischen Volk, das die Herrschaft der Hamas ablehnt, zu entwickeln. Was Netanjahu betrifft: Ich bin persönlich mit einer Reihe von Friedensaktivist:innen in Israel im Gespräch und spreche mit ihnen über unser großes Interesse an den Demonstrationen des israelischen Volkes. Wir möchten sie moralisch unterstützen. Wir und das israelische Volk sind uns einig in der Ablehnung der extremen Rechten. Weil wir an die Zukunft unserer Kinder denken, müssen wir auch den Baum schützen, aus dem sie wachsen soll. Unsere Kinder und die Kinder der Israelis, wir müssen daran arbeiten, unsere zukünftigen Generationen zu schützen. Werden wir Gewalt und Hass füreinander erben oder werden wir in einer Gesellschaft und in guter Nachbarschaft leben?
Was sind Ihre Ziele?
Ja, ich möchte die Ungerechtigkeit der Hamas und ihrer Präsenz in Gaza beseitigen, nicht nur der Hamas, sondern auch in der von Abbas geführten Palästinensischen Autonomiebehörde. Nicht alle palästinensischen Beamten sind willkommen und kein Palästinenser wird sie akzeptieren, und das könnte in naher Zukunft passieren, weil die Situation in Gaza für sein Überleben inakzeptabel ist. Was wir wollen, ist eine Einigung und ein langfristiger Waffenstillstand ohne die Präsenz der Hamas als Vertreter der Regierung in Gaza. Wir fordern Israel auch auf, die Herrschaft der Hamas angesichts der Forderungen des palästinensischen Volkes in Gaza nicht zu schützen, denn Israel hat dies schon früher getan, und wir sind uns dieser Angelegenheit bewusst und wollen Israel zur Rede stellen. Ich hoffe dies als Palästinenser, denn die Existenz der Hamas genießt, wie gesagt, das Vertrauen Netanjahus. Sie sind also heimliche Verbündete, die sie nicht sein sollten, es geht schon zu lange, dass Palästinenser und Israelis unter ihnen leiden!!!
