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Frischluft

Gemeinsam gegen Antisemitismus

Silten-Preis des Vereins Lastoria ehrte vier Gedenk- und Holocaust-Forschungsprojekte aus Schulen und von Studierenden – AG des Schulzentrums Rübekamp ausgezeichnet

Das Bildungsmagazin dokumentiert eine Presseerklärung des Vereins Lastoria e.V. zur erstmaligen Vergabe des Gabriele-Silten-Preises. Ausgezeichnet wurde auch die AG Antisemitismus des Schulzentrums Rübekamp, die von unserem Redakteur Werner Pfau betreut wird. Wir gratulieren den Schüler:innen!

Bremen. Ein Denkmal für die Osnabrückerin Lea Levy, die als Zehnjährige in der Nazizeit als Jüdin aus ihrem Turnverein ausgeschlossen wurde. Eine gemeinsame Gedenkminute an Bremer Schulen für die Opfer der Pogromnacht 1938. Die Biografie der Hamburger Holocaustüberlebenden Esther Bejarano (1924-2021): Beiträge von Schülerinnen, Schülern und Studierenden zur Gedenkkultur sind in der niederländisch-deutschen Geschichtswerkstatt „Deutschland auf der Flucht. Exil in Amsterdam Zuid 1933-1945” des Vereins Lastoria in der Villa Ichon in Bremen mit dem Silten-Preis ausgezeichnet worden. Der 1. Preis ging an Schülerinnen des Gymnasiums Bad Iburg und der Integrierten Gesamtschule Osnabrück, jeweils ein 2. Preis an die AG gegen Antisemitismus des Gymnasiums Rübekamp (Bremen) und an Benet Lehmann, einen Doktoranden der Justus-Liebig-Universität Gießen, der 3. Preis an die Gruppe „Keep the Memory alive“ des Max-Windmüller-Gymnasiums in Emden.

„Aufklärung über Antisemitismus gestern und heute, über das Entstehen von Vorurteilen und Mobbing, aber auch über lebendiges Judentum, große Empathie und eine klare, ethische Haltung, künstlerisches und technisches Know-how und sehr viel Kreativität: All das zeichnet diese hervorragende  Arbeit aus“, urteilte die niederländisch-deutsche Silten-Preis-Jury über die Bewerbung aus Bad Iburg und Osnabrück über Ausgrenzung von jüdischen Sportlerinnen und Sportlern in der NS-Zeit. „Eine absolut vorbildliche Aktion, die in mehrfacher Hinsicht nachwirkt, schon wegen der starken aktuellen Bezüge. Ein überzeugendes Statement für Toleranz und Fairness und gegen Diskriminierung aller Art – nicht nur im Sport.“ (...)

Über die Bremer Zweitplatzierten, in der Villa Ichon durch die ehemalige Schülerin Lotta Petry und den Lehrer und AG-Gründer Werner Pfau vertreten, war bei der Preisverleihung zu hören: „Lotta Petry, Rinah Groeneveld, Hannah Lehmkuhl, Béla Lesch, Alina Kastens und Carlotta Schukat, fünf Absolventinnen und ein Absolvent des Schulzentrums Rübekamp Bremen, haben 2020 über ihre eigene Schule hinaus wertvolle Überzeugungsarbeit geleistet und mit ihrer AG ein Zeichen gesetzt. Gemeinsames Gedenken in Corona-Zeiten zu organisieren, samt Infobroschüre und kontroversen Diskussionen in den Klassen, die weiterführende Beschäftigung mit dem Thema Holocaust: Alles zeugt davon, dass diese AG etwas bewegt hat. Im Sinne der Erinnerungskultur und des Einsatzes gegen Antisemitismus und für die Demokratie.“ Eine andere Jurorin hatte sich für die Bewerbung ganz besonders eingesetzt – die Gedenkminute war ihr „absoluter Favorit“. Die stadtweite Aktion sei äußerst wirkungsvoll, „um auf heutigen Antisemitismus hinzuweisen und junge Menschen zu informieren, aufzurütteln und zum Engagement gegen Antisemitismus zu motivieren“, wurde die Historikerin in der Laudatio zitiert. Die Auszeichnung mit dem Silten-Preis, so ihre Hoffnung, möge dazu beitragen, „die Schweigeminute in Bremen und anderswo zu etablieren“. (...)

Die von Benet Lehmann geplante Veröffentlichung einer Biografie von Esther Bejarano wurde von der Jury als Beitrag dazu gewürdigt, „dass die Stimme einer Holocaustüberlebenden, die durch ihre Persönlichkeit und ihren unermüdlichen Einsatz mehrere Generationen beeinflusst hat, auch noch nach ihrem Tod gehört wird“. (...)

Die Erinnerungsarbeit des Bremer Geschichtsvereins Lastoria geht weiter. Kontakt zum Amsterdam-Projekt “Deutschland auf der Flucht. Exil in Amsterdam Zuid 1933-1945” ist möglich unter mail@ [at] astoria-bremen [dot] de