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Zeitlupe

Gaza wünscht sich keinen Krieg

Gedanken eines Aktivisten

Mohammed Aitfooli hat das Gaza Youth Movement gegründet und musste Gaza verlassen.

In Gaza leben mutige und sensible Menschen, die das Leben lieben. Die Propaganda der Hamas hingegen stellt sie als eiserne Menschen dar, in der Erwartung, dass sie trotz all des Leids, des vielen vergossenen Blutes und der vielen Toten, darunter auch Kinder, zur Hamas halten sollen. Wir verurteilen diese Lügen - unsere Leute wünschen sich ein anständiges Leben ohne Kriege.

Meine Erfahrungen

Auch ich bin persönlich betroffen. Einer meiner Freunde bekam erst nach stundenlangem Suchen eine Flasche Wasser. Die israelische Armee tötete während der Bombardierung mehrere meiner Freunde und deren Familien in Gaza. Meine Familie und Dutzende andere wurden in UNRWA-Schulen im Zentrum von Jabalia umgesiedelt. Mein Vater blieb, weil er sich in der ersten Intifada in den Neunzigern bei Auseinandersetzungen mit Israel eine Behinderung zugezogen hatte. Er wird von einigen meiner Schwestern betreut, die einen Abschluss in Krankenpflege haben. Sie versorgen meine Eltern in unserem Haus in Jabalia, kümmern sich um ihre Gesundheit, kontrollieren Blutzucker und Blutdruck, bereiten Essen zu und erzählen Geschichten.

Für Dutzende von vertriebenen Familien, von denen einige für Brot anstehen, andere ihre Toten begraben wollen, gibt es kein menschliches Leben mehr, nur noch den Geruch von Blut und einem Krieg, den die Bevölkerung ablehnt und dessen Ende sie herbeisehnt. Das macht mich sehr besorgt, und ich fürchte, dass dieser Krieg weitergehen wird. Unser Volk hat kein

Durchhaltevermögen mehr. Auswanderer aus dem Gazastreifen, wie ich einer bin, leben in schwierigen Verhältnissen und schweren psychischen Krisen aufgrund dessen, was unsere Leute in Gaza erleiden.

Kritiker der Hamas

Jeder weiß, dass ich bereits vor dem 7. Oktober gegen die Hamas war und dass ich mit ihrer Militärpolitik gegenüber Israel nicht einverstanden war, denn sie bringt Zerstörung und Blut über unser Volk. Ich habe die Hamas wiederholt aufgefordert, die Herrschaft aufzugeben, ihre Waffen ruhen zu lassen und das Leben sowie die Zukunft der Bevölkerung nicht zu gefährden. In den Wochen vor dem 7. Oktober war die Unzufriedenheit mit der Hamas groß, und sogar Demonstrationen standen im Raum. Die Führung der Organisation hätte versuchen können, auf die Forderungen einzugehen. Sie entschied sich dafür, das zu tun, was sie am 7. Oktober getan hat.

Blut und Zerstörung

Sie setzte darauf, der demokratischen Auseinandersetzung zwischen ihr und den Menschen in Gaza zu entgehen, indem sie Krieg, Blut und Zerstörung über die Bevölkerung brachte. Sie hoffte, dadurch die internationale Legitimität für ihre Herrschaft und Präsenz im Gazastreifen zu erlangen, was nicht der Fall ist. Überall auf der Welt sind die Menschen wütend über die Gewalt, die Israel an Zivilpersonen verübt wegen der ungerechtfertigten Aktionen und des Verhaltens der Hamas. Hoffentlich wird bald auch die Stimme der Menschen aus Gaza hörbar: Sie können die Slogans und Reden ihrer „Führer“ nicht mehr hören, die im Ausland ein luxuriöses Leben führen.

Sicherheit und Frieden

Das palästinensische Volk hat schon Widerstand gegen die israelische Armee geleistet, bevor es Hamas gab. Es hat Panzer mit Steinen bekämpft und ist standhaft für seine Rechte eingetreten. Es erwartet von seiner politischen Vertretung das Eintreten für seine Rechte, dazu gehört ein Leben in Sicherheit und Frieden. Die Politik der Hamas hingegen hat nur Verwüstung gebracht.

Friedliche Lösungen

Wir fordern auch die Einreise von europäischen Organisationen in den Gazastreifen, um das zivile Leben zu sichern und es den Menschen zurückzugeben und um zum Wiederaufbau der Infrastruktur beizutragen. Wir bitten Sie, Druck auf Ihre Regierungen auszuüben, um eine friedliche und politische Lösung für Gaza in naher Zukunft zu unterstützen. Die Botschaft des palästinensischen Volkes in Gaza ist der Wunsch nach einer Rückkehr zum zivilen Leben.

Der Autor hat das Gaza Youth Movement gegründet und musste Gaza verlassen.