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Lehrkräftemangel

„Vorgeschlagene Maßnahmen sind Schlag ins Gesicht der Beschäftigten“

GEW Bremen kritisiert SWK-Gutachten und befürchtet Bumerang-Effekt

Der dramatische Lehrkräftemangel ist ein Ausdruck eines systematischen Versagens der Politik. Seit Jahrzehnten warnt die GEW vor dem sich anbahnenden Fachkräftemangel. Statt gegenzusteuern und mehr Studienplätze für Lehrkräfte zu schaffen, wurden diese jedoch immer weiter gestrichen, bundesweit. Jetzt legt die SWK Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel vor, die das Problem auf dem Rücken des hoch belasteten Personals in den Schulen lösen sollen.

Die sich stetig verschlechternden Arbeitsbedingungen führen im Land Bremen schon länger dazu, dass der eigentlich schöne Beruf einer Lehrkraft zunehmend unattraktiver wird. Diese Mehrbelastung der Lehrkräfte hat eine Studie der Robert Bosch Stiftung 2022 bestätigt.

„Eine wachsende Anzahl von Lehrkräften zieht schon jetzt die die Reißleine, reduziert Stunden oder steigt ganz aus,“

sagt die Landessprecherin der GEW, Elke Suhr. „Viele können einfach nicht mehr. Zudem sind viele Lehrkräfte frustriert, weil sie nicht mehr pädagogisch wirksam agieren können. Und das Schlimmste daran ist: Am Ende leiden die Schüler*innen, allen voran die Jüngsten und die Schwächsten, die eigentlich einer besonderen Förderung bedürfen.“

Statt jetzt die Arbeitsbedingungen für das Personal in den Bildungseinrichtungen zu verbessern, um so eine Kehrtwende einzuläuten, empfiehlt die SWK eine Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung, Einschränkungen bei Teilzeitmöglichkeiten und größere Klassen. Zum gesundheitlichen Ausgleich schlägt die Kommission dann u.a. Achtsamkeitstraining für Lehrkräfte vor. Mit Meditation und Atemübungen soll dem Stress der Lehrkräfte begegnet werden.

„Das ist an Zynismus schon fast nicht mehr zu überbieten,“

urteilt Suhr „und zeigt auf, dass die Kommission die Grundprinzipien des Arbeitsschutzes vollkommen ignoriert.“

Die Empfehlungen der SWK weisen zudem keine Zukunftsperspektiven auf. Wo bleibt die Forderung nach den Bildungsmilliarden, die nötig sein werden, um eine Bildungskatastrophe noch abzuwenden?

„Jetzt muss doch massiv in die Qualifizierung der Quereinsteigenden investiert werden,“ führt Suhr aus, „denn die augenblicklichen Maßnahmen sind immer noch nur ein Tropfen auf den heißen Stein und, um wenigstens perspektivisch aus dieser Misere rauszukommen, müssen die Studienplätze fürs Lehramt in allen Bundesländern signifikant angehoben werden. Wir hören immer wieder davon, dass Bewerber*innen für ein Lehramtsstudium abgelehnt werden, weil sie kein 1er Abitur vorlegen.“ ergänzt Suhr. „Das darf in Zeiten des Lehrkräftemangels doch nicht passieren.“

Die GEW hat jüngst in einem 15-Punkte-Programm gegen den Lehrkräftemangel einige kurz- und langfristig wirkende Maßnahmen vorgestellt. „Begrüßenswert ist, dass der Vorschlag zur erleichterten Anerkennung von im Ausland erworbenen Abschlüssen von der SWK übernommen wurde,“ sagt die Landessprecherin Barbara Schüll. „In Bremen organisiert die GEW zu diesem Thema eine Veranstaltung mit der Senatorin, um mit ausländischen Lehrkräften ins Gespräch zu kommen und zu prüfen, wie diese unterstützt werden können, damit sie im Schuldienst in Bremen oder Bremerhaven arbeiten können.“ Diese Veranstaltung findet am 20. Februar um 17.30 Uhr im DGB-Haus statt.

Info: Die Ständige Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz (KMK) hat am 27. Januar 2023 Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel vorgestellt. Die GEW hat mit einem 15-Punkte-Programm gegen den Lehrkräftemangel selbst Vorschläge an die Politik gemacht, was getan werden muss, um die Krise im Klassenzimmer noch zu verhindern.

Für Nachfragen steht zur Verfügung:      
Elke Suhr  | Landesvorstandssprecherin der GEW Bremen