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Schwerpunkt

Ursachenforschung angehen

Wie kommt es zu Krisen?

Foto: Susanne Carstensen

Ich glaube, Krisen gehören zu der Normalität, wie wir sie kennen, einfach dazu. Wirtschaftskrisen zum Beispiel gehören zum Kapitalismus einfach dazu. Solange wir nicht demokratisch beschließen, was wir produzieren, kommt es zu Unter- und Überversorgungen und so müssen gelegentlich auch Spekulationsblasen platzen und wirtschaftlich Unnötiges wird geschliffen. Das ist selten im Sinne der Menschen, die zum Beispiel in diesen Bereichen arbeiten. Die Finanz- und Eurokrise haben wir ja auch gerade erst beendet. An diese Krisen müssen wir uns gewöhnen, besonders solange das Finanzkapital flexibel agieren kann. So können wir z.B. ansetzen, um Krisen zu verhindern. Zugleich müssen wir als Gesellschaft aktiv werden, um Krisen-Verlierer:innen aufzufangen.

Daran sollen wir uns gewöhnen

Diesen antizyklischen Mechanismus sieht die Schuldenbremse vor, die uns damit quasi verdeutlicht, ob derzeit eine offizielle Krise ist, oder es uns derzeit so gut geht, dass die öffentlichen Schulden zurückgezahlt werden müssen. Das führt aber dazu, dass sich die Folgen der Wirtschaftskrisen immer weiterziehen, sodass eben Bildungskrise und Lehrkräftemangel zur Normalität werden. An diese sollen wir uns gewöhnen. Die Griechen haben es nach 2013 ja auch irgendwie geschafft.

Also irgendwie ist die Grenze zwischen der Not, die normal ist, weil sie nur Menschen weit weg oder die rund um den Bahnhof oder in abgehängten Vierteln betrifft, und der Not die eine Krise darstellt, schon sehr komisch. Ähnlich ist es mit dem Krieg. Die Angriffe der Türkei auf die verschiedenen kurdischen Selbstverwaltungen sind keine erwähnenswerte Krise, ebenso wenig der zuletzt zur größten aktuellen humanitären Katastrophe erklärte Jemenkrieg. Und ebenso hoffen wir immer noch, dass der Klimawandel uns schon verschonen wird und nur andere Klimazonen betrifft. Dabei wissen wir ja mittlerweile, dass die Umweltzerstörung auch so absurde Veränderungen bringt, wie die Entstehung neuer Krankheiten.

Grausiges verbessern

Was wir also (im Sinne der Schuldenbremse) als Krisen wahrnehmen, sind Zeiten, in denen sich die hässlichen Fratzen von Kapital, Nation, Patriarchat und Umweltzerstörung einmal so deutlich zeigen, dass auch die privilegiertesten Menschen sie sehen können. Aber angesichts der steigenden Normalität solcher Krisen bringt es auch den Konservativsten nichts, sich, wie im AfD-Wahlwerbespot, zurück in die Normalität der 60er Jahre zu sehnen. Wir müssen endlich die grundlegenden Ursachen für die verschiedenen Krisen angehen. Das bringt uns die nötige Sicherheit und verbessert den grausigen Alltagszustand der Welt.È