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Bremen Nord

Statt Schulneubau in ein Hochhaus

Brechtsches Lehrstück über hehre pädagogische Ideale und die bittere finanzpolitische Moral

„Ich bin autorisiert Ihnen mitzuteilen, dass bei uns in der Bildungsbehörde das Neubauvorhaben Oberschule Lesum oberste Priorität hat. Hier wird in drei Jahren eine neue Schule gebaut und Sie sind herzlich eingeladen, an der Planung mitzuwirken.“ (Zitat 1) Mit diesen einprägsamen Worten stieß die damalige Schulaufsichtsbeamtin Frau W. die Gründung einer schulinternen Baugruppe an. Im Frühjahr 2022 verabschiedete sich Frau W. dann bei einem Besuch mit den beiläufigen Worten: „Und des Weiteren bin ich befugt Ihnen mitzuteilen, dass wir jetzt erwägen, die Oberschule Lesum an das Schulzentrum Bördestraße umzusiedeln.“ (Zitat 2) Die beiden Zitate sind aus dem Gedächtnis mehrerer Kolleg:innen rekonstruiert. Fazit: Außer Spesen nichts gewesen!

Abrupte Kehrtwende

Ausgangspunkt dieser abrupten Kehrtwende der Behörde ist die Standortneuordnung der Berufsbildenden Schulen im Land Bremen. Der kaufmännische Berufschulzweig an der Bördestraße soll demnach in die Überseestadt umsiedeln, um so das siebengeschossige Hochhaus­gebäude für den Einzug der Oberschule Lesum frei zu räumen. Dort soll sie mit der gymnasialen Oberstufe der Bördestraße zu einer neuen Ganz­tagsoberschule zusammengeführt werden.

Ungeeignetes Gebäude

Dabei wurde das siebengeschossige, an der Stadtautobahn gelegene Hochhaus mit Fahr­stühlen und zwei durchgehenden Treppenhäusern eindeutig als Gebäude für Oberstufenschüler konzipiert. Sowohl das Hochhaus wie auch das Grundstück sind unter schul- und sozialpädagogischen Gesichtspunkten für jüngere Schüler:innen ungeeignet. Das Gesamtgelände ist mit 1,2 Hektar für den Bedarf einer Ganztags­oberschule ist viel zu klein. Das gilt vor allem für die Pausenhoffläche für die zukünftig ca. 1000 Schüler:innen (Oberschule plus Oberstufe). Zusätzliche Flächen für Sporthallen und -außenanlagen sind schon gar nicht vorhanden, sondern sollen absurder Weise in 800 Meter Entfernung am alten Standort verbleiben bzw. neu entstehen.

Petition an die Bürgerschaft

Diese Planung hat offensichtlich den vorrangigen Zweck, die Kosten eines Neubaus für die Oberschule Lesum einzusparen. Teile der beiden Schulgrundstücke sollen zudem nach Angaben des Ortsamtsleiters als attraktives Bauland verkauft werden, um so den Neubau einer neuen Grundschule quer zu finanzieren. In den Sommerferien ist eine Petition an die Bremer Bürgerschaft formuliert worden. Darin werden die Abgeordneten aufgefordert, dem geplanten Umzug der Oberschule an die Bördestraße grundsätzlich eine Absage zu erteilen und sich für einem Um- bzw. Neubau der Oberschule am historischen Standort einzusetzen. Leider sind die Meinungen zu dieser Petition geteilt. Unsere aktuelle Schulleitung als auch ein Teil des Kollegiums befürworten die Umzugspläne. Diese Kolleg*innen erhoffen sich von der Vereinigung mit der gymasialen Oberstufe eine Aufwertung der Oberschule beim Anwahlverhalten der Elternschaft.

Fazit

Ein Umzug der Oberschule Lesum in das Hochhaus an der Bördestraße kann nur eine Zwischen­lösung sein, um die Schule am historischen Standort Steinkamp um- und neuzubauen. Ein Umzug in die Bördestraße ist aber mit Sicherheit keine dauerhafte und nachhaltige Lösung für das 21. Jahrhundert. Das gesamte Grundstück am Steinkamp muss darum als Standort unbedingt erhalten bleiben.

Mehr Infos:

Kinder und Jugendliche im Hochhaus beschulen? – Petition gegen Umzug der Oberschule Lesum gestartet