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Internationale Wochen gegen Rassismus

Zusammen gegen Rassismus

Im Rahmen der internationalen Wochen gegen Rassismus fand am 20.3.21 in Bremerhaven eine Kundgebung unter dem Motto ‚Zusammen gegen Rassismus‘ statt, an der sich auch GEW Aktivist*innen aus Bremern und Bremerhaven beteiligten.

Dabei hielt die Landesvorstandssprecherin Elke Suhr die folgende Rede:
„Rassismus hat viele Gesichter und ist kein rechtsextremes Randsystem. Als Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft stellen wir uns Diskriminierungen und rassistischen Ausgrenzungen entschieden entgegen.
Als GEW stehen wir für eine solidarische Gesellschaft.
Aber nicht nur offene rassistische Hetze und rassistische Gewalt führen zu Ausgrenzung, sondern gerade auch verdeckter Alltagsrassismus und institutioneller Rassismus.

Als Beschäftigte in Bildungseinrichtungen müssen auch wir uns dabei immer wieder selber fragen, wo Rassismus anfängt, wie wir diesen erkennen, auch bei uns selber, und wie wir darauf reagieren können. Lehrkräfte und Pädagog*innen müssen dafür sensibilisiert werden, Rassismus zu erkennen, vor allem auch die indirekten und nicht intendierten Formen des Rassismus. Dies ist ein fortwährender Lernprozess und beinhaltet auch das Hinterfragen der eigenen Privilegien, wenn man selber zur weißen Mehrheitsgesellschaft zugehört.

Eine Form des institutionellen Rassismus, wie er auch hier, in Bremerhavener Bildungseinrichtungen stattfindet, werde ich im Folgenden skizzieren:
In den Koalitionsverhandlungen unserer Landesregierung heißt es:

„Eine Gesellschaft in Vielfalt lebt auch von einer kulturellen Heterogenität. Die Zuwanderung hat die Schulen in den vergangenen Jahren vielfach bereichert. Die vielen erfolgreichen Bildungsbiografien von Migrantinnen und Migranten in Bremen und Bremerhaven zeigen die zentrale Bedeutung der Bildungsinstitutionen bei einer gelingenden Integration.“

So weit so gut.

Auch die Förderung der Herkunftssprachen wurde versprochen. Die Zusage hierzu lautet:
„Förderung der Mehrsprachigkeit bereichert unsere vielfältige Gesellschaft.“

Wie sieht es damit jetzt aus? Diese Zusage erweist sich als reines Lippenbekenntnis, denn Maßnahmen, die dies unterstützen könnten, werden nicht finanziert.
In anderen Bundesländern gibt es entsprechende Angebote, alleine in Dortmund gibt es über 70 Kursangebote für herkunftsprachlichen Unterricht. In NRW gibt es zudem niedrigschwellige Ausbildungsangebote für ausländische Lehrkräfte an fünf Universitäten. Dort werden diese Lehrkräfte dann in einem Jahr auf ein Referendariat vorbereitet.

Es scheitert in Bremern auch schon daran, dass die Qualifikation der Lehrkräfte aus dem Ausland in Bremen nur sehr selten anerkannt werden, syrische Lehrkräfte haben gar keine Chance mehr, wenn sie nicht noch einmal langwierig studieren. Das ist eine unverständliche Hürde. Wir benötigen ebenfalls niedrigschwellige Einstiegs- und Qualifikationsangebote.

Bremen besteht auch weiterhin auf ein C2 Niveau für die deutsche Sprache. Das entspricht einem akademischen Niveau, das nicht alle Muttersprachler*innen eines Landes erreichen würden. In Niedersachsen reicht übrigens C1.

Warum ein Bundesland mit so einem eklatanten Lehrkräftemangel diesen Anspruch weiter aufrecht erhält, bleibt an dieser Stelle ein Rätsel.

Aber auch um die Sprach- und Vorkurse ist es schlecht gestellt. In einer Situation des Personalmangels, werden diese Kurse, besonders in der Primarstufe, oft nur rudimentär mit Personal, ausgestattet. In den Kursen arbeiten oft häufig Personen ohne Lehramtsabschluss. Nicht selten ist es vorgekommen, dass diese Personen, wenn sie sich dann erst einmal als kompetent erwiesen haben, in den Regelunterricht gewechselt sind.

Auch die Coronapandemie hat die Situation eindeutig verschärft, da aufgrund der Kohortenbildung, Schüler* innen aus verschieden Jahrgängen nicht mehr gemischt werden können. So gibt es jetzt Schulen, in denen keine oder fast keine Sprachförderung mehr stattfindet, den Schüler*innen wird dadurch jede Chance genommen, den Anschluss an den Lernstoff der Klasse zu halten. Dies wird zu weiteren Problemen in der Zukunft führen.

Hinzu kommt, dass die vorschulischen Sprachkurse aufgrund von Personalmangel gar nicht mehr stattfinden können.

Wir erziehen uns eine Generation von Kindern, deren Anrecht auf Teilbabe in keinster Weise gerecht wird.

Das Land muss jetzt Gelder in die Hand nehmen, um niedrigschwellige Qualifikationen zu ermöglichen, damit die Kompetenzen, die wir durch Personen mit Lehrerfahrungen und -qualifikationen aus den Herkunftsländern haben, zielbringend für alle Beteiligten im Bildungsbereich eingesetzt werden können.“

Mehr erfahren...
Internationale Wochen gegen Rassismus 2021„Solidarität. Grenzenlos.“