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Perspektiven der Lehrer*innenbildung

GEW bietet Veranstaltungsreihe an

Wir waren ja froh, nach vielschichtigen Diskussionen in unterschiedlichen Veranstaltungstypen unter Einbezug von Kolleg*innen aus Schule, Universität und Landesinstitut, unsere gesammelten Ideen in sieben Thesen zusammengefasst zu haben, die als „Positionspapier des Zukunftsforums Lehrer*innenbildung Bremen“ vom Bremischen Gewerkschaftstag 2015 „zustimmend zur Kenntnis“ genommen wurden. Drei Jahre später nun, unter dem Eindruck kritischer offizieller und gewerkschaftsinterner Evaluationen zur Entwicklung des Schulsystems und eines gravierenden Fachkräftemangels, spricht die bildungspolitische Wirklichkeit an den Schulen eine deutliche Sprache und jede Beschwichtigung von politischer Seite verliert mit ihrer Wiederholung an Glaubwürdigkeit. Es ist für die Schulen des Landes fatal, wenn junge Lehrkräfte nicht vor der „Herausforderung Inklusion“ zurückschrecken, aber ihre Bewerbung für andere Bundesländer damit begründen, in Bremen oder Bremerhaven schneller mit erdrückender Verantwortung „im Zentrum“ des Prozesses zu stehen als ihnen lieb ist.

Einerseits – und das wird unmissverständlich betont - fehlen schlicht Kolleg*innen, in allen Bereichen der „multiprofessionellen Teams“. Andererseits wird die Lehrer*innenbildung selbst noch einmal hinterfragt.

Deren Kern muss eine Orientierung an einem umfassenden Verständnis von inklusiver Bildung sein, so wie es das bremische Schulgesetz verlangt. Im Sinne einer Ausbildung, die dieser Vorgabe nachkommt, ist der Gedanke naheliegend, Komponenten einer Qualitätsentwicklung zu bestimmen, die sich auf die expliziten Bremer Bedingungen bezieht, wenn man nicht gleich einen „Bremer Weg“ der Lehrer*innenbildung kreieren will. Zum Zwecke von Vorüberlegungen zu diesem Artikel habe ich einen Beitrag von mir für die BLZ-Ausgabe 7 / 2008 noch einmal hervorgeholt. In diesem Text wird über erste Erfahrungen mit der damals neuen Prüfungsordnung berichtet, die Schulleitungen, Ausbildungskoordinator*innen und Betriebsgruppensprecher*innen gesammelt hatten.

Interessant ist nicht nur, dass wesentliche kritische Änderungen von vor zehn Jahren sich auch in der neuen Prüfungsordnung wiederfinden. Gemeint sind u.a. die erweiterten Ausbildungsaufgaben der Schulen, die Qualifizierung der Mentor*innen, erhöhte organisatorische Anforderungen an den Verlauf des Referendariats und zusätzliche Stunden des bedarfsdeckenden Unterrichts für die Referendar*innen. Bemerkenswert bleibt, dass die seinerzeit zum Teil antizipierten Probleme die realen Schwierigkeiten der Gegenwart ausmachen. Interessant sind aber auch die Verweise, dem Aspekt der Lehrer*innen – Bildung mehr Gewicht beimessen zu sollen.

Dies betrifft im Übrigen alle zu qualifizierenden Gruppen von Lehrpersonen, die Studierenden, die Referendar*innen, die Seiten-, Quer- und auf sonstigen Wegen Einsteigenden. Es ist mittlerweile Allgemeingut, dass wir Strategien mit unterschiedlichen Laufzeiten benötigen, um die personelle Ausstattung der Schulen anforderungsgemäß überhaupt einmal hinbekommen zu können. Über das Stadium des Beschwörens einer notwendigen Qualifizierung sind wir allerdings langsam hinaus. Den jeweiligen Kolleg*innen gebührt einfach die Chance sich für den Beruf tatsächlich bilden zu können.

In einem seiner mit Freude an der Zuspitzung geschriebenen Texte betont Andreas Gruschka, dass sich Bildung in Wissen und Können konkretisiere, nicht aber jedes Wissen und Können schon von erfolgreicher Bildung zeuge. Bildung stelle vielmehr die Frage nach der „Wahrheit der Erkenntnis oder der moralischen Richtigkeit einer Handlung“. Es lohnt sich, darüber weiter nachzudenken. Dieses ist in den oben zitierten sieben Thesen angelegt. In der Ableitung praktischer Konsequenzen für unsere gewerkschaftliche Arbeit haben wir deshalb als nächsten Schritt eine Veranstaltungsreihe konzipiert, die zwei „Blöcke“ umfasst: Einen Analyseblock zur „Qualität im Mangel“ und einen Block zu „Auswegen, Maßnahmen, Perspektiven“. Von unseren bislang insgesamt neun Ideen wollen wir zunächst drei umsetzen: Zunächst werden die Möglichkeiten eines neuen Instituts für Qualitätsentwicklung ausgelotet, dann nach den Sommerferien die Situation von Seiten- und Quereinsteiger*innen betrachtet und schließlich befassen wir uns zu Semesterbeginn mit den „Masterstudierenden in der Schule“. Alle Veranstaltungen werden rechtzeitig angekündigt