Vollends entsetzt war ich jetzt über die Veranstaltung „Die Lüge der digitalen Bildung" mit Leipner und die folgende Berichterstattung in der BLZ 05/06-2016. Leipner und Spitzer als Ratgeber der GEW – da bin ich doch verwundert. Kritische Betrachtung auf jeden Fall, Unterricht wird durch den Einsatz digitaler Medien nicht automatisch besser – aber gerade von der GEW erwarte ich zu diesem Thema ein differenziertes Herangehen.
Ein derart unseriöser und unlauterer Vortrag, wie der des Referenten Leipner ist tatsächlich selten zu erleben. Auf diesem Niveau verabschiedet sich die Bremer GEW von einer ernsthaften Debatte über den Nutzen und die Wirkungen der Digitalisierung. Behauptungen und Einzelbeispiele sind keine Belege, mit Negativbeispielen eines kommerziellen Fernsehsenders (hier SuperRTL) beweist man gerade nicht die generelle Schädlichkeit von didaktischen Internetangeboten – guckt doch bitte mal bei den Öffentlich-rechtlichen, beispielsweise der ARD wie Bayern Alpha oder Kika. Ich bin sauer, dass mein Mitgliedsbeitrag für so einen schlechten Vortrag verschleudert wird.
Ist es Fehlinformation oder absichtliches Wegsehen? In der bewussten Veranstaltung sind sehr wohl Vertreter des Zentrums für Medien aufgetreten, z. B. ein Grundschullehrer, dessen Beratung und Fortbildung bremenweit und über Bremens Grenzen hinaus geschätzt und vielfach nachgefragt ist. Fortbildungen gibt es im Übrigen (entgegen der Behauptung der BLZ) auch für die Grundschule viele: Internet-abc, Lernen durch Fotografieren, Mediacoach, Lernsoftware in der Grundschule, itslearning-Angebote, Lesen lernen mit Onilo, Medienrecht sowie jedes gewünschte Thema auch als schulinternes Angebot. Es gibt Handreichungen, die den Bildungsplan Medienbildung ergänzen uvam.
Wenn die Bremer GEW Orientierung braucht: Ich empfehle einen Blick auf die Bundesebene, z.B.
https://www.gew.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=40170&token=89757e33953e4479efee1c5
6b1a35632641c0ddc&sdownload=&n=Erfolgreich_mit_Neuen_Medien__-_Was_bringt_das_Lernen_im_Netz.pdf
http://www.gew-shop.de/broschuere-erfolgreich-mit-neuen-medien.html
und viele weitere Materialien -- Ihr wisst ja, wo Ihr sie findet.
Was ich mir wünsche: Eine kritische Auseinandersetzung mit den verkürzenden Begriffen digitales Lernen, digitale Bildung, welches Medium zu welchem Zweck, methodisch-didaktische Überlegungen zur Nutzung digitaler Medien, wie umgehen mit den Gewohnheiten von Jugendlichen, Maßnahmen gegen Mediensucht, wo stecken finanzielle Interessen hinter Angeboten, Daten als Ware, Medienkompetenz nicht nur für die Arbeitswelt, sondern ganzheitlich gesehen, welche (Rollen-, Vor-) Bilder werden in Lern- und Spielesoftware vermittelt ... die Liste von kritisch unter die Lupe zu nehmenden Themen ist lang – damit sollte sich die Bremer GEW mal befassen. Ich helfe gerne. Und mit mir die Kolleginnen und Kollegen vom Zentrum für Medien. Am besten verabreden wir uns mal zu einem Informationsaustausch, damit die Berichterstattung der GEW wieder den Standard früherer Jahre gewinnt.
Am Ende muss sich die Bremer GEW entscheiden, mit wem sie sich gemein macht: den Populisten (und Nicht-Pädagogen) Leipner, Lembke und Spitzer. Oder debattiert die GEW eher mit den seriösen wissenschaftlichen Einrichtungen und Initiativen wie „Keine Bildung ohne Medien“ oder der GMK sowie den universitären Lehrstühlen (sehr lesenswert die sogenannte „Dagstuhl Erklärung“ zu Medien und Bildung unterzeichnet von vielen renommierten Wissenschaftlern). Ich bin gespannt, wohin die Bremer GEW sich künftig bewegt: in Richtung Populismus oder konstruktivem und fundiertem Diskurs.
Inge Voigt-Köhler
Leserbrief: Position der GEW Bremen zu digitalen Medien in der Bildung
Lieber GEW-Vorstand, liebes BLZ-Team, lieber AK Grundschule, mit den in der BLZ veröffentlichten Positionen der Bremer GEW zu Medienfragen (die sich nicht mit denen auf Bundesebene decken) kann ich mich nicht mehr identifizieren. Bereits der BLZ-Artikel über die Lernplattform itslearning in der Ausgabe vom Nov./ Dez. 2014 war haarsträubend. Das war nicht kritisch-informativ, sondern in allen Teilen (Genese, Kosten, Implementierungsstrategie und Diffusion der Plattform) sachlich so grundfalsch, dass eine Richtigstellung einen wirklich in Gänze neuen Artikel erfordert hätte.
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