Zum Inhalt springen

Schwerpunkt

Ich habe mich aufgehoben gefühlt

Ana Isabel Hüller ist Schulleiterin der Oberschule Geestemünde in Bremerhaven

Ana Isabel Hüller ist Schulleiterin in Bremerhaven
Ana Isabel Hüller ist Schulleiterin in Bremerhaven | Foto: Susanne Carstensen

Als Kind einer zugewanderten Arbeiterfamilie in den 70er Jahren bin ich mit dem Thema Gewerkschaften sowie Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und dem damit einhergehenden Kampf groß geworden. Unsere Eltern haben uns immer vermittelt, dass wir nur Veränderungen erreichen können, wenn wir uns gemeinsam engagieren und für unsere Überzeugungen einstehen. Gewerkschaftsfeiern sowie die Kundgebungen und Feierlichkeiten im Rahmen des 1. Mai gehörten für uns als Kinder zu festen Terminen. Wir genossen die Gemeinschaft und erlebten diese Treffen immer als interkulturelle Zusammenkünfte, die von Offenheit und Toleranz geprägt waren. Rückblickend stelle ich fest, dass diese Zeit mit sehr vielen positiven Erinnerungen verbunden ist und mich als Mensch in der Haltung gegenüber Gewerkschaften und Engagement geprägt hat.

Bildungschancen im Blick

Als junge Referendare wurden wir früh mit den rechtlichen Bedingungen konfrontiert. Begriffe wie Rechtsschutz, Rechtsberatung und Schlüsselversicherung prallten auf uns ein. Schnell habe ich festgestellt, dass ich diese Dinge auch privat bereits abgesichert hatte. Dennoch entschied ich mich für eine Mitgliedschaft bei der GEW, da für mich damals als junge Kollegin im Schuldienst, der Austausch mit Menschen aus der gemeinsamen Berufsgruppe enorm wichtig war. Der Wunsch, unser Bildungssystem, die Studienbedingungen und die Arbeitsbedingungen für alle im Bereich Erziehung und Bildung nachhaltig zu verbessern und somit auch die Bildungschancen im Blick zu haben, hat uns motiviert und vorangetrieben.

Sicher stellt sich die Frage warum die GEW und nicht eine andere Gewerkschaft? Ich habe es damals erlebt, dass die GEW von Anfang an die jungen Kolleginnen und Kollegen zu Beginn ihrer Berufslaufbahn gut im Blick hatte. Wir haben uns aufgehoben gefühlt und im Labyrinth der unzähligen Pflichten, in der GEW jederzeit kompetente Ansprechpartner angetroffen.

Kampf um A 13

Auf der praktischen Ebene hat die GEW es geschafft, jungen Kollegen und Kolleginnen im Rahmen der Einsteigerseminare ein Forum zu bieten, wo wir uns austauschen konnten und Fragen erörtert wurden in allen wichtigen Bereichen im Zusammenhang mit Rechten und Pflichten von Lehrerinnen und Lehrern. Als es am Ende meines Referendariats im Jahr 2005 um die Übernahme in den Bremerhavener Schuldienst ging, wurde uns eröffnet, dass wir, anders als unsere Kollegen und Kolleginnen vorher, nur noch mit der Besoldungsgruppe A12 eingestellt würden. Als Begründung wurden die unterschiedlichen Lehramtsabschlüsse vorgegeben. Wir stellten uns die berechtigte Frage, ob es also Bildung 1. und 2. Klasse gab, denn die Bezahlung machte dies nun sehr deutlich. Viele Jahre der Diskussion und der Arbeitskämpfe haben sich ausgezahlt und eine Anpassung ist verdientermaßen erfolgt.

Offene Gewerkschaft

In meiner Funktion als Schulleiterin erlebe ich die Zusammenarbeit mit den Kollegen und Kolleginnen, die in der GEW organisiert sind, als eine sehr zielgerichtete und pragmatische Arbeit. In einer Zeit, wo wir um jeden Lehrer und jede Lehrerin kämpfen müssen, stelle ich fest, dass die GEW die notwendige Offenheit mitbringt, sich auf die aktuelle Lage einzustellen. Es geht nicht um die Belange oder Befindlichkeiten einer spezifischen Gruppe, sondern um die Menschen, die sich für eine gute Bildung und Erziehung engagieren wollen, wo das Kind im Mittelpunkt steht. Der Kampf für gleiche Bildungschancen für alle Kinder in Deutschland steht im Mittelpunkt und ist der Schlüssel für eine aufgeschlossene, gebildete und moderne Gesellschaft. Kollegen und Kolleginnen, die mit ihrer Arbeit, den Arbeitsbedingungen zufrieden sind und entsprechende Wertschätzung erfahren legen dafür einen wichtigen Grundstein.