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Vorwort

Anlässe gibt es genug

Wann sind Streiks geboten, wann verboten und wann ist eigentlich ein Generalstreik ein geeignetes Mittel zur Durchsetzung von berechtigten Interessen? Warum sollten Beamt:innen die gleichen Rechte haben? Und warum ist Frankreich „Streikweltmeister“ und wir eher EU-Schlusslicht?

„Bastele ein Schild, male deine Forderungen auf ein Stück Pappe, lege es mit der Vorderseite nach unten auf den Boden, befestige mit Klebeband einen dünnen Stock an der Rückseite und halte dann das Schild am Stock fest – nun kann der Streik beginnen.“ Im Pixi-Büchlein liest es sich kinderleicht, in der Arbeitswelt kann es schon das eine oder andere Ärgernis geben, wenn es um Arbeitsniederlegungen geht. Denn die meisten Arbeitgeber sind keine Streikfans, einige Vorgesetzte schüchtern sogar ein, und nicht alle Beschäftigten sind Gewerkschaftsmitglieder. Aber Streiken ist grundgesetzlich erlaubt. Es ist ein Menschenrecht.

Anlässe, bessere Arbeitsbedingungen im Bildungsbereich – auch mit Streiks – zu erkämpfen, gibt es genug, leider. In anderen gesellschaftspolitischen Bereichen gab es in den vergangenen 20 Jahren erfreulich progressive Entwicklungen, wie zum Beispiel den Mindestlohn (zu niedrig, aber immerhin), den Ausstieg aus der Atomkraft oder das Ende der Wehrpflicht – nur um drei Beispiele zu nennen. Aber das Bildungssystem tritt seit langem auf der Stelle. Der Fachkräftemangel ist besorgniserregend, die Inklusion steht nur auf dem Papier, und die Entlohnung ist auch oft nicht ausreichend. Das ist fatal und streikfördernd.

Grund genug für unsere Autorinnen und Autoren, die Formen und Facetten beim Thema Arbeitsniederlegungen zu beschreiben. Wann sind Streiks geboten, wann verboten und wann ist eigentlich ein Generalstreik ein geeignetes Mittel zur Durchsetzung von berechtigten Interessen? Warum sollten Beamt:innen die gleichen Rechte haben? Und warum ist Frankreich „Streikweltmeister“ und wir eher EU-Schlusslicht?

Die Redaktion schaut in der Regel nach vorn, aber bei der Auswahl der Motive für die Fotoserie haben wir GEW-Urgestein Jürgen Burger gebeten, GEW-Streikfotos aus alten Zeiten in unseren Archiven zu suchen. Die Bilder zeigen anschaulich, wie, weshalb und mit welcher Entschlossenheit in den vergangenen Jahrzehnten gestreikt wurde. Übrigens meistens mit Erfolg.

Die Redaktion wünscht viel Spaß beim Lesen und dabei wieder den einen oder anderen Erkenntnisgewinn. Über Rückmeldungen, Anregungen und andere Hinweise - nicht nur zu diesem Schwerpunkt - freuen wir uns.