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GEW Bremerhaven

Schlechtes Zeugnis für das Schulsystem – Stimmt das überhaupt?

GEW Bremerhaven zur Forderung des Zentralelternbeirates Bremerhaven, zum dreigliedrigen Schulsystems zurückzukehren

Bremerhaven –  Plakativ fordert der ZEB laut Berichterstattung der Nordsee-Zeitung vom vergangenen Samstag die Rückkehr zum dreigliederigen Schulsystem und die Abschaffung der Inklusion. Vielleicht ist die Erinnerung an das Jahr 2001 schon verblasst. Damals ging ein Aufschrei durch die Republik: Die ersten PISA-Ergebnisse wurden veröffentlicht und sie zeigten eines: Das „bewährte“ deutsche Schulsystem mit den Noten von Anfang an, seiner Vielgliederigkeit, Undurchlässigkeit und dem Mittel des Sitzenbleibens hatte nachweislich versagt – Deutschland war in vielerlei Hinsicht von Spitzenpositionen entfernt… Einzige Ausnahme: Die Kopplung des Schulerfolgs mit der sozialen Herkunft der Kinder war einzigartig hoch.

In diesem Wissen lohnt es sich, hinter die großen Lettern der Schlagzeilen zu schauen. Die eigentliche Aufklärung gibt der ZEB selber:

Bei einer Inklusion mit mehr Herzblut, Geld und Personal „wäre das Ergebnis anders ausgefallen“. Das stimmt.

Und es stimmt auch, dass wir mehr „Lehrer mit Qualität“ brauchen. Nur die gibt es derzeit unabhängig vom Schulsystem nicht, weder im Süden noch im Norden. Hier gilt es Druck auf die Politik nach höheren Ausbildungskapazitäten und besseren Arbeitsbedingungen zu machen. Ebenso kann man die Klassengrößen überprüfen und entsprechend des Lernbedarfs zusammenstellen.

Was allerdings nicht stimmt ist, dass durch Noten und Sitzenbleiben ein höheres Lernniveau erreicht wird. „Motivation“ erhalten Kindern, wenn die Lerninhalte ihnen weiterhelfen, die Welt zu verstehen, Noten retten das Bearbeitete bestenfalls bis zum nächsten Test. Der Disput um die Noten ist so alt wie es Noten gibt: Aktuell erhalten Kinder und Eltern schriftliche und mündliche Rückmeldungen über die Lernerfolge ausführlich wie nie zuvor. Wollte man eine (berechtigte) Kritik an diesen Lernentwicklungsdokumenten führen, muss man aber differenzierter nachfragen.

So entpuppen sich so manche Vorschläge als das, was sie sind: untauglich, die Situation zu verbessern. Darauf kommt es aber an!

Man kann die Sorge der Eltern verstehen, schließlich geht es um ihre Kinder. In der Not wird dann auf Rezepte der Vergangenheit zurückgegriffen, die aber auch nicht besser werden, wenn der CDU Spitzenkandidat zur Bürgerschaftswahl sie unterstützt.

Mindestens diesem geht es in Wahrheit um eine gesellschaftspolitische Weichenstellung. Die Gesellschaft der Bundesrepublik ist in Bewegung wie lange nicht mehr. Der Kampf um die „richtige“ Bildung ist darin wieder entbrannt. Dabei wird auch der ZEB nicht umhin kommen, sich zu entscheiden. Die Beantwortung wichtiger Fragen dürfte ein Maßstab sein:

  • Welche Bedeutung hat eine Behindertenrechtskonvention der UN für den ZEB?
  • Soll Geld – statt in eine individuelle Förderung der Kinder -  in ein paralleles (Förderschul-)System gegeben werden, um „Wahlfreiheit“ zu ermöglichen?
  • Wie parteipolitisch möchte der ZEB sich denn festlegen vor der Wahl 2019?

In diesem Zusammenhang sollte der ZEB auch die Verlässlichkeit seiner Fürsprecher prüfen! Meyer-Heder wird als Kronzeuge eines betroffenen Vaters über eine ganze Seite in der gleichen Ausgabe der Nordsee-Zeitung vorgestellt. Er sollte bei bildungspolitischen Aussagen vorsichtig sein. Seine Partei steht seit der Großen Koalition um die Jahrtausendwende nämlich für eine der größten Kürzungswellen im Bildungsbereich des Landes Bremen.

Für Nachfragen steht zur Verfügung: Bernd Winkelmann | 0162-97 31 230

GEW-Stadtverband Bremerhaven • Pressestelle
verantwortlich Bernd Winkelmann • E-Mail: winkelmann [at] gew-hb [dot] de

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Landesvorstandssprecherin
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