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GEW: „Unterrichtsausfall ist nur die Spitze des Eisbergs“ - Stellungnahme der GEW Bremen zur Online-Petition

Mit berechtigtem Zorn haben Bremer Eltern eine Online-Petition gegen den hohen Unterrichtsausfall an einigen Schulen gestartet, denn mit den vorhandenen LehrerInnenstellen ist die Unterrichtsversorgung nicht gesichert. Für die Beschäftigten in den Schulen stellt sich die Situation noch dramatischer dar. Ohne ihre regelmäßige unbezahlte Mehrarbeit und ihr Engagement wäre der Schulbetrieb an vielen Stellen nicht aufrecht zu erhalten.

Die Personalversammlung der Lehrkräfte hat die Senatorin für Bildung mehrfach aufgefordert, den Zustand zu beenden, dass fast alle Lehrkräfte dauerhaft und rechtswidrig bis zu drei Unterrichtsstunden im Monat ohne Vergütung vertreten müssen. Petra Lichtenberg, Landesvorstandssprecherin der GEW Bremen erläutert: „Das ist deshalb rechtswidrig, weil laut Gesetz diese Verpflichtung eigentlich auf Ausnahmefälle beschränkt sein sollte. In Wahrheit ist aber die zusätzliche Vertretung an vielen Schulen schon im Stundenplan der KollegInnen vorgesehen. Dabei haben sie in den letzten Jahren schon viele weitere Aufgaben bekommen. Erhöhte krankheitsbedingte Unterrichtsausfälle sind die Folge. Das ist ein unhaltbarer Zustand." Dieser Zustand sei nach und nach eingetreten, seitdem Bildungssenator Willi Lemke die reguläre Vertretungsreserve, die bis dahin jeder Schule im Grundbedarf zustand, abgeschafft habe, um Stellen einzusparen. Die Folge: Regelmäßig komme es zu fachfremden Vertretungen. Oft werde in den unteren Klassenstufen – vor allem an den Grundschulen – auch Unterricht durch Betreuung durch pädagogische Mitarbeiterinnen ersetzt oder Klassen würden einfach auf andere aufgeteilt. An vielen Schulen würde der Vertretungsunterricht überwiegend von StudentInnen gegeben.

Die geforderten 100 Stellen reichen nicht
Um einen verlässlichen Unterricht zu gestalten, brauchen die Bremer Schulen weit mehr als die von der Initiative geforderten 100 Stellen. Die grundlegende Unterfinanzierung der Bremer Bildung wird im Stadtstaatenvergleich deutlich: Bremen gibt im Vergleich zu Hamburg und Berlin pro SchülerIn 1100 Euro weniger aus (6300 statt 7400). Um die Schüler-Lehrer-Relation von Hamburg zu erreichen, müsste Bremen sofort 400 zusätzliche Lehrkräfte einstellen, im Vergleich zu Berlin sind es 350. Und auch in diesen beiden anderen Stadtstaaten gibt es noch Mehrbedarf, insbesondere für die Inklusion und die Ganztagsschulen. Laut Berechnung des Landesrechnungshofes braucht Bremen allein für die Inklusion und die Oberschulentwicklung 20 Mio. Euro jährlich mehr im Bildungshaushalt – das entspricht weiteren 400 Lehrerstellen.

Die Bremer Schulen brauchen wieder eine reguläre Vertretungsreserve
Die Antwort der Senatorin für Bildung auf die Beschwerden von Eltern ist regelmäßig der Verweis auf den Vertretungspool, der in den letzten zwei Jahren mehrmals aufgestockt wurde. Dieser Pool ist jedoch nur eine Notmaßnahme, der die grundlegenden Probleme von Unterrichtsausfall und unbezahlter Mehrarbeit nicht löst. Lichtenberg fordert: „Die Schulen brauchen in der Grundzuweisung von Lehrerstunden zum Schuljahresbeginn eine Vertretungsreserve von drei bis fünf Prozent, wie sie vor den Kürzungsmaßnahmen von Senator Willi Lemke vorhanden war. Es führt kein Weg daran vorbei: Der Bildungshaushalt muss kräftig aufgestockt werden!“