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Corona

GEW fordert tragfähiges Konzept statt krude Provokationen auf Kosten der Beschäftigten

Mit der Forderung nach einer übereilten Komplettöffnung erklären die politisch Verantwortlichen die Corona-Gefahr für beendet. Die Frage ist nur, ob auch das Virus sich an diese Anordnung hält.

Als „krude Provokation“ an die Adresse der Beschäftigten, so GEW-Landesvorstandssprecher Jan Ströh, müsse der Vorschlag der CDU aufgefasst werden, die Öffnungszeiten in Kitas im Schichtbetrieb von 7 bis 19 Uhr zu fahren. Auch am Samstag müssten Kitas geöffnet werden, so die CDU. Der Fraktionsvorsitzende der CDU, Thomas Rövekamp, und die kinderpolitische Sprecherin Sandra Ahrens hatten diesen Vorschlag am Donnerstag an den Bürgermeister herangetragen, nachdem Eltern ein detailliertes und lang überfälliges Konzept eingefordert hatten. GEW fordert tragfähiges Konzept zur Wiedereröffnung von KiTa und Schule statt krude Provokationen auf Kosten der Beschäftigten

Bremen – „Wir verstehen den Wunsch der Eltern, die Betreuung für ihre Kinder wieder schnell anzukurbeln. Alle Pläne der schrittweisen und kontrollierten Öffnung einfach über Bord zu werfen, bedeutet jedoch, ein Risiko für alle Beteiligten billigend in Kauf zu nehmen – dies bestätigen auch Virologen, wie der Leiter des Laboratoriums für Virusforschung, Andreas Dotzauer, der sich im Weser Kurier klar zu dem Thema äußert“, so Jan Ströh.

Statt die Situation zeitlich mehr zu entzerren, wird nun aufs Tempo gedrückt.

Im Grunde sollen diese politischen Machtkämpfe nur von Versäumnissen der politisch Verantwortlichen insgesamt ablenken – und zwar auf Kosten der Beschäftigten in Kita und Schule: „Die Corona-Krise zeigt jetzt wie ein Vergrößerungsglas die Versäumnisse der vergangenen Jahre auf“, sagt GEW-Landesvorstandssprecherin Elke Suhr. „Unzureichende Investitionen in die Räumlichkeiten der Bildungseinrichtungen, die mangelhafte Ausstattung der Lernenden und Lehrenden mit digitalen Medien und eine verfehlte Personalplanung verschärfen das Problem jetzt.“

Für die Öffnung der Schulen und Kitas steht weniger Personal zur Verfügung als vor der Krise.

Seit Wochen hecheln die Beschäftigten in Kita und Schule während der Coronakrise der Behörde und ihren fehlenden, verspäteten oder teilweise realitätsfernen Anordnungen hinterher – in der Hoffnung, irgendwie ihrem Bildungsauftrag gerecht zu werden. „Die Beschäftigten werden wenig bis gar nicht in die Entscheidungsprozesse einbezogen und fühlen sich somit nicht mitgenommen“, so Jan Ströh. „Andererseits wurde in den letzten Wochen vielen Menschen (und Kindern) mehr Verantwortung im Bereich Arbeitsschutz aufgebürdet, als angemessen war oder emotional auf Dauer verträglich ist.“ Leitungen stehen seit Beginn der Krise wöchentlich vor neuen Maßgaben, die sie ohne größere Unterstützung umsetzen sollen. Die Beschäftigten arbeiten häufig unter enormem emotionalen Druck.  

Mit der Forderung nach einer übereilten Komplettöffnung erklären die politisch Verantwortlichen die Corona-Gefahr für beendet. Die Frage ist nur, ob auch das Virus sich an diese Anordnung hält. Jüngste Beispiele bestätigen das Gegenteil, wie die Fälle mit Neuinfektionen in Bremerhaven, Frankfurt am Main oder in Leer zeigen.

„Wir laden die politisch Verantwortlichen gerne ein, sich persönlich vor Ort ein Bild der Situation zu machen – sowohl in Kitas als auch in Schulen“, so Jan Ströh.

Für Nachfragen steht zur Verfügung:
Jan Ströh 

Mehr Informationen:

Frühkindliche Bildung – GEW-Gutachten zu KiTa-Öffnungen

Der Arbeitsrechtler Wolfhard Kohte hat im Auftrag der GEW bisher insgesamt 4 Expertisen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz bei der schrittweisen Öffnung von Schulen und Kitas erstellt. 

Die Gutachten der GEW im Überblick:

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