Zum Inhalt springen

Schwerpunkt

Wie die GEW den ISB-Lehrkräften hilft

Abhängigkeiten an der Internationalen Schule Bremen

Ursprünglich gegründet, um für Kinder von Diplomat*innen und ausländischen Manager*innen englischsprachige Schulen anbieten zu können, schicken mittlerweile auch vermehrt inländische Eltern ihre Kinder auf internationale Schulen. Die meisten von ihnen sind teure Privatschulen; in Deutschland gibt es aber auch einzelne in staatlicher Trägerschaft. Insgesamt sind es mehr als 80 Schulen in Deutschland. Die Bremer Internationale Schule (ISB) ist eine Privatschule und wurde 1998 gegründet.

Ich habe Kolleg*innen gefragt, was sie bewegt in internationalen Schulen zu arbeiten: Einige reisen einfach gerne und wollen auf diese Art verschiedene Länder kennenlernen. Dafür nehmen sie dann auch den geringeren Lohn in Kauf, besonders in Europa. Das Personal der verschiedenen internationalen Schulen ist oft untereinander vernetzt. Diese Community wird sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene durch gemeinsame Veranstaltungen unterstützt. Diese bieten die Möglichkeit sich dann u.a. über Erfahrungen, Ressourcen, Projektideen etc. auszutauschen.

Rigides Vorgehen bei der Anerkennung als Lehrkraft

Durch die internationalen Hintergründe des Personals kommen viele unterschiedliche kulturelle Hintergründe und dadurch auch entsprechend unterschiedliche Ansätze für den Unterricht in die Schulen. Die Außendarstellung der Schulen bezieht sich auch entsprechend auf Toleranz, Weltoffenheit, Anti-Rassismus und Internationalität. Das Personal identifiziert sich mit diesen Werten, möchte neue Kulturen kennenlernen, sich in diesen bewegen und gleichzeitig in der Arbeitswelt in einer vertrauten Sprache kommunizieren. Manche Lehrkräfte kommen temporär als Partner*innen ausländischer Manager*innen nach Deutschland und finden in den Schulen ihrer eigenen Kinder Arbeit. Nicht selten schlagen Lehrkräfte dann aber auch Wurzeln und bleiben in einem Land oder auch an einer speziellen Schule. Auch familiäre oder andere private Gründe führen dazu, dass Lehrkräfte nach Deutschland kommen. Da ihre Lehrbefähigungen in Deutschland häufig nicht anerkannt werden, bieten sich internationale Schulen als Alternative an. Besonders am Anfang kommen Sprachbarrieren hinzu. In Bremen ist die Anerkennung als Lehrkraft besonders rigide und häufig mit hohen, nur schwer erfüllbaren Auflagen verbunden. Bei dem hohen Lehrkräftemangel im Land Bremen ein mehr als fragwürdiger Ansatz. Andere Bundesländer wie zum Beispiel Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern sind da weitaus flexibler.

Bessere Bezahlung

Das ISB-Personal ist nicht nur aufgrund der fehlenden Anerkennung ihrer Abschlüsse und teilweise ihrer sprachlichen Isolierung in einer besonderen Abhängigkeit von ihrem Arbeitgeber, sondern auch, weil es in der Region keine weiteren internationalen Schulen gibt. Die GEW begleitet seit 2019 unsere Mitglieder in der ISB intensiv. Wir unterstützen unsere wachsende GEW-Betriebsgruppe neben den Auseinandersetzungen für eine bessere Bezahlung auch in dem Bemühen, die sehr hohen Präsenzzeiten zu reduzieren. 2020 kam es dann auch zu einer Lohnerhöhung von 2,65 Prozent. Ein erster kleiner Erfolg. Die Zusage der Schulleitung vom Sommer 2021, für alle Lehrkräfte einen frei verfügbaren Block im Präsenzplan einzurichten, ist, trotz anderslautender Versicherungen, bislang nicht implementiert worden.

Von der ISB zu öffentlichen Schulen

Bundesweit hat die GEW begonnen, die Mitglieder der internationalen Schulen dahingehend zu unterstützen, sich selbst zu vernetzen und zu organisieren. Bei einem ersten Onlinetreffen im Januar nahmen mehr als 20 GEW-Mitglieder aus neun Bundesländern teil. Überregional soll Transparenz in der Bezahlstruktur geschaffen werden, da die Lehrkräfte oft deutlich weniger als Kolleg*innen im TV-L erhalten, die Schulleitungen hingegen oft deutlich mehr als Schulleitungen im öffentlichen Dienst. Digitalisierung und damit verbunden Datenschutz sowie Gesundheitsschutz wurden ebenfalls thematisiert, insbesondere auch die Notwendigkeit, Informationen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz auch auf Englisch vorzuhalten. Daran wird jetzt in der Gruppe gearbeitet. Mehrere ehemalige GEW Kolleg*innen der ISB arbeiten mittlerweile in öffentlichen Schulen in Bremen oder Niedersachsen. Ob in der ISB oder an anderen Schulen - sie sind unsere Kolleg*innen. Wir bleiben dran und unsere wachsende ISB-Betriebsgruppe auch.

Die letzten Klicks vor dem Druck: (vlnr) Werner Pfau, Karsten Krüger und der Grafiker Kai Becker bei der Schlussredaktion (Foto Mo 8. Febraur 2021)