Schwerpunkt
Wenn Schule zum Gefängnis wird
Wie sich Widerstand von Schüler:innen zeigt und warum
Der Widerstand von Schüler:innen zeigt sich in den vergangenen Jahren zunehmend vielfältig und deutlich. Ein zentrales Feld ist das außerschulische politische Engagement: Laut einer Studie der Universität Hamburg sind 88,6 Prozent der befragten Jugendlichen der Meinung, dass sich in Deutschland dringend etwas ändern muss. Mehr als die Hälfte (56,9 Prozent) ist bereit, selbst aktiv zu werden, um gesellschaftliche Probleme anzugehen¹. Dieser Wille zum Handeln manifestiert sich zunehmend in Protesten wie „Schule brennt, Politik pennt“². Doch Widerstand beginnt nicht erst auf der Straße. Auch im schulischen Alltag zeigt sich Protest, durch Unterrichtsverweigerung, Schwänzen oder stilles Fernbleiben. Allein in Bremen wurden laut „buten un binnen“ 720³ Bußgelder wegen Schulvermeidung verhängt. Oft wird solches Verhalten vorschnell als Faulheit abgetan, dabei handelt es sich häufig um eine Form des Widerstands gegen ein System, indem sich Schüler:innen vom System entfernen.
Warum gibt es Widerstand?
Widerstand kommt nicht aus dem Nichts. Der Widerstand kommt aus dem Schulalltag jeder Schüler:in. Für immer mehr Schüler:innen ist Schule kein Ort des Lernens und der Entfaltung, sondern ein Ort der Angst. Leistungsdruck, Notenstress, fehlende Unterstützung, psychische Belastungen und ein ständiges Gefühl, nicht zu genügen, prägen den Alltag vieler junger Menschen⁴. Dazu kommen überfüllte Klassen, ausfallender Unterricht, marode Gebäude und das Gefühl, in einem System festzustecken, das veraltet ist und eher funktioniert, um zu sortieren als zu fördern. Des weiteren fühlt sich Schule für immer mehr Schüler:innen wie ein Gefängnis an. Wie ein Ort, durch den sie sich durchzwingen müssen, anstatt sich wohlzufühlen. Trotz gesetzlich verankerter Schülervertretungen fühlen sich Schüler:innen durch blockierende Lehrkräfte und Schulleitungen, als würde es oft wenig Raum für Mitbestimmung geben. Das alles führt zu immer weiter verstärktem Widerstand von Schüler:innen. Widerstand ist kein Ausdruck von Respektlosigkeit, sondern ein Ausdruck des tiefen Bedürfnisses nach Veränderung.
Was wir uns als Schüler:innen wünschen
Wir wünschen uns, dass der Widerstand von Schüler:innen nicht einfach nur von den Erwachsenen geduldet wird, sondern dass es Veränderungen gibt, damit Schüler:innen sich auch wirklich wohler fühlen. Wir wollen, dass Schule für Schüler:innen nicht weiterhin ein Gefängnis ist.
- https://www.jumid.uni-hamburg.de/ergebnisse.html
- https://www1.wdr.de/nachrichten/landesschuelervertretung-schuelerproteste-bildungspolitik-100.html
- https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/schule-schulvermeider-bremen-100.html
- www.bosch-stiftung.de/de/publikation/deutsches-schulbarometer-befragung-von-schuelerinnen