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Schwerpunkt

„Unter permanentem Druck“

Der Personalrat von KiTa Bremen kämpft um bessere Arbeitsbedingungen bei den Erzieher:innen

Grit Wetjen | Personalratsvorsitzende bei KiTa Bremen

Grit Wetjen ist Personalratsvorsitzende. Sie hat dem Bildungsmagazin über die derzeitige Situation in den Kinderbetreuungseinrichtungen des städtischen Trägers berichtet. Dort sind 2.400 Kolleg:innen beschäftigt, die 9.000 Kinder im Alter von einem bis vierzehn Jahren betreuen, erziehen und bilden.

Die derzeitige Situation der Kolleg:innen ist sehr angespannt, die Nerven liegen blank. Durch die Pandemie und die damit verbundene, erhebliche Mehrarbeit fühlen sie sich physisch und psychisch hoch belastet. Die hohe Anzahl der von der Omikron-Variante betroffenen Kinder und Kolleg:innen verschärft die Lage noch einmal mehr. Und es ist kein Ende in Sicht! Zwar fallen keine Überstunden an, dafür sind die Kolleg:innen jedoch dem permanenten Druck durch die viel komplizierter gewordene Kommunikation mit den Eltern ausgesetzt. Die Eltern dürfen die Einrichtungen nicht betreten und müssen wegen der sich ständig verändernden Corona-Regeln immer wieder neu informiert werden. Auch die pädagogischen Abläufe in der KiTa müssen laufend der schwierigen Situation angepasst werden. All diese Einflüsse erschweren die eigentliche pädagogische Arbeit mit den Kindern erheblich. In dieser coronageprägten Legislaturperiode des Personalrates KiTa Bremen haben wir zumindest für die Kolleg:innen erreicht, dass die Einrichtungen jetzt digital besser aufgestellt sind. Pro Kita sind zwei Endgeräte Standard. Das ist immer noch nicht ausreichend, aber es ein kleiner Schritt nach vorne. Durch die ersten beiden Lockdown-Zeiten hat sich gezeigt, dass die durch Corona erzwungenen kleineren Gruppen vor allem für die Kinder mit Förderbedarf von Vorteil waren.

Stellen bleiben unbesetzt

Die vorgegebenen Betreuungsschlüssel werden weitgehend eingehalten, aber durch den Fachkräftemangel können wir nicht immer alle Stellen besetzen. Es darf nicht lockergelassen werden weiter für Kolleginnen und Kollegen zu werben, damit sie in den Beruf einsteigen. Dazu dienen neu geschaffene Ausbildungsmodelle wie Weiterqualifizierung von sozialpädagogischen Assistent:innen, Praxisintegrierte Ausbildung sowie eine zusätzliche finanzielle Unterstützung für die schulische Ausbildung. Das ist ein Schritt nach vorne. Trotzdem fehlen weiterhin viele Erzieher:innen. Das ist sehr bedauerlich, denn es zeichnet sich nicht nur für Bremen, sondern bundesweit ein riesiges Problem ab.

Das Land-Stadt-Gefälle

Wir geben uns alle große Mühe unsere Berufssparte wieder attraktiver zu machen. Aber natürlich ist die Stimmung vor Ort durch den Fachkräftemangel nicht gut. Das Land-Stadt-Gefälle, die Konkurrenz unter den Trägern sowie die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten einer Erzieher:in auch in anderen Bereichen tragen zu hoher Fluktuation bei. Der Personalrat hat sich neben der Akquirierung von Fachkräften unter anderem zum Ziel gesetzt, dass für Kinder mit Unterstützungs- und Hilfebedarf trotz fehlender Mittel eine bessere Konstellation erreicht wird. Weiterhin liegt dem Personalrat das Thema Gesundheitsschutz – und das auch schon vor Corona – sehr am Herzen. Die weitere Verbesserung der Digitalisierung behalten wir im Blick. Zu allen Punkten sind wir laufend im Gespräch. Die Kommunikation mit dem Arbeitgeber ist insgesamt gegeben, aber derzeit schwierig, denn nach einem Senator:innenwechsel werden die Karten neu gemischt.

Entlastungstag angebracht

Angesichts der fordernden Gesamtsituation halten wir es für angebracht unseren Kolleginnen und Kollegen eine Entlastung zu verschaffen. Ein zusätzlicher freier Tag pro Jahr könnte hier ein Zeichen der Wertschätzung sein. Dieses gilt es durchzusetzen. Selbstverständlich schaffen wir das nicht allein. Für die Umsetzung unserer Ziele brauchen wir den konstruktiven Austausch mit Politik und die Gewerkschaftsarbeit. Nur gemeinsam sind wir stark.