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Bildungspolitik

„Teilzeitgehalt, aber Vollzeitarbeit“

GEW-Forum vor der Bürgerschaftswahl: Schulalltag von zwei verschiedenen Seiten

Foto: Muriel Krieger

Wie sieht die Realität in Bremer Bildungseinrichtungen kurz vor der nächsten Bürgerschaftswahl aus? Fast alle bildungspolitischen Sprecher:innen der Bürgerschaftsparteien und die zuständige Senatorin selbst hospitierten auf Einladung der GEW an einem Vormittag in Schulen und in einem ReBUZ. Sie erlebten Unterrichtsstunden, sprachen mit den Schulbeschäftigten und berichteten nun bei einem GEW-Forum von ihren Erfahrungen. Danach stellten sich Yvonne Averwerser (CDU), Gönül Bredehorst (SPD), Christopher Hupe (Grüne), Sofia Leonidakis (Linke) und die Bildungssenatorin Sascha Aulepp den Fragen der Diskussionsteilnehmer:innen.

Lob und Wut

Ergebnis des Abends: der Schulalltag wurde sehr unterschiedlich beschrieben. Vom Podium gab es meist lobende Worte für die Lehrkräfte und den guten Unterricht. Problemlagen und Forderungen wurden moderat formuliert. Ganz anders die Zuhörer:innen. Sie sahen die Schulwirklichkeit wesentlich düsterer, ihre Fragen klangen oft verzweifelt und wütend, zum Teil hoffnungslos. In einem Punkt gab es aber keine zwei Meinungen: Das Hauptproblem – nicht nur in Bremer Schulen – ist der akute Fachkräftemangel und die negativen Folgen daraus.

„Weinend zusammengebrochen“

Es wurde schnell klar, dass noch sehr viel Arbeit (vor und nach Bürgerschaftswahl 2023) zu tun ist, um das Bremer Bildungswesen nachhaltig zu verbessern. Eine Auswahl von Zitaten, die an diesem Abend ausgesprochen worden sind, zeigt dies deutlich:

„Ich bin nur noch Betreuer, kein Erzieher.“ „Nach 90 Minuten bin ich oft schweißgebadet.“ „In Inklusionsklassen wird separiert.“ „Der Königsteiner Schlüssel muss weg.“ „Viele W-und-E-Kinder müssen zu Hause bleiben.“ „Beschäftigte vom Martinsclub müssen Unterricht abdecken.“ „Ohne personelle Kontinuität ist Beziehungsarbeit nicht möglich.“ „Vertretungsunterricht ist Alltag, keine Ausnahme.“ „Um zufrieden zu bleiben, mache ich Teilzeit, arbeite aber Vollzeit.“ „Eine Ausbildungsoffensive muss her, jetzt.“ „Wir brauchen kleinere Klassen und weniger Stundendeputat.“ „Lehrkräfte sind weinend zusammengebrochen.“ „Zehn Kinder mit Förderbedarf in einer Inklusionsklasse. Das kann nicht funktionieren.“ „Wir haben keine ZuP-Leitung, aber viele traumatisierte Schülerinnen und Schüler.“ „Die Arbeitgeber haben doch eine Fürsorgepflicht.“

100 Milliarden Euro für die Bildung

Nach den Zitaten folgten Versprechungen und Forderungen: „Lehrkräfte aus dem Ausland sollen schneller und leichter eingestellt werden“ (Aulepp). „Schulbeschäftigte sollten von Verwaltungsaufgaben entlastet werden (Bredehorst). „Den Ganztag, wo er nötig ist, schnell umsetzen.“ (Averwerser). „ReBUZ-Strukturen stärken“ (Hupe). „Wir haben eine soziale Notlage, darum 100 Milliarden Euro auch für die Bildung.“ (Leonidakis). Kein Widerspruch in der Runde. 

Podiumsdiskussion mit Senatorin und bildungspolitischen Sprecher*innen

Bildungspolitische Sprecher*innen der Bremer Parteien haben vor und nach den Ferien das Angebot der GEW angenommen, um an verschiedenen Schulstufen zu hospitieren. Sie waren an Oberschulen, in Grundschulen, in Vorkursen und einer temporären Lerngruppe und sind mit den Kolleg*innen vor Ort ins Gespräch gekommen.
Wir danken an dieser Stelle den Kolleg*innen für die Bereitschaft und die Zeit, mit der sie die Unterrichtsbesuche ermöglichten.
Wir erweitern nun das Spektrum und bieten dir die Möglichkeit, mit uns und den Sprecher*innen der Parteien zu diskutieren, Ideen, Praxisbeispiele und drängende Fragen anzubringen.

Podium:

  • Sascha Aulepp – Senatorin für Kinder und Bildung
  • Sofia Leonidakis – Die Linke
  • Christopher Hupe – Bündnis90/Die Grünen
  • Gönül Bredehorst – SPD
  • Yvonne Averwerser – CDU
  • Birgit Bergmann – FDP (angefragt)
  • Elke Suhr und Barbara Schüll – Landesvorstandssprecherinnen der GEW Bremen

Ort: Kwadrat | Wilhelm-Kaisen-Brücke 4, 28199 Bremen
Zeit: 28. September, um 18:00 Uhr

Hygienevorschriften:

Bitte beachten: auf den Fluren im  gesamten Gebäude des Kwadrats ist das Tragen einer FFP2-Maske erforderlich
(nicht auf dem Sitzplatz während der Veranstaltung)
Bitte an die Maske denken :-)