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Schwerpunkt

Sport, Senat und die Universität Bremen

Was eigentlich selbstverständlich zusammengehört(e)

Foto: GEW Bremen

 

Die offizielle Darstellung und die Wahrnehmung von Betroffenen gingen und gehen oft weit auseinander. Das trifft auf die Entwicklung von Sport und Sportstätten der Bremer Universität sicher zu. Ein fortwährender Kampf um den Erhalt der Ausbildung von Sport-Lehrkräften, Nutzungsmöglichkeiten der Sportstätten auch für Großveranstaltungen, Erhalt von Gebäuden, Sanierung von Schwimmhallen … musste geführt werden. Konnte die Uni sich anfangs mit großzügigen Sportmöglichkeiten für Studierende, Vereine, Schulen und Wettkämpfe brüsten, sind diese Zeiten schon länger vorbei.

 

Abgeschafft

Neben der Aufgabe von Fächern wie Sonderpädagogik, Arbeitslehre, Deutsch als Fremdsprache wurde auch der Sportstudiengang vom UN-Beauftragten für Sport (!) und ehemaligem Aufsichtsrat bei Werder (!), dem SPD-Bildungssenator Willi Lemke, gestrichen. Dem Personalrat Schulen wurde damals auf Nachfrage mitgeteilt: „Die Sportlehrerausbildung wird die Universität in Oldenburg für Bremen mit übernehmen.“ Selbstredend gab es darüber keine schriftlichen Absprachen, heute ist der Mangel eklatant. 60 Prozent des Fachunterrichts Sport wird fachfremd erteilt - dies schon im Jahr 2017 die Antwort des Senats auf eine Anfrage!

 

Hat man den Wegfall der Ausbildung von Sonderpädagog:innen noch versucht in Modulanbindung an das Lehramtsstudium leidlich aufzufangen, ist es im Sportbereich bis heute nicht korrigiert worden. Ja, es gibt die Forderung (seit Jahren). Ja, es gibt Pläne der Wiederaufnahme des Studiengangs. Und ja, es dauert in Bremen sehr, sehr lange, bis Maßnahmen ergriffen werden. Das ist heute wie damals der mangelnden Finanzierungsmöglichkeit geschuldet. Warum hat man Studiengänge abgeschafft? Nicht, weil sie sinnlos wurden, sondern weil sie finanziert werden mussten. Und eine Drittmitteleinwerbung für „Exzellenz“ erschien immer lukrativer und ist wohl auch inzwischen gang und gäbe. Anders als die immer knappen Mittel der Ausgaben für Lehre und Ausbildung. Das ist bis heute so geblieben.

 

Misstrauen angebracht

Da das Bildungs- und Wissenschaftsressort bisher immer von der SPD geführt wurde, stellen wir fest: Es hat nicht funktioniert. Sie haben es nicht hinbekommen. Die Bedingungen selbst für einen einfachen Schwimmkurs für auch durch Corona noch zusätzlich gebeutelte Grundschulkinder haben sich an der Universität nicht verbessert. Das Unibad ist fast ausgetrocknet, der Turm nach 40 Jahren noch nicht eingestürzt. Immerhin wird durch den Bau des Hallenbades in Horn mit 50-Meter-Becken die völlige Provinzialität Bremens für Schwimmsport verhindert.

 

Nun wird aktuell taschenlampenmäßiges Funzellicht für das Ende des Tunnels als leuchtende Zukunft gepriesen: Eine Machbarkeitsstudie für 80.000 Euro wird in den nächsten Monaten erstellt. Im Klartext heißt das natürlich in erster Linie, ob es finanziell machbar ist, was sonst. In der Vorlage für die Sitzung des Senats am 9. Februar 2021 „Planungsmittel für eine Machbarkeitsuntersuchung der Sanierung der Sportstätten der Universität Bremen“ steht: „Im aktuellen Wissenschaftsplan 2025 ist folgende Zielsetzung festgelegt: Das Land beabsichtigt, an der Universität Bremen unter fachlicher Beteiligung des Bildungs- und des Sportressorts eine Ausbildung für das Lehramt an Grundschulen und das Lehramt an Gymnasien/Oberschulen im Fach Sportpädagogik wieder aufzunehmen. Die erforderlichen Stellen, Personalmittel und Investitionsmittel für die Sportstätten an der Universität Bremen (Sanierung und ggf. Neubauten sowie laufende Kosten zum Wert- und Funktionserhalt) wird das Land Bremen bereitstellen“.

 

Und weiter:

Die „Expertenkommission soll Vorschläge zur Ausrichtung des Fachprofils und zur Denomination der einzurichtenden Professuren in Abstimmung mit der Universitätsleitung erarbeiten. Ausweislich einer Machbarkeitsstudie des Fachinstituts für Hochschulforschung (HIS) in Hannover benötigt die Universität für zukünftige Studienprogramme und Forschungsaufgaben im neu einzurichtenden Fach Sport und für den Hochschulsport lediglich 25 Prozent der derzeit vorhandenen Sportanlagen. Der gesamte finanzielle Bedarf für die Sanierungen auf Basis einer ersten baufachlichen Kostenprognose beträgt rund 28 Millionen Euro. Sie sind für den Sporthallenbereich mit rund 14 Millionen Euro kalkuliert und für den Sportplatzbereich mit rund 1,2 Millionen Euro beziffert. Die Kosten der Grundsanierung des sogenannten Sportturms werden auf 12,7 Millionen Euro geschätzt.“ „Die Ausfinanzierung der Baumittel wäre Bestandteil der Beratungen zur Finanzplanung ab dem Jahr 2024. Der gesamte Prozess soll so gesteuert werden, dass für eine mögliche Aufnahme des Studiums Sportpädagogik im Wintersemester 2023/24 erste Nutzungen stattfinden könnten und im weiteren Verlauf des Studiums eine volle Nutzung der gesamten Sportanlagen möglich wäre.“

 

Fazit

Wir sind sehr skeptisch nach Erfahrungen von fehlenden Schulturnhallensanierungen: Beispiele sind die Grundschule Am Halmer Weg (Bauzeiten von mehr als zehn Jahren); Oberschule Ohlenhof (Zusammenbruchgefahr); Grundschule Am Alten Postweg (Abriss-Entscheidung); Horner Halle (gesperrt, diese Halle wurde jetzt vom Verein übernommen, wird geflickt und soll dann ab Februar halbwegs benutzbar sein)... und enorm viel Politikerversprech der letzten Jahre. Warten wir es ab oder bitten die politischen Entscheider um einen Rundgang im Sportturm der Uni: „Der Weg durch die Räume, Flure und Anlagen des Sportturmes gleicht einer Schäden-Schau. Schimmel an der Decke, Risse im Boden, defekte Rohrleitungen, Wasserflecken an den Wänden. Im Umkleidetrakt droht die Schadstoffbelastung: Unter den Bodenfliesen befindet sich Asbest in den Spachtelmassen, in den

Decken sind künstliche Mineralfasern (KMF) zu finden.“ Weiter WK: „Uni-Kanzler Martin Mehrtens (rechnet) für die Grundsanierung des gesamten Sportturmes und der dazu gehörigen Anlagen mit 28 Millionen Euro.“ Und ohne Sport-Anlagen, evtl. digital, ist ein Sportstudium nicht wirklich möglich und sinnvoll. Oder? 