Streik im TvÖD
Schulbeschäftigte erklären breite Solidarität mit den streikenden Kolleg*innen
In einer fulminaten Rede unterstreicht Landesvorstandssprecher Fabian Kinz den Zusammenhalt der Kolleg*innen in den verschiedenen Bildungsbereichen - in KiTa, Schule, Jugendhilfe, Hochschulen und Weiterbildung
Rede von Fabian Kinz - Landesvorstandssprecher der GEW Bremen auf der Personalversammlung der Schulbeschäftigten am 25. Februar 2025
Unsere Gesellschaft erlebt aktuell eine der schwersten Bildungskrisen.
Es braucht eine Bildungswende, denn ein enormer und sich vergrößernder Mangel an Fachkräften trifft auf ein veraltetes, unterfinanziertes und segregiertes Bildungssystem, welches sozial ungerecht ist. Es fehlen zig Milliarden in den Bildungseinrichtungen, aber Gute Bildung gibt es nicht zum Nulltarif.
Hier in Bremen beispielsweise wird im Vergleich zu den anderen Stadtstaaten viel zu wenig in die Bildung investiert. Ohne eine gute Ausstattung und ohne Investitionen in die Infrastruktur geht die Bildung noch mehr den Bach runter.
Als Gewerkschaft fordern wir die finanziellen Einnahmen der öffentlichen Hand zu verbessern, indem wir die Steuerpolitik reformieren, einkommensschwache Schichten entlasten und einkommensstarke in ihre gesellschaftliche Pflicht nehmen. Dazu gehört die Wiedereinführung der Vermögensteuer – das heißt Superreiche zur Kasse. Es muss Schluss sein mit dem Investitionsverbot Schuldenbremse!
Bildung wird von Menschen gemacht. Deshalb braucht es für eine gute Bildung vor allem gut ausgebildete, motivierte Fachkräfte. Bildungsprofis, vor allem in KiTas und Schule und in der Jugendhilfe.
Es braucht aber Arbeitsbedingungen, die es uns erlauben, sich auf unser Kerngeschäft zu konzentrieren – die Pädagogische Arbeit! Wenn aber, an allen Ecken Personal fehlt, wenn immer nur Lücken gestopft und Engpässe überbrückt werden, bleibt keine Zeit mehr. Wenn aber, an allen Ecken Personal fehlt, wenn immer nur Lücken gestopft und Engpässe überbrückt werden, bleibt keine Zeit mehr. Gute Bildung braucht gute Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung, damit die Bildungsberufe wieder attraktiver werden. Nur so lassen sich qualifizierte Fachkräfte für diese tolle Arbeit gewinnen.
Wir sind als GEW eine Gewerkschaft für alle Beschäftigten an Schule – alle Berufsgruppen – bspw. neben uns Lehrkräften, und hier auch nochmal ein persönliches Moin an alle Back To Schooler:innen und Referendar:innen – Erzieher:innen, Schulsozialarbeiter:innen, fachkräfte für Inklusion, Pflegekräfte oder oder oder...
Gute Bildung braucht gute Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung, damit die Bildungsberufe wieder attraktiver werden. Nur so lassen sich qualifizierte Fachkräfte für diese tolle Arbeit gewinnen.
Die GEW, ist eine Bildungsgewerkschaft, die überall dort für gute Bildung und bessere Bedingungen streitet, wo Menschen bilden, Bildungsprozesse von Kindern und Jugendlichen begleiten und sich selber (weiter-) bilden: In der Kita, in der Jugendhilfe, in Schule, in der Hochschule, in der Erwachsenen- und Weiterbildung, sowie in sozialen Einrichtungen.
Zur Zeit sind die TVÖD – Verhandlungen, die nach zwei Runden ergebnislos geblieben sind weil die Arbeitgeber es wieder mal nicht für nötig befunden haben, ein Angebot vorzulegen. Parallel zu dieser Personalversammlung haben ver.di und GEW ihre Mitglieder in KiTas in Bremen sowie Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes zum Streik aufgerufen.
Wir zeigen Solidarität
Selbstverständlich zeigen wir uns gegenüber unseren Kolleg:innen bspw. in den Kitas oder den Beschäftigten Jugendhilfe solidarisch:
Viele von euch sind bestimmt davon als Eltern betroffen, wenn die Einrichtungen geschlossen sind und das stellt uns alle vor Herausforderungen der Vereinbarkeit von unserer Lohn- und Carearbeit
ABER, wenn Kitas dauerhaft ihre Öffnungszeiten aufgrund von fehlendem, gut qualifizierten Personal schließen müssen, wenn Betreuungszeiten eingeschränkt werden müssen, weil das Personal unter den Belastungen zunehmend zusammenbricht, ist das viel schwerwiegender.
Personalgewinnung, Entlastungsmaßnahmen und gute Arbeitsbedingungen führen nachweislich dazu, dass weniger Kolleg*innen krank werden oder ganz den Beruf verlassen.
Außerdem: Durch die vielen nicht besetzten Stellen fühlen sich die Kolleg*innen zusätzlich stark unter Druck gesetzt. Die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes - also natürlich auch die Bildungsbeschäftigten - haben deshalb eine bessere Bezahlung und mehr freie Zeit verdient.
Daher brauchen wir gerade JETZT einen guten Tarifabschluss!
Diese Tarifrunde ist richtungsweisend auch für die nächsten Tarifverhandlungen im TV-L – also der Länder, der für uns an Schule Beschäftigten gilt!
Und am heutigen 25. Februar wurden hier in Bremen daher wieder Beschäftigte des ÖDs zum Streik aufgerufen.
Eine klare Botschaft:
Erzieher*innen in der frühkindlichen Bildung sind DIE Fachkräfte, die tagtäglich die Verantwortung für die Zukunft unsere Kinder tragen. Sie halten unsere Gesellschaft am Laufen.
Nun sind diese Erzieher*innen an ihrer persönlichen Leistungsgrenze angekommen. Die Anforderungen steigen stetig, doch die Bedingungen, unter denen hier gearbeitet wird, verbessern sich nicht. Ganz im Gegenteil!
Wir wollen keine Aufbewahrung! Sondern Erziehung, Bildung und Betreuung! Erzieher*innen betreuen die Zukunft dieses Landes!
Die Werte, die unsere Kinder in den Kitas lernen, die Weltanschauungen, die sie prägen – das alles hängt von den Erzieher*innen ab.
Wie kann es unseren Politiker*innen egal sein, wie unsere Kinder gefördert und gebildet werden?
Kinder, die in überfüllten Kitas nicht die individuelle Aufmerksamkeit bekommen, die sie brauchen, zeigen oft auffälliges Verhalten, weil dies eine ihrer wenigen Möglichkeiten ist, wahrgenommen zu werden. Diese Verhaltensweisen sind oft Ausdruck von Frustration oder dem Bedürfnis nach emotionaler Zuwendung, die sie im Alltag zu wenig erhalten.
Später, in der Schule, wundern wir uns, also bspw. die Lehrer*innen, Schulsozialarbeiter*innen und Erzieher*innen an Schule, über diese Kinder.
Unsere Verfassung, das Grundgesetz, erkennt Kinder nur als „Regelungsgegenstand“, nicht als eigenständige Rechtsträger an. Die GEW fordert seit vielen Jahren immer wieder die Politiker:innen auf:
Nehmen Sie die Kinderrechte endlich ins Grundgesetz auf. Und setzen sie die Prioritäten an der richtigen Stelle: Wir wollen Bildung und keine Aufbewahrung! Daher: Wir brauchen endlich ein echtes Kita-Qualitätsgesetz!!!
“Wer sich nicht bewegt, spürt seine Fesseln nicht.”
Am Ende seiner Rede forderte der Landessprecher die Personalversammlung auf, sich mit den streikenden Kolleg*innen zu verbünden.
Mit einem klaren und deutlichen Zeichen erklärte sich die Personalversammlung solidarisch mit allen Kolleg*innen, die von dieser Tarifrunde betroffen sind und unterstützt die Forderungen dieser TVÖD- Runde:
- 8 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 350€ monatlich
- Höhere Zuschläge für besonders belastende Tätigkeiten
- Ausbildungsvergütung und die Entgelte für Praktikant*innen sollen um 200€ monatlich steigen.
- Ein „Meine-Zeit-Konto“, in dem die Beschäftigten Entgelterhöhungen und Zuschläge flexibel und passgenau ansparen können, um sie zur Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit oder für zusätzliche freie Tage beziehungsweise längere Freistellungsphasen zu nutzen
- Einen zusätzlichen Tag für Gewerkschaftsmitglieder
Komplette Rede im Wortlaut [hier…]