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Bundeswehr

»Schöner Sterben«

Berufswunsch Schießen (scharf) und Jagen (Jagdfliegen) weltweit - Bundeswehr heute

Foto: Colourbox.de

Achtzig Jahre nach Kriegsbeginn macht es Sinn über eine Laufbahn bei der Bundeswehr nachzudenken. Die Bundeswehr bezeichnet es nicht als Beruf, sondern als Karriere-Berufung. Das Wort Frieden taucht selten auf. Wo Köhler noch zurücktrat, Gauck machte »unsere Verantwortung« in der Welt hoffähig. Deutschland liefert Waffen in Kriegsgebiete, Deutschland ist einer der größten Waffenproduzenten und –lieferanten in der Welt. Deutschland verdient einerseits Geld an Konflikten, gleichzeitig will man den deutschen, wirtschaftlichen Einfluss in der Welt vergrößern. Das passt zusammen. Die Mehrheit der Deutschen möchte aber eine Friedenspolitik, die Bundeswehr hat Mühe, Menschen zu finden, die die Gefahr nicht erkennen, die ihr Engagement mit Waffen bedeutet.

Das ist gut so.

Der Beweis, dass das Militär die Demokratie sichern könnte, ist bis heute nirgends erbracht. Gerade für Deutschland war eine vollkommene Entmilitarisierung vorgesehen. Nach zwei angefangenen und verlorenen Weltkriegen wird ein dritter nur umso verheerender und sollte auf jeden Fall vermieden werden. Auf militärische Stärke und Abschreckung durch Bedrohung zu setzen, ist das falsche Signal. Eine friedenspolitische, vertrauensbildende Initiative auch gegenüber Russland, eine kritische Auseinandersetzung mit den USA und ihrem jährlichen Kriegspotenzial der 800 Milliarden und ihren vielfältigen Bedrohungen (Venezuela, Korea, Iran) ist nötig und vernünftig.

Diese Erwartungen erfüllt die jetzige Groko, die Verteidigungsministerinnen von der Leyen und AKK der CDU, nicht. Diese setzen verstärkt auf eine Aufrüstung, die nach Erfüllung der US-Ansprüche auf zwei Prozent einen höheren Wehretat als Russland aufzeigen würde. AKK: „Wir denken an einen Flugzeugträger“? Wer bedroht heute wen? Diese Frage muss sich jeder stellen, besonders natürlich die, die vor einer Berufswahl stehen und für die die Bundeswehr eine Option sein könnte.

Wir raten ab.

Die Werbekampagne der Bundeswehr könnte auch als »schöner Sterben« durchgehen, denn gezeigt werden gut gekleidete, fesch aussehende Frauen und Männer, alles sauber. Du kannst Sport treiben, laufen, fahren, klettern und skilaufen… Nötig wäre aber, auf die vielen Traumatisierten hinzuweisen, die nach ihren sportlichen Einsätzen am Hindukusch in ärztlicher Behandlung sind. Deren Bilder im Kopf sehen völlig anders aus als die Werbefotos der Bundeswehr-Mechandisingagentur. Hier wird viel heiße Luft produziert wie „attraktives Vergütungspaket“, „besondere Herausforderungen“, Studium als Pilot, aber „16 Jahre Dienst und Auslandseinsätze“, „Kameradschaft“, „eigenes Potenzial“, zusammen „mit Alliierten“...«auch wenn sie (Konflikte und Krisen) sich in weit entfernten Regionen abspielen, können sie die Sicherheit Deutschlands gefährden«.

Lässt sich die „Beratung« durch Werbeoffiziere auf Messen manchmal schlecht verhindern, sollten die Schulen ihren Aufklärungs- und Erziehungsauftrag ernst nehmen und die Fakten liefern. So wissen viele Jüngere nicht, dass der erste Einsatz der Bundeswehr im Balkankrieg unter Führung von Rot-Grün erstens auf Fake-News aufgebaut war und zweitens völkerrechtswidrig war.

Und man sollte auf das vielleicht verführerische Neusprech auf der „Jugendseite“ hinweisen („Fakt der Woche: ein MAN-Laster wiegt soviel wie sieben Elefanten“). Die kommt komischerweise schwarz gesprenkelt daher. So wie der Dreck, der bei Bombardierungen aufspritzt? Vielleicht ist der Tod ein Master (oder Bachelor) aus Deutschland Gut, dass die jugendlichen Sprenkel nicht rot ausgefallen sind, denn von Blut, Verletzung und Tod wird nirgends gesprochen. Darauf sollten Lehrkräfte hinweisen und auch die geschichtlichen Erfahrungen einbringen, wenn möglich noch mit Augenzeugen oder Nachfahren aus Kriegsgebieten. Meine Urgroßmutter hat in einem Dorf mit 150 Einwohnern sechs Söhne beim Angriffskrieg auf Russland im Zweiten Weltkrieg verloren, mein Vater war in US-Gefangenschaft. Damit fällt die Berufswahl sicherlich leichter.
Macht Euch selbst ein Bild: im InterNet oder lies den Roman „Der erste Stein“ von Carsten Jensen, besonders für PC-Freaks geeignet.