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Schlechtes Zeugnis für Schönrechner

Massiver Lehrkräftemangel wird kleingeredet

Mathematik ist ein wichtiges, aber auch ein ambivalentes Schulfach. Die einen lieben es, die anderen halten es für gänzlich unattraktiv. Zwischen Oster- und Sommerferien mussten sich viele Bremer Schülerinnen und Schüler bei Rechenaufgaben beweisen, Abschlussprüfungen bestehen. Diejenigen, die es nicht geschafft haben, brauchen sich nicht groß zu grämen. Denn auch die Chefin der Bildungsbehörde hat zwar ihre Schullaufbahn mit Erfolg gemeistert (Abitur), aber trotz „Lieblingsfach Mathematik“ (Bild-Zeitung) geht Claudia Bogedan mit Zahlen nicht korrekt um. Die Senatorin rechnet schön. Ein Beispiel: Die SPD-Politikerin sagte im Mai, dass dem Land Bremen 2019 mit 600 frisch ausgebildeten Referendare/innen doppelt so viele Lehrkräfte zur Verfügung stehen wie neue benötigt werden (buten un binnen).

Das ist gleich mehrfach irreführend und falsch: Von den 600 Nachwuchslehrkräften bleiben bei weitem nicht alle in unserem schönen, aber pädagogisch mäßig attraktiven Stadtstaat. Nur etwa 80 Prozent arbeiten nach der Ausbildung weiter in Bremen. In Bremerhaven sogar nur 50 Prozent. Sie gehen in Bundesländer, wo sie vor allem mehr Geld bekommen und weniger unterrichten müssen (siehe auch Berichte auf den Seiten 13 und 20).

Nahezu 100 Lehrerstellen sind nach wie vor unbesetzt. Andererseits steigen die Schülerzahlen deutlich an. Gründe: Mehr Geburten seit 2007 und geflüchtete Kinder werden schulpflichtig. Zudem sind mehr als 200 Vollzeitstellen mit Vertretungskräften ohne 2. Staatsexamen besetzt. Die meisten von ihnen haben befristete Jobs.

Die Schüler-Lehrer-Relation bleibt schlecht, weit schlechter als in Hamburg oder Berlin. Statt in diesem bereich über minimale Verbesserungen zu jubeln, sollten die Entscheider im Rembertiring einfach ehrlicher mit Zahlen umgehen. Das meint auch die Basis, die 2019 wieder wählen darf: Mit Bogedans Politik sind nur noch 13 Prozent der Begragten zufrieden, 79 Prozent gar nicht (Umfrage im Weser-Kurier). Schüler, Eltern und Lehrkräfte wollen ehrliche und korrekte Zahlen. Dann besteht auch die Chance auf ein besseres Zeugnis.