Moment Mal
Rosarot
Die Senatspressestelle und die Realität
Die Pressestelle des Bremer Senats soll und will informieren. Das tut sie in der Regel mit Pressemitteilungen, die bestenfalls wahrheitsgemäß sind. IdealenNeise soll den Redaktionen und der Öffentlichkeit alles Wichtige mitgeteilt werden, damit die Realität eins zu eins abgebildet wird.
Seit Schuljahresbeginn haben wir von dortzum Beispiel erfahren, dass Senatorin Sascha Aulepp „richtig stolz" ist, dass in der Stadt Bremen „lediglich 75 Lehrkräftestellen unbesetzt sind" (7. August). Im kleineren Bremerhaven sind es offiziell sogar 126 Vollzeiteinheiten. Nicht vermeldet wurde, dass die wirkliche Zahl fehlender Kräfte wesentlich höher ist. Denn befristete Teilzeit, Abordnungen, Langzeiterkrankungen, Elternzeit etc. wurden bei der Behördenstatistik nicht berücksichtigt.
Eine bewusste Verschleierung.
Am 6. September wurde mitgeteilt, dass an der Oberschule Ronzelenstraße mit einem „spektakulären Neubau" eine „bundesligataugliche Sporthalle" eingeweiht wurde. Kostenpunkt: Mehr als 20 Millionen Euro.
Nicht vermeldet wurde, dass im Land Bremen viele Turnhallen marode, unbenutzbar oder gesperrt sind. Viele Sportstunden können deshalb nicht stattfinden. Der Landessportbund (LSB) hatte dem Senat deshalb mit Kündigung der Kooperation gedroht. Übrigens: LSB-Präsidentin Eva Quante-Brandt war früher als Ex-Bildungssenatorin mitverantwortlich für das Sporthallendesaster. Eine Kehrtwende.
Ebenfalls am 6. September titelte die Pressestelle „Bremen begibt sich aufWeg zur Haushaltssanierung". Es deutet aber alles daraufhin, dass dieser Weg kein kurzer sein wird. Aktuell fehlt es an sehr viel Geld - vor allem in den Ressorts Soziales, Umwelt,Justiz und Bildung. Diese vier wichtigen Politikbereiche müssen derzeit mit Haushaltssperren klarkommen. Pressemittteilungen darüber gab es nicht. Natürlich auch keine Informationen über Hintergründe oder negative Folgen. Zum Beispiel über die Entscheidung, die Klassenstärken im Bildungsgang „Berufsorientierung mit Sprachförderung" (BoSp) zu erhöhen, um Lehrkräfte zu sparen.
Gut, dassJournalist:innen nicht nur die rosarot gefärbten Senatsmitteilungen als Quelle nutzen. Ansonsten könnte zum Beispiel das Bremer Bildungswesen - frei nach Helmut Kohl - glatt als blühende Landschaft durchgehen.