Bremen – Unter dem Titel „Studierende in die Schule“ diskutierten die Personalrätin Angelika Hanauer, die Masterabsolventin Stefanie Geue und GEW-Landesvorstandssprecher Bernd Winkelmann mit dem Konrektor für Lehre und Studium der Uni Bremen, Prof. Dr. Thomas Hoffmeister, über die Situation von Studierenden, die während ihres Studiums Vertretungsunterricht an den Schulen des Landes Bremen geben. Die Einschätzung war einvernehmlich: Durch den Mangel an Lehrkräften befinden sich die Schulen in einer Notsituation, die als solche auch benannt werden muss.
Und: Praxisanteile im Studium sind sinnvoll und notwendig, die Bedingungen für die Studierenden müssen allerdings stimmen.
Alle Diskussionsteilnehmer*innen unterstrichen den Maßstab einer qualitativ hochwertigen Ausbildung für Lehrkräfte. Hinsichtlich der Wissenschaftlichkeit, Fachlichkeit sowie eines theoriegeleiteten Praxisbezugs dürfe es keine Abstriche geben. Deshalb kann der Quereinstieg von Personen mit anderen beruflichen Qualifikationen auch nicht als neues dauerhaftes Verfahren zur Lehrer*innenbildung angesehen werden. Quereinsteiger*innen leisten in der aktuellen Situation wertvolle Arbeit, für die sie berufsbegleitend, vom Staat finanziert und unter akzeptablen Bedingungen weitergebildet werden müssen. Diese Maßnahmen bleiben aber der derzeitigen Not des Fachkräftemangels geschuldet.
Deshalb muss man auch unterscheiden, in welcher Funktion Studierende in die Schulen gehen. Deren Tätigkeit muss ihrer Ausbildung zuträglich sein, um perspektivisch umfänglich ausgebildete Kolleg*innen an die Schulen zu bekommen.
Ein kurzfristiger Feuerwehreinsatz zum Ausgleich der mangelhaften Unterrichtsversorgung reicht als Zielstellung nicht, sondern kann das Studium sogar verlängern.
Dies bedeutet aber für den Einsatz der Studierenden an Schulen: Weniger (eigenverantwortliche) Unterrichtsstunden und bezahltes Mentoring als Unterstützung vor Ort. Letztes ist zwingend nötig, eine „Selbstreflexion“ der Unterrichtstätigkeit wird nicht reichen und die Aneignung falscher Routinen ist später nur schwer auszugleichen.
In einem zweiten Diskussionsstrang versuchte die Runde Perspektiven für eine ausreichende Versorgung mit Lehrkräften zu entwickeln. Die Mittel bleiben begrenzt in Bremen (auch nach 2020), die Einrichtung neuer Studiengänge dauert Jahre, deren Akkreditierung ist ein aufwändiger Prozess. Was weiterhin wirklich irritiert, ist die fehlende Datenlage tatsächlicher (Fach-) Bedarfe. Schon wird von interessierter Seite unverantwortlicherweise ein neuer Lehrerüberhang für das nächste Jahrzehnt herbeigeredet. Deshalb müssen die relevanten Daten endlich erhoben und die Parameter der Schulentwicklung zuträglich definiert werden. „Inklusion“ hat auch mit Migration und Armut zu tun. Diese Kriterien müssen in jede Bedarfsplanung für pädagogisches Personal einbezogen werden.
Für Nachfragen steht zur Verfügung: Bernd Winkelmann | 0162-97 31 230