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Ping-Pong-Spiel ins Aus

Kurzgeschichte zur Schließung der Sportwissenschaften an der Uni Bremen

Seit 2005 wurde in der Universität Bremen - begleitet von heftigen Protesten -  der Hochschulentwicklungsplan V (HEP V) für die Planung der Professuren und Fachgebiete bis 2015 diskutiert. Grundlage waren vor allem die im Wissenschaftsplan des Landes vorgegebenen rigiden Sparmaßnahmen. Nach einem Vorschlag der Arbeitsgruppe des Akademischen Senats sollte unter anderem die kurz vor einer Wiederbesetzung stehende Professur für Sportpädagogik gestrichen, in Konsequenz die Lehramtsausbildung im Fach Sport eingestellt werden. Mitglieder des Instituts antworteten mit einem ausführlichen Memorandum über die Notwendigkeit, die Lehramtsausbildung im Fach Sport fortzusetzen, und machten konkrete Vorschläge zu den personellen Erfordernissen und zukunftsweisenden Entwicklungen. Diese fanden in der Uni-Leitung mit Hinweis auf die Sparvorgaben des Landes jedoch kein Gehör.

Es entwickelte sich ein Ping-Pong-Spiel zwischen Uni-Leitung und dem damaligen Wissenschaftssenator. Die Uni-Leitung argumentierte, die Schließung des Sportinstituts sei wegen der Sparvorgaben alternativlos, der Wissenschaftssenator erwiderte, die Universität beschließe autonom. Verantwortung für die absehbaren Folgen übernahm keiner.

Ein Beschluss im eigentlich zuständigen Akademischen Senat kam aufgrund heftiger und andauernder öffentlicher Proteste nicht zustande, sodass im April 2008 schließlich ein entsprechender Rektoratsbeschluss über den HEP V erfolgte. Die Aufnahmequote für Studierende im Lehramt Sport wurde auf Null gesetzt, die letzten Studierenden absolvierten hier im Sommer 2013 ihren Studienabschluss. In Folge mussten viele befristet angestellte, hoch qualifizierte Lektor*innen die Universität verlassen.

Mit dem Beschluss des Akademischen Senats vom Juli 2016 wird nun auch das letzte sportwissenschaftliche Studienangebot im (nicht-schulischen) Bachelor-Studiengang spätestens im Frühjahr 2018 eingestellt.

Inzwischen hatte sich die Situation im bremischen Schulsport insbesondere an Grundschulen dramatisch verschlechtert. Ausfall von Sportunterricht und der Anteil an „fachfremd“ erteiltem Unterricht sind immens. Die gesetzten Bildungsziele im Fach Sport können schon lange nicht mehr erreicht werden. Wie schon vor einem Jahrzehnt werden Proteste des Deutschen Olympischen Sportbundes, der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft, des Deutschen Sportlehrerverbandes, des Landessportbund Bremens etc. abgewiegelt. Ein politisches Signal der Verantwortung steht immer noch aus.

Bis Mitte 2018 gibt es noch das Wissen und Können im Institut für Sportwissenschaft, eine Wiedereinführung eines Lehramtsstudiengangs Sport insbesondere für den Grundschulbereich zu planen. Danach wird es nicht nur schwer, sondern auch richtig teuer.