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Frischluft

Petra Kelly hat sich gerade im Grab umgedreht als sie Hofreiter hörte

Die SPD hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Das Schröder-Merchandising wird eingestellt. Die Putin-Versteher-Tasse gibt es nicht mehr. Das finden wir richtig. Und wir haben gejubelt als der russische Stardirigent Walerij Gergijew von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ein Ultimatum gestellt bekam. Distanzier dich. Und: Die Bayerische Staatsoper trennt sich von Anna Netrebko. Die Sängerin habe sich nicht ausreichend von Wladimir Putin distanziert. Und in Russland will sie auch keiner haben, „sie möchte, dass der Krieg aufhört“.

Wir haben auch überlegt was wir machen können. Die russischen Kinder müssen im Unterricht jetzt Friedenstauben malen und basteln. Dann mussten sie auf dem Schulhof antreten und mit gelb-blauen Fahnen wedeln und Klitschkoparolen skandieren. „Bis zum Sieg“, „Krieg bringt Frieden“, „Frieden ist Krieg“, dieses ganze Neusprech aus Orwells 1984. Bei einem Ausflug waren wir bei Netto, Aldi, Rewe und Edeka und haben den Jugendlichen klargemacht, dass es keinen Wodka mehr gibt und das besser für sie ist. Sie sollten sich russische Tugenden zu eigen machen. Kein MacDonalds, keine Coca-Cola, kein Starbucks, kein Apple, kein Facebook und Twitter. Weil es das dort nicht mehr gibt, aus gesundheitlichen Gründen. Meine Wodkareste habe ich weggeschüttet.

Wir haben unser Geschirr zerschlagen, Lomonosov aus Petersburg, vom Russen handbemalt. Einen Wandteller für deutsch-russische Freundschaft der Petersburger Schule und der Europaschule steht jetzt an der Straße, zum Mitnehmen. Schallplatten wurden aussortiert mit berühmten russischen Komponisten wie Tschaikowsky und Strawinsky, Schostakowitch. Hummelflug von Rimski-Korsakow hat sich ausgeflogen. Russen werden bei uns nicht mehr gestreamed. Haben sich nicht distanziert. Und die dicken Wälzer im Bücherregal, wo wir schon dabei sind? Ja, wen haben wir denn da: Krieg und Frieden von Leo Tolstoi. Geht gar nicht. Dostojewski, Puschkin, Tschechow in den Reißwolf, den Russen werden wir es zeigen. Und bitte gründlich, so dass die Lenin-Werke, Dietz-Verlag, und meine geliebte Fibel zum Buchstabenlernen von 1949 noch mit Stalin und Lenin drin auch mit rausflogen. Und einen großen Bildband über die Kunst im Palast in Petersburg von Katarina der Großen, hab ich umgedreht, damit der Nachbar es durchs Fenster nicht sehen kann. Ja, big brother is watching you.

Wir wollen jetzt das Fracking-Gas vom Grünen haben, und sauberes Öl aus Saudi-Arabien, da scheich ich drauf. Vorläufig ist die Heizung auf Null, so wie es Gauck gefordert hat. Und vormacht. Ein Pullover aus Solidarität tut es auch. Total nervig, und wie Klitschko sagt „feige“, finden wir auch den Brief der Promis (Stand heute 140000), die keine Waffenlieferungen wollen und Angst vor einem Atomkrieg haben. So feige wie die möchte ich nicht sein. Dann kann man auch beruhigt den Tag beschließen. Irgendwas mit Drogen vielleicht. Ich hab da noch ein paar Dosen Sputnik….