Man sollte meinen, dass sie für die notwendigen Steuerungsprozesse von enormer Bedeutung sei. Die KollegInnen am Gymnasium Obervieland sind in letzter Zeit aber darüber ins Grübeln gekommen, ob die Schulbehörde überhaupt eine Schulleitung für notwendig hält. Seit Ende April hat das Gymnasium Obervieland nämlich keine Schulleitung mehr: Der ehemalige Schulleiter Böhme wurde vor zwei Jahren in die Schulverwaltung geholt, die stellvertretende Schulleiterin, die ihn seitdem kommissarisch vertreten musste, war im April am Ende ihrer Kräfte. Nun sollten die Aufgaben auf andere Funktionsstelleninhaber verteilt werden. Die sind aber gleichzeitig mit dem Aufbau des neuen Gymnasiums Obervieland beschäftigt oder auf dem Absprung in Leitungsaufgaben an anderen Schulen. Um auf dieses Kuddelmuddel aufmerksam zu machen und die Schulbehörde in die Verantwortung zu nehmen, fand am 20. Mai eine beeindruckende Demonstration der Schüler statt – mit Unterstützung der Elternschaft.
Unmittelbar vor der Wahl wollte die Senatorin diese Protestveranstaltung am Rembertiring unbedingt verhindern, setzte die verbleibenden Leitungspersonen unter Druck, untersagte den Lehrern den beantragten Wandertag und versuchte die angemeldete Demonstration beim Stadtamt zu verhindern. Die Schülervertretung ließ sich auch durch die Desinformationsstrategien nicht beirren und organisierte eine lautstarke und phantasievolle „Schülerversammlung am anderen Ort“, die auch als unzulässig beanstandet worden war; aber dank Facebook etc. verabredete sich dann doch die gesamte Schülerschaft des Gymnasiums am Bahnhofsvorplatz. So konnte man nebenbei darauf hinweisen, dass die Schule, die mit 1600 SchülerInnen völlig überbelegt ist, endlich einen großen Versammlungsort (Aula/Mensa) und angemessene Ausstattungen benötigt.
Die personellen Forderungen waren eindeutig: Die Schulleiterstelle des bisherigen Gymnasiums Obervieland solle sofort ausgeschrieben werden, aber auch die Ausschreibung und rasche Besetzung aller Stellen am neuen Gymnasium Obervieland seien dringlich. Eltern und GEW-KollegInnen unterstützten das Ansinnen der Schüler in ihren Ansprachen.
Tatsächlich wurde dann eine Delegation aus Schüler-, Eltern- und Lehrer-Vertretern zu einem Gespräch mit Vertretern der Bildungsbehörde eingeladen; sogar die Presse durfte dabei sein (s. TAZ-Artikel vom 21.5.). Bis zum Schuljahresbeginn wird man wissen, ob die dort gemachten Versprechungen bezüglich der Besetzung der Stellen am neuen Gymnasium Obervieland eingehalten werden. Die Schülervertreter wiesen überdies darauf hin, wie ungleich der finanzielle Aufwand für ihr Gymnasium in einem Stadtteil mit vielen sozialen Problemen im Vergleich zu den Innenstadtgymnasien in den vergangenen Jahren gewesen sei.
Wie die Behörde allerdings damit umgehen will, das alte Gymnasium Obervieland mit noch über 800 Schülern weitere 5 Jahre mit ungesicherten Schulleitungsstrukturen existieren zu lassen, diese Frage blieb ungeklärt. Die KollegInnen vor Ort sowie die Schüler und Eltern werden weder bereit sein diese Personalsituation hinzunehmen noch die ungenügende Ausstattung der Schule, die in ihrem Reformprozess alle Unterstützung der bildungspolitisch Verantwortlichen benötigt.