Bildungspolitik
Oft nur gut klingende Floskeln
Parteiencheck zu den Themen Bildungsgerechtigkeit und Arbeitsbelastung
Stichwort „Gerechte Bildungschancen“.
In alphabetischer Reihenfolge habe ich mich bei den demokratischen Parteien der Bremer Bürgerschaft auf die Suche gemacht.[Quellen: Koalitionsvertrag, Parteien-Websites | (Stand 20.11.22)]
Für die CDU sind „gleiche Bildungschancen ein zentraler Bestandteil sozialer und gesellschaftlicher Gerechtigkeit“. Die FDP fordert „eine bestmögliche Bildung für alle Menschen […] (als) Basis für die Zukunft unserer Gesellschaft.“ Die Grünen fragen, wie gewährleistet werden kann, „dass alle Kinder und Jugendlichen zu ihrem Recht auf gute Bildung kommen?“ Die Linken wollen „ein Bildungssystem, in dem soziale und kulturelle Vielfalt nicht zu Benachteiligungen“ führt und dass „Armut oder Reichtum [...] nicht über die Zukunftschancen eines Kindes“ entscheidet. Die SPD kämpft „für Chancengerechtigkeit für jedes Kind.“ Sie „stehen dafür ein, dass alle Kinder – egal wo sie herkommen, wo sie wohnen oder wie reich ihre Eltern sind – die bestmögliche Bildung erhalten.“
Und die Umsetzung?
Eine ehrliche Analyse zur Umsetzung findet sich nicht. Wer gute Bildung für alle fordert, muss den Kindern und Jugendlichen, die auf mehr Unterstützung angewiesen sind, auch mehr Ressourcen zukommen lassen, deutlich mehr. Schulen und Kitas im sogenannten sozialen Brennpunkt müssten radikal besser ausgestattet werden; durch wesentlich kleinere Klassen/Gruppen, mehr multiprofessionelles Personal und gute Raumkonzepte. Das heißt dann aber auch, dass die anderen Standorte diese Besserstellung nicht erfahren. Und das will keine Partei den Wähler*innen sagen. Und da viele Menschen im sozialen Brennpunkt oft keine Stimme haben, verbleiben die Parteien in gut klingenden inhaltslosen Allgemeinfloskeln. Dabei könnte auch dieser Ansatz gut vermarktet werden. Denn wenn die Brennpunktstandorte attraktiver werden, würden diese langfristig auch wieder für Familien mit bildungsprivilegiertem Hintergrund interessant und die Klassen bzw. Gruppen würden sozial heterogener. Die Arbeitsbelastung des Personals würde sich verbessern und die Arbeitsorte wieder attraktiver.
Der lange Weg zur Attraktivität
Und damit bin ich beim Thema Arbeitsbelastung. Im Koalitionsvertrag steht, dass geprüft werden soll, „wie durch weitere Veränderungen in den Arbeitsbedingungen und der Arbeitszeitgestaltung der Beruf des Lehrers auch im Vergleich mit anderen Bundesländern, insbesondere Niedersachsen, attraktiv gehalten wird.“ Da ist leider nichts passiert. Die Arbeitsbelastung für Lehrkräfte und anderes pädagogisches Personal ist weiterhin viel zu hoch. Die CDU spricht von der Notwendigkeit hoch motivierte Lehrkräfte zu haben (andere Berufsgruppen nennt sie nicht) und dass diese hohe Motivation augenblicklich durch die Rahmenbedingungen vielfach zerstört wird. Bei der FDP finde ich hierzu nichts. Die Linken fordern im Bereich der Kitas definierte Zeiten für Vor- und Nachbereitung und Entlastung für Anleiter*innen und ältere Kolleg*innen. Die Grünen verfolgen den neoliberalen Ansatz, dass die Schulen durch „weitreichende Entscheidungsbefugnisse in Bezug auf die schulbezogene Personalgewinnung und Personalentwicklung (...) die negativen Auswirkungen des Fachkräftemangels bestmöglich abmildern“ können. Immerhin sprechen sie sich für bezahlte Teamzeiten für Assistenzkräfte aus, wollen Lehrkräfte von Verwaltungsaufgaben entlasten und über die Arbeitszeit der Lehrkräfte sprechen. Als Expert*innen bieten wir uns da sofort an. Und die SPD spricht immerhin von der Notwendigkeit pädagogische Berufe attraktiver zu gestalten, zum Beispiel durch Doppelbesetzungen und der Anerkennung ausländischer Abschlüsse.
Einmischen und demonstrieren
Als GEW müssen wir uns in diesen Wahlkampf einmischen und unsere Forderungen nach außen tragen. Nehmt an euren Personalversammlungen teil, unterstützt die Aufrufe zu den öffentlichen Aktionen im Dezember und März. Sicher ist, dass wir abschließend gemeinsam am 4. Mai 2023 in Bremen demonstrieren wollen.