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Offener Brief zur Wahl von Claudia Bogedan zur Präsidentin der KMK

Mit Beginn des Jahres 2016 übernimmt die Senatorin für Kinder und Bildung der Freien Hansestadt Bremen, Dr. Claudia Bogedan, die Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz. Die GEW Bremen wendet sich in einem Offenen Brief an die Senatorin für Kinder und Bildung...

Sehr geehrte Frau Dr. Bogedan, im Namen der GEW Bremen gratulieren wir ihnen ganz herzlich zur Wahl als Präsidentin der Kultusministerkonferenz für das Jahr 2016.

In ihrer ersten Erklärung formulierten sie als Ziel u.a., „alle Kinder und Jugendlichen angemessen zu fördern, ihre Potenziale zu erkennen und gerechte Teilhabechancen herzustellen… Wer die Fragen von morgen mitgestalten will, muss immer wieder aufs Neue überzeugende Antworten vorlegen.“

Wir sehen diese Aussage als richtig an, erlauben uns aber eigene Erwartungen an ihre Präsidentschaft formulieren:

Treten sie in der KMK für eine auf Kooperation beruhende inklusive Bildungspolitik ein, damit die auf Konkurrenz basierende Kleinstaaterei endlich ein Ende findet.

Setzen sie sich z.B. dafür ein, dass unsinnige Vergleich-Tests nicht länger Kolleg*innen und Schüler*innen belasten.

Kämpfen Sie für ein deutliches Signal der KMK, das Kooperationsverbot abzuschaffen! Bremen hängt insbesondere in der Bildungsfinanzierung weit hinterher, nicht nur im OECD-Vergleich, sondern auch innerhalb der Bundesrepublik.

Machen Sie sich für die Einstellung von mehr Schulsozialpädagog*innen,Schulsozialarbeiter*innen und Sonderpädagog*innen sowie eine ausreichende Vertretungsreserven stark, denn Teilhabechancen zu erhöhen heißt auch, mehr und aufgabengerecht ausgestattete gebundene Ganztagsschulen. 

Setzen Sie sich für attraktive Arbeitsbedingungen für alle an und in Schule beschäftigten Kolleg*innen ein, denn Teilhabechancen zu erhöhen heißt auch, diejenigen Kolleg*innen zu unterstützen und wertzuschätzen, die all die von ihnen formulierten und von uns geteilten Ziele umsetzen sollen und wollen.

Zur Attraktivität gehören aber auch ausreichende Referendariatsplätze mit Ausbildungsbedingungen, die die Lust und das Engagement junger angehender Lehrkräfte auf diesen Beruf fördert und anerkennt! Potenziale zu erkennen erfordert, ausreichende Ressourcen zur Förderdiagnostik bereitzustellen; nicht nur für Kinder mit Handicap. Potenziale zu erkennen fordert dazu heraus, diesen auch in der Lerngestaltung des Kindes/Jugendlichen gerecht zu werden und entsprechende Bildungsangebote vorzuhalten – bis hin zur Ausbildung.

Auch eine Jugendberufsagentur ist nur so gut wie ihre Ausstattung und ihre Möglichkeiten zur Realisierung der Ausbildungsgarantie. Stärken sie insbesondere den Weg zu einer inklusiven Schule für Alle! Hier erwarten wir deutlich mehr Anreize und eine bessere Grundfinanzierung!

Die von Gymnasial- und Privatschulsystemen ausgehende faktische Konkurrenz muss durch verbesserte und heraus gehobene Personalzuweisungen in allen Bereichen in bestehende Ober-, Stadtteil- oder Gesamtschulen ausgeglichen werden!  

Sehr geehrte Frau Bogedan,

diese Erwartungen an ihr neues Amt sind keine überzogenen Forderungen, sondern notwendige Voraussetzungen für ein Bildungssystem, das den heutigen Anforderungen und Ansprüchen gewachsen ist.

Ein Bildungssystem, das jungen Menschen eine Perspektive in dieser Welt bietet und für diejenigen, die in den Bildungseinrichtungen dafür (mit) verantwortlich sind, notwendige Bedingungen schafft.

Setzen sie sich bitte in der KMK dafür ein; damit verbessern sie auch ihre und unsere Rahmenbedingungen in Bremen. Wir wären ihnen zu Dank verpflichtet.

Mit zuversichtlichen Grüßen,

Christian Gloede und Bernd Winkelmann | Landesvorstandssprecher der GEW Bremen