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Schwerpunkt

„Oder ist das mein neues Normal?“

Sehnsucht nach dem Leben von früher, aber die Angst ist zu groß.

Foto: Susanne Carstensen

„Früher war alles besser. Früher war alles leichter. Früher war alles anders.“ Sätze, die mein Opa oft gesagt hat, wenn er von unserem neumodischen Kram oder unseren modernen Weltansichten gehört hat. „Ja, ja, Opa.“ Heute denke ich diesen Satz auch manchmal. Früher heißt für mich allerdings nicht, die Zeit von der mein Opa schwärmte, sondern die Zeit vor Corona. Das böse C-Wort möchte heute eigentlich niemand mehr hören, aber loslassen tut es uns auch nicht. Mein Arbeitsalltag normalisiert sich langsam, kein Abstand mehr, keine Kohorten mehr, keine Testungen und keine Masken mehr, brauchen wir alles nicht mehr. Es sind ja alle geimpft und ach naja wird schon irgendwie gut gehen und außerdem wird sowieso jeder es bekommen. Meine Angst aber bleibt. Für mich ist dieses Virus unberechenbar. Ich habe Angst zu erkranken. Ich habe Angst unbemerkt andere zu gefährden. Angst vor einem schweren Verlauf. Angst vor Spätfolgen. Angst mein Leben nicht mehr wie vorher leben zu können.

Kein Kino, keine volle Kneipe

Ich bin eine der wenigen, die sich noch nicht angesteckt hat - ein Wunder denke ich manchmal, in meinem Arbeitsumfeld. Ich wünsche mir auch sehr, dass das so bleibt. Ich traue mich immer noch nicht ins Kino, nicht ins Theater, nicht auf große Tanzveranstaltungen in geschlossenen Räumen, nicht in volle Bars oder Kneipen. Die Angst ist zu groß. Ich merke immer wieder, nicht nur die Kinder haben sehr unter Corona und den Einschränkungen gelitten, auch viele Erwachsene. Es ist schwer, wieder in das Leben von früher zurückzukehren. Ich sehne mich danach, will es wiederhaben. Ich will, dass alles wieder normal ist, aber die Angst ist noch immer größer. Oder ist das jetzt mein neues Normal?