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Schwerpunkt

Not-Aus-Knöpfe müssen sich organisieren

Axel Dietrich ist Schulsozialarbeiter an der Beruflichen Schule für Technik in Bremerhaven

Axel Dietrich ist Schulsozialarbeiter an der Beruflichen Schule für Technik in Bremerhaven
Axel Dietrich | Foto: Susanne Carstensen

Wenn ich darüber nachdenke, warum ich in der GEW bin, dann fällt mir natürlich zunächst der Einsatz der Gewerkschaft bei Tarifverhandlungen ein. Die Zahlung von Streikgeldern hilft, damit wir unsere Forderungen mit Nachdruck auf der Straße vertreten können, ohne Einbußen im Einkommen hinnehmen zu müssen. Wichtig sind mir sicher auch die Berufshaftpflicht und der Rechtsschutz, insbesondere für die Klärung von arbeitsrechtlichen Fragen, bis hin zu einer vielleicht erforderlichen Vertretung vor Gericht. Die GEW ist für mich zudem eine umfassende Informationsquelle zu aktuellen Entwicklungen rund um das Thema Schule.

„Mir reicht’s!“

Im Moment möchte ich mich aktiver an der Gewerkschaftsarbeit beteiligen und entdecke die GEW dabei neu. Ich möchte sie noch stärker als ein Instrument zur Durchsetzung angemessener Arbeitsbedingungen für Schulsozialarbeiter:innen sehen und nutzen. Warum das? Unsere Situation ist nicht immer ganz einfach, da wir unsere Arbeitsbedingungen mangels Vorgaben durch das Schulamt (zum Beispiel in Form einer Rahmenkonzeption, die für ALLE Beteiligten rechtsverbindlich ist) in der Regel selbst mit den jeweiligen Schulleitungen aushandeln müssen. Dies führt teilweise zu erheblichen Unterschieden, was die Ausstattung und den Grad unserer Beteiligung an den Prozessen in den Schulen angeht. Mal ist nicht sicher, ob eine Kollegin, die zwischen zwei Schulen pendeln muss, Anspruch auf ein Handy hat, mal werden Tablets nur dann verteilt, wenn sie mangels Schüler:innennachfrage überzählig sind. In meiner Anfangszeit hörte ich sogar von einer Kollegin, die sich gegenüber einer verantwortlichen Person dahingehend erklären musste, warum sie für ihre Arbeit einen PC benötigt. Unfassbar - oder?!

Der Zufall bestimmt die Zuständigkeit

Wer ist wann und wie zu beteiligen – zum Beispiel an Klassenkonferenzen, an Sitzungen der Fachbereiche, der Abteilungs- und Schulleitung oder in den unterschiedlichen Schulausschüssen? Zu Sitzungen von Gremien werden wir eher unregelmäßig, so wie es gerade passt oder ad hoc auf Zuruf eingeladen. Viele Lehrkräfte haben eine nur unzureichende Vorstellung davon, was Schulsozialarbeit ist oder es herrscht gar Desinteresse – auch bei jungen Kolleg:innen. Präventive Arbeit ist nicht oder nur selten vorgesehen oder wird nicht hinreichend unterstützt. Hauptauftrag der Schulsozialarbeiter:innen ist: Die Befriedung von Konflikten! Wow!

Die SEFO bleibt doch ein LFI

Und wie sieht’s eigentlich mit motivierenden Fortbildungen aus? Schaut man/frau sich das Fortbildungsangebot für Schulsozialarbeiter:innen an, ist leider festzustellen, dass dieses hinsichtlich der bestehenden Qualität und Quantität unzureichend ist! Der Zusatz „stufenübergreifend“ im Veranstaltungsprogramm der neuerdings sog. SEFO (Abteilung Schulentwicklung und Fortbildung) kaschiert oft, dass viele Angebote eher den Bedarf von Lehrer:innen im Fokus haben, als die Problemfelder von Schulsozialarbeiter:innen angemessen zu berücksichtigen (z.B. fehlende Angebote zur Rechtslage sozialarbeiterischen Handelns, zur Handhabung von iPads und its-learning oder dem Einsatz von Videokonferenzsystemen in der Schulsozialarbeit etc.). Der Blickwinkel ist entscheidend! Wer macht da eigentlich für wen das Programm? - Tja, die SEFO ist halt doch eher ein LFI, ein Lehrerfortbildungsinstitut! Unterm Strich ist unser Arbeitsleben an den Schulen also nicht gerade berauschend und gleicht eher dem Dasein von „Not-Aus-Knöpfen“!

Liebe „Not-Aus-Knöpfe“ - gehen wir’s an

In all den soeben nur kurz angerissenen Themenfeldern kann uns die GEW mit einer engagierten Fachgruppe für Schulsozialarbeiter:innen eine Plattform sein, die verbreiteten Missstände aufzudecken und Anliegen zusammenzuführen. Gemeinsam erarbeitete Forderungen können wir dann für den Einzelfall oder generell und ggf. im Zusammenwirken mit dem Personalrat durchsetzen. Jo! Das ist es, warum ich eigentlich in der GEW bin!