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Zwei Inklusionsklassen

Im Frühjahr 2012 führte die BLZ ein Gespräch mit drei Klassenlehrern, die in den Oberschulen die neuen Inklusionsklassen im fünften Jahrgang übernommen hatten. Diese Klassen sind jetzt in den achten Jahrgang gekommen. Zwei der damals beteiligten Kollegen haben sich in den Sommerferien die Zeit genommen, ihre bisherigen Erfahrungen aufzuschreiben. Wir veröffentlichen diesen Bericht ungekürzt.

Die Voraussetzungen an der Schule

Ulf: Ich habe großes Glück gehabt: Unsere Klasse ist ein guter Mix, es gibt darin auch leistungsstarke und auch sozial gut eingebundene Kinder. Die räumliche Ausstattung in der Schule ist völlig in Ordnung, mit der Sonderpädagogin verstehe ich mich ziemlich blind, viele Sachen denken und machen wir ähnlich. Auch ist an unserer Schule unstrittig, dass I-Kinder in I-Klassen zusammengefasst werden. Das klingt banal, aber ich glaube, wenn diese Punkte nicht stimmen, wird es in einer I-Klasse ganz schwierig. Wenn beispielsweise die Chemie zwischen „ Normal“- und Sonderpädagogen nicht stimmt, wenn der Weg vom Einzelkämpfer zum Teamplayer schwer fällt oder du eine Klasse hast, die nicht in der Lage ist, sich auf verhaltensoriginelle Kinder einzulassen, dann gibt es ganz schnell große Probleme. Niemand kann mir erzählen, dass diese guten Grundvoraussetzungen, die ich glücklicherweise habe, in jeder I-Klasse in Bremen herrschen.

Frank: Diese räumlichen und personellen Grundlagen haben wir auch. Darüber bin ich froh. Die Arbeit in einem festen Klassenteam war in besonders schwierigen Zeiten überlebenswichtig. Da wir uns seit drei Jahren im selben Schülerumfeld bewegen und ähnlich ticken, sind wir alle Ansprechpersonen und in gewisser Weise Klassenleitung. Das entlastet uns und hat für die SchülerInnen eine Verlässlichkeit. Allein machen sie dich ein – die Verhältnisse. Mir ist unvorstellbar, wie KollegInnen in anderen Schulen ihre innere Differenzierung ohne Zugang zu einem zweiten Arbeitsraum organisieren.

 

Die Arbeitsbelastung

Frank: Die ist hoch, sehr hoch, immer noch. Mit jedem neuen Jahrgang, mit jeder neuen Unterrichtseinheit merke ich, dass ich alte Entwürfe, Planungen überdenken muss, manchmal gar nicht mehr gebrauchen kann. Ich gerate während meiner Unterrichtsvorbereitungen inzwischen immer wieder in einen Teufelskreis. Einerseits fällt es mir inzwischen leichter, Arbeitsaufträge auf drei Niveaus zu entwickeln, ohne Stunden darüber zu grübeln. Es gibt eine gewisse Routine im methodischen Bereich. Aber nach dem Einsatz eines Arbeitsblattes kann ich sicher sein, dass irgendetwas wieder nicht ausreichend durchdacht war, Aufträge nicht verständlich formuliert waren oder dass ein wichtiger Hinweis fehlte. Was mir Erleichterung gerade beim alleinigen Unterrichten geben sollte, verkehrt sich ins Gegenteil. Und dann sitze ich am Abend und versuche, die einzelnen SchülerInnen noch differenzierter im Blick zu haben.

Ulf: Ich habe nie so ganz wenig gearbeitet, aber seit ich die I-Klasse habe, arbeite ich mir den Arsch ab. Das hat verschiedene Ursachen: Zum einen muss ich sehr viel mehr vorbereiten, ich habe vorher in der Sekundarschule beispielsweise in Deutsch auf zwei Niveaus gearbeitet, jetzt muss ich auf drei oder vier Niveaus vorbereiten und unterrichten. Hinzu kommt, dass es immer wieder auch Schüler sowohl im sehr guten als auch im sehr schwachen Bereich gibt, für die Extra-Aufgaben erstellt werden müssen. Ich sehe das genauso wie Frank: Je genauer ich einzelne Kinder kennen lerne, desto größer werden meine Zweifel, ob ich für sie das richtige Angebot mache und ob ich dieses oder jenes nicht noch mehr auseinander ziehen oder ganz anders machen müsste.
Es ist doch zum Zweiten eine Illusion, zu glauben, dass es irgendwo gut ausdifferenziertes Unterrichtsmaterial gibt. Ich will dazu ein Beispiel geben: Für die Sekundarschule war das WUK-Buch, das bei uns an der Schule verwendet wird, gut. Für unsere jetzige Klasse können wir nur noch bedingt damit arbeiten: Für viele I-Kinder ist es zu schwierig, für Gy-Kinder bietet es zu wenig Stoff: Also bin ich gefordert, zusammen mit der Sonderpädagogin zusätzliches Material zu erstellen. Dieses ist Material für unsere Kinder, ob das Kollegen nach uns nutzen können, weiß ich nicht, in anderen I-Klassen muss möglicherweise anderes Material vorbereitet werden. Das ist meines Erachtens in allen Fächern so, jeder kann sich also vorstellen, was das an Vorbereitung verlangt.
Zum Dritten darf man nicht unterschätzen, was die Koordination der täglichen Arbeit bedeutet. Ich rede nahezu jede Pause mit der Sonderpädagogin, wir telefonieren fast jeden Abend, mal nur zehn Minuten, mal viel länger, jedes Wochenende mailen wir Sachen hin und her. Wenn man das Prinzip „Zwei Klassenlehrer für I-Klassen“ ernst nimmt und wenn man halbwegs koordiniert arbeitet, geht das nicht anders. Dass es für diese gesamte Mehrarbeit, die sowohl Sonderpädagogin als auch Normallehrer leisten müssen, keine Stundenentlastung gibt, empfinde ich als Frechheit.

Frank: Dieses unglaubliche Engagement und die bedenkliche Bereitschaft zu Mehrarbeit, die ich in meinem Team und im gesamten Inklusionsumfeld meiner Schule so erlebe, hätte in anderen Berufsbereichen längst einen riesigen Berg von Überstunden angehäuft. Dass sich die SchülerInnen in unserer Klasse wohl fühlen, ist der kleine Orden, den wir uns dafür anstecken können. Reicht das auf Dauer, wenn man immer stärker auf die Ferien als Rettungsanker schielt? Von der vom Lehrerengagement beeindruckten Senatorin erhalten wir da ja eher einen Kürzungslohn mit der Reduzierung der Planungsstunden für die Oberschulreform. Die Routine greife, hab ich irgendwo gelesen. Ich greif mir da an den Kopf.

 

15 Stunden Sonderpädagogik

Ulf: Die Ausstattung mit 15 Stunden Doppelbesetzung ist gut, das ist unstrittig. Unstrittig ist aber auch, dass I-Kinder in der Schule dann weitere 15 Stunden ohne eine Doppelbesetzung lernen und sich auch noch ohne Unterstützung in wechselnden Lerngruppen zurechtfinden müssen. Es gibt einige, die das können, aber ich sehe auch etliche I-Kinder, die dazu nicht in der Lage sind. Diese Kinder sind dann in „Nebenfächern“, „Werkstätten“ oder „Wahlpflichtkursen“ mehr oder weniger geparkt. Wenn es gut läuft, hört oder sieht man sie dann nicht, aber es gibt ja nicht nur ruhige I-Kinder. Hinzu kommt, dass einige Kollegen und Kolleginnen die Kinder kennen und sie mit in den Unterricht einbeziehen können - andere kriegen das aber nicht hin - und dafür kann ich denen nicht einmal einen Vorwurf machen. Wir haben an unserer Schule punktuell versucht, I-Kinder beispielsweise in Wahlpflichtbereichen zusammen zu unterrichten, dies frisst aber wegen der Kleinheit der Gruppe ziemlich viele Stunden und lässt sich mit den vorhandenen Ressourcen nicht darstellen - wie man so auf Neudeutsch sagt.
Frank: In jedem Schuljahr muss neu ausgehandelt werden, wer mit der so wichtigen Unterstützung des Sonderpädagogen rechnen darf. Ich weiß nicht, ob das überall ohne Hauen und Stechen klappt, mal abgesehen davon, dass ich gruselige Dinge über den Einsatz sonderpädagogischen Personals von manchen Schulen höre. Ich kann für meinen Deutschunterricht keine Doppelbesetzung einrichten, obwohl mein Ko Fachlehrer für Deutsch ist, wenn ich weiß, dass meine Klasse vor dem Sportunterricht schon im Umkleideraum die Kämpfe aufnimmt. Jede neue Lehrkraft, in welchem Fach auch immer, verdient, so lang sie es braucht, die Unterstützung des erfahrenen Kollegen. Für das Fach Deutsch, allein betreut von mir, heißt das: mindestens zwei UEs weniger als in der Parallelklasse. Noch mal das konkrete Beispiel von vorhin: Ich versuche, sie mit möglichst differenziertem Arbeitsmaterial eigenständig arbeiten zu lassen. Wann soll ich mit ihnen aber mal gemeinsam die Aufgaben überprüfen, Lösungswege nachvollziehen? Mir kann keiner erzählen, dass sei nur ein methodisches Problem.

Ulf: Festzustellen bleibt, dass selbst bei einer ordentlichen Ausstattung, wie unsere Klasse sie noch hat, Inklusion auch bedeutet, dass I-Kinder nicht in jedem Fall und in jeder Unterrichtsstunde so gefördert werden, wie sie gefördert werden müssten. Ich hoffe, dass die Erfahrungen, die I-Kinder in einem Klassenverband mit anders begabten Kindern machen, das aufwiegen, sicher bin ich mir da aber nicht. Hinzu kommt, dass ja eine deutliche Tendenz zu erkennen ist, die Ausstattung, die man uns zu Beginn der Inklusion vollmundig versprochen hat, erheblich zusammenzustreichen.
Ich will da ein Beispiel nennen: Anfang des letzten Schuljahres haben wir gegen unseren und auch gegen den Widerstand unserer Schulleitung das 6. I-Kind in unsere Klasse bekommen. Was es bedeutet, ein weiteres I-Kind in ein ohnehin so filigranes Gebilde wie eine 7.Klasse zu kriegen, brauche ich niemandem zu erklären. Unserem Elternsprecher, der in der Behörde anmerkte, dass sich ein Großteil der Eltern bei der Aufnahme in die Oberschule bewusst für die Inklusion entschieden hätte, allerdings zu den Bedingungen, wie sie zu Beginn des 5.Schuljahres definiert worden seien, wurde erklärt, dass diese Bedingungen für das 5.Schuljahr gegolten hätten, aber nicht für die folgenden. Seitdem müssen wir ein 6. I-Kind betreuen. Auch so diskreditiert man die Inklusion bei Eltern, Schülern und Lehrern.
Es gibt noch reihenweise weitere Punkte, die ich hier nur stichpunktartig ansprechen möchte: Zunehmend lässt sich beobachten, dass Sonderpädagogen nur noch Sonderpädagogen sind - es gibt einfach nicht genug. Für die Einbindung in Klassenlehrer- und Jahrgangsteams reicht das aber nicht aus, wenn sich Sonderpädagogen nur um „ihre“ Kinder kümmern: Die Sonderpädagogen werden dann nicht mehr als Klassenlehrer akzeptiert und die I-Kinder zusätzlich diskriminiert: Sofort ist erkennbar, wer sonderpädagogischen Förderbedarf hat.
Auch in unserer Klasse wurde die Sonderpädagogin für längere Vertretung eingesetzt, als ich krank war. Auch in unserer Klasse gibt es kaum Zeit und schon gar keine Entlastungsstunden für eine gezielte Diagnostik, auch an unserer Schule mussten wir lange um die Sozpäd-Stelle zittern.
Frank: Bremen steht ja endlich mal oben im Ranking der Behindertenkonventionsumsetzung an Schulen. Meine Befürchtung: Wir werden auch die ersten sein, die an die Grenzen dieser politisch forcierten Schulentwicklung ohne ausreichende Unterfütterung stoßen. Die Hoffnung nicht nur der Bildungspolitiker, durch die Auflösung der Förderzentren ließen sich Ressourcen schaffen, können sie knicken.
Ein Beispiel dazu: Wir Klassenlehrkräfte in Inklusionsklassen kämpfen jetzt seit langer Zeit um eine gesicherte Möglichkeit, mit einer sinnvollen Dreierbegleitung Klassenfahrten durchzuführen, wenn wir das in schwierigen Gruppen für pädagogisch notwendig halten. Wir führen diese Auseinandersetzung mit unserer Schulleitung. Uns ist klar, dass sie für womöglich zehn solcher Fahrten im Jahr nicht ohne Weiteres diese Anzahl von Lehrkräften freistellen kann. Dennoch ist vielleicht nichts so wichtig für die Binnenstruktur einer I-Klasse wie jährliche Klassenfahrten. In welche nicht planbaren Situationen wir aufgrund der Besonderheiten nicht nur der I-Kinder da schon geraten sind, ist grotesk. Vielleicht zeichnet sich in unseren Verhandlungen ein Weg zum Kompromiss ab – aber vermutlich werden KollegInnen Bereitschaft zur Mehrarbeit zeigen müssen, neben den 15-Stunden-Schichten, die sowieso während solch einer „Urlaubswoche“ anfallen.

 

Evaluation/Feedback

Ulf: Ich bin insgesamt völlig erstaunt darüber, was in Schulen alles gemessen, geprüft und evaluiert wird. Die Ergebnisse sind dann oft noch erstaunlicher oder von erschreckender Banalität. Häufig denke ich, dass diese Sachen völlig überflüssig sind. Nicht so bei der Inklusion. Hier hätte ich mir eine sehr konkrete Evaluation oder noch besser eine wissenschaftliche Begleitung seitens der Uni gewünscht: Es ist unglaublich hilfreich, wenn jemand Neutrales im Unterricht sitzt und dich auf Sachen aufmerksam macht, die du möglicherweise überhaupt nicht mehr merkst.
Zunehmend frage ich mich, wo ich mit der Klasse hin möchte. Ich hoffe immer, dass ich die richtige Entscheidung treffe, aber ich kann manchmal nicht einschätzen, ob das, was ich (oder wir) vorbereite(n), wirklich angemessen ist. Das gilt sowohl für die sehr guten Schüler als auch für die I-Kinder. Hier wäre eine Begleitung, die Ideen, Themen, Methoden und Fragestellungen in unseren Unterricht bringt, sicherlich sehr wichtig.
Hinzu kommt, dass ich als Normallehrer dazu tendiere, Themen durchzunehmen und dann abzuhaken, während die Sonderpädagogin Themen gerne so lange bearbeitet haben möchte, bis auch die I-Kinder Basiswissen erlangt haben. Wir versuchen beide, das in Einklang zu bringen. Meistens gelingt uns das auch, aber man muss feststellen, dass es an dieser Stelle eine Trennlinie gibt.
Weiterhin ist es so, dass vielen I-Kindern sehr verschiedene Dinge schwer fallen: Einigen beispielsweise fällt es sehr schwer, nach vorne zu kommen und Ergebnisse so zu präsentieren, dass die gesamte Klasse etwas davon hat. Andere haben das, was sie gestern noch konnten, heute schon wieder komplett vergessen, Dritte können einfachste Rechen- oder Rechtschreibaufgaben nicht bewältigen. Wie könnte man so etwas ändern? Dazu brauche ich keine allgemeine Fortbildung oder kluge Konzepte, sondern sehr konkrete Hilfe für sehr reale Kinder mit ihren ganz speziellen Problemstellungen. Warum haben wir für X keinen Studenten, der über ein halbes oder ein ganzes Jahr mit ihm arbeitet und in Zusammenarbeit mit uns an seinen Spezialitäten feilt? Warum gibt es immer noch kein Portal, in dem die Kollegen, die in der Inklusion arbeiten, ihr Unterrichtsmaterial mit anderen austauschen? Warum habe ich den Eindruck, dass ich mir über solche Dinge Gedanken machen muss, das wären doch Sachen gewesen, die vor dem Beginn der Inklusion hätten geklärt werden können.
Wenn man stark differenziert, ist der Unterricht oft so organisiert, dass jede/r individuell arbeitet, aber es muss doch auch Stunden geben, die das Gelernte für alle zusammenfassen und -klammern. Bestimmte Unterrichtsformen - beispielsweise über einen Text oder ein Buch im Klassengespräch zu reden - klappen da nicht unbedingt: Soll man I-Kindern solche Stunden zumuten, soll man das Niveau senken, ist es überhaupt sinnvoll, Themen zusammenzufassen - all das sind Fragen, zu denen ich gerne Anregungen und Antworten hätte.
Ich glaube auch, dass das vielen Kollegen und Kolleginnen, die in der Inklusion eingebunden sind, ähnlich geht. Hier wäre eine Begleitung seitens der Uni oder irgendeine andere wissenschaftliche Begleitung möglicherweise sehr hilfreich gewesen. Ich finde es einfach abenteuerlich, ein solches Projekt wie die Inklusion ohne eine solche Begleitung zu starten, die meisten der Dinge, die ich oben genannt habe, waren sicherlich vorherseh- und damit planbar. Wenn dann auch noch meine Behörde bei jeder Gelegenheit und ohne validierbare Fakten behauptet, dass die Inklusion in Bremen überall und jederzeit ganz gut laufe, höre ich schon gar nicht mehr hin.
Frank: So ist das. DOD – Delivery On Demand. Das gilt auch für die nötigen Veränderungen hinsichtlich der Abschlussverordnungen.

 

Abschlüsse

Frank: Mein letzter Kenntnisstand vor den Ferien war eine Deputationsvorlage für die Abschlüsse in der Inklusion. Es wird ja jetzt auch Zeit. Ich kann hier nicht im Detail referieren, welche Möglichkeiten ehemalige FörderschülerInnen erhalten sollen. Im minderen Fall ist das jedenfalls ein ‚Allgemeines Zeugnis’ mit Kompetenzzuschreibungen in Abgrenzung zu einem schlichten Abgangszeugnis. Um einen Berufsbildungsreife-Abschluss nach 10 Schulbesuchsjahren oder gar eine erweiterte Berufsbildungsreife zu erhalten, müssen diese I-Schüler in allen, noch mal: in allen Fächern auf Regelniveau bzw. in G-Kursen unterrichtet werden, Benotungs- und Bewertungsschemata inklusive. Meine SchülerInnen mit zum Teil großartigen Lernzuwächsen stoßen dann auf die Arten von Leistungsüberprüfungen, von Tests und Lernkontrollen, die sie in der Grundschulzeit bereits oft genug Misserfolgserfahrungen haben sammeln lassen. Allein das Fach Englisch! Wir inkludieren, aber gefälligst mit bewährtem Prüfungskanon, bitte schön! Wir werden Strategien entwickeln müssen, diese Jugendlichen, die genau wie ihre Eltern zaghaft anfragen, ob denn vielleicht ein Regelabschluss möglich sei, dahingehend zu coachen, die Beton-Fünfen, die sie da und dort einfahren werden, nicht überzubewerten. Du schaffst den Ausgleich in Deutsch – vielleicht.

 

Fazit

Ulf: Ich habe eine Inklusionsklasse übernommen, weil ich davon überzeugt bin, dass Inklusion der richtige Weg ist. Die Arbeit, die das mit sich brachte, habe ich nicht im Ansatz erahnen können: Es ist brutal viel und ohne eine prima Sonderpädagogin und ohne ein gutes Jahrgangsteam wäre das nicht zu schaffen gewesen.
Ich habe von der Sonderpädagogin sehr viele Dinge für mich und meinen Unterricht gelernt, auch habe ich den Eindruck, dass unsere Klasse im Großen und Ganzen ordentlich läuft, insofern hat sich die Arbeit, die wir beide bisher geleistet haben, gelohnt Wie sich die Klasse entwickeln wird und ob wir alles für jedes Kind richtig machen, weiß ich nicht, ich hoffe es einfach. Möglicherweise sind wir auf einem guten Weg.
Ich weiß nicht, ob ich noch einmal bereit wäre, eine I-Klasse zu übernehmen, manchmal habe ich den Eindruck, dass mich die Arbeit auffrisst und die Arbeitsbedingungen verschlechtern sich ja deutlich.

Frank: Ich bin, bei aller Kritik weiterhin angetan von den Möglichkeiten gemeinsamen Unterrichts. Die Gymnasien verpassen da was. Und ich würde zu gern all die Erfahrungen, all die Kenntnisse, die ich in den letzten Jahren gesammelt habe, noch einmal einbringen in eine nächste Klasse. Über das Fach Theater haben wir hier gar nicht geredet – ein Traum! Allerdings werde ich dann über 60 sein. Ob ich das noch unter den dann herrschenden Bedingungen schaffe? Vielleicht muss mich mein Super-Team dann in den Klassenraum tragen – generationsübergreifender Unterricht.