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Sprachförderung in der Kita

Seit den ersten erschreckenden Pisa-Ergebnissen rückt das Thema „ Sprachliche Bildung und Förderung in der frühen Kindheit“ zusehends in den Fokus von Eltern, Schule und auch Politik. Bundesweit sind Sprachstandserhebungen bei fünfjährigen Kindern eingeführt worden.

Auch in Bremen ist die Überprüfung ihrer deutschsprachigen Kenntnisse seit dem Jahr 2005 für alle Kinder vor ihrer Ersteinschulung durch das Bremer Schulgesetz §36 verpflichtend. Kinder, deren Deutschkenntnisse dabei als noch nicht ausreichend für die anstehende Einschulung ermittelt werden, nehmen im letzten Jahr vor ihrer Einschulung zweimal wöchentlich für je eine Stunde an einer speziell entwickelten Sprachfördermaßnahme teil. Diese Sprachförderung findet in der Regel innerhalb der betreuenden Kita statt und wird von speziell geschulten pädagogischen Fachkräften durchgeführt. Diese Sprachförderkräfte haben den Auftrag, die Kinder in ihrer deutschsprachigen Entwicklung gezielt zu unterstützen und dafür zusätzliche, alltagsergänzende Kleingruppenangebote zu planen und umzusetzen. Inhalt und Methodik der Sprachförderung basieren dabei auf den für Bremen entwickelten „Materialien zur Sprachförderung im Elementarbereich“, die so konzipiert sind, dass sie einerseits die formalen (linguistischen) Sprachkompetenzen der Kinder schulen und andererseits die allgemeine Sprech- und Mitteilungsfreude der Kinder, also den zentralen Motor ihrer Sprachentwicklung, ausbauen. Innerhalb der Sprachförderung sollen die Kinder konzentriert erfahren, dass Sprachgebrauch Spaß macht und zudem persönlich sinnvoll ist. Sprache wird als „Spielzeug“ und als „Werkzeug der Verständigung“ erlebt.

Im Hinblick auf die bevorstehende Einschulung geht es bei der Förderung der Kinder insbesondere um das Verstehen mündlicher Texte und Ansprachen sowie um eine Vorbereitung auf den anstehenden Schriftspracherwerb. Die Kinder werden daher an die differenzierte Wahrnehmung der Sprachlaute sowie an einen regelmäßigen Kontakt mit Büchern, Schriftsprache, Zeichen und Symbolen herangeführt. Innerhalb dieser additiven Kleingruppenangebote zur Sprachförderung wird versucht, die Kinder auf die deutsche Sprache neugierig zu machen und ihre Motivation für sprachliche Aktivität zu wecken. Sie werden ermutigt, in Bezug auf die deutsche Sprache Neues kennen zu lernen und auszuprobieren und ihre dabei gesammelten Erfahrungen in alltägliche Situationen und in die Alltagskommunikation zu übertragen. Der kindliche Spracherwerb und die kindliche Sprachentwicklung werden hierbei als ganzheitliche Prozesse der Selbstaneignung – als eine Form des forschenden Lernens verstanden. Die pädagogische Fachkraft hat nicht die Rolle des Sprachlehrers bzw. der Sprachlehrerin, sondern sie regt den Erwerbsprozess an, begleitet und unterstützt ihn. Aus diesem Grund folgt die Sprachförderung in der Kita auch keinem starren Curriculum, sondern orientiert sich hinsichtlich Tempo, Inhalten und Komplexität an dem jeweiligen Entwicklungsstand und Interessen der Kinder. Ziel der Förderung ist es, den teilnehmenden Kindern erste kindgerechte Strategien zum eigenaktiven Erwerb von Weltwissen und Wortschatz, grammatikalischen Strukturen, zielgerichtetem und kommunikativem Spracheinsatz, phonologischer Bewusstheit im weiteren Sinne, Deutsch als Zweit- oder Drittsprache und nicht zuletzt von schriftsprachlichen Vorläuferkompetenzen nahezubringen.
Derartige additive Fördermaßnahmen können jedoch keinesfalls eine eventuell notwendige logopädische Therapie ersetzen. Auch kann die additive Sprachförderung in der Kita, wenn sie isoliert stattfindet, vorhandene Lerndefizite und Kompetenzlücken der Kinder nicht völlig ausgleichen. Die Eltern und die gesamte Einrichtung sind ebenfalls gefordert, die Kinder als gleichwertige Gesprächspartner zu Wort kommen zu lassen, einen entwicklungsfördernden Dialog sicher zu stellen und vor allem mit den Kindern gemeinsam Freude am Sprechen zu erleben!
Immer mehr bremer Kitas nehmen ihren diesbezüglichen Bildungs- und Erziehungsauftrag bewusst wahr und verbinden ihr eigenes Hauskonzept mit dem Konzept „Spracherziehung in Kindertagesstätten“. In diesem Konzept hat jedes Kind von Anfang an ein Recht auf gezielte und in den Alltag integrierte Sprachförderung und das gesamte pädagogische Team ist für diese präventive Maßnahme verantwortlich.
Additive Sprachförderung nach dem Cito-Test und Spracherziehung in der Kita basieren dabei auf einem identischen Verständnis von Spracherwerb und Sprachförderung.
Im Land Bremen startete Zudem im Frühjahr eine erste Welle von Tageseinrichtungen im Rahmen der Bundesinitiative Frühe Chancen. Das Projekt „Schwerpunktkitas Sprache und Integration“ fördert die alltagsintegrierte Sprachförderung bereits in der Krippe beginnend und eine diesbezüglich intensivierte Elternarbeit, um Kinder mit sozialisationsbedingten Spracherwerbsrisiken und ihre Familien frühestmöglich zu unterstützen. Hierfür werden aktuell 22 Einrichtungen in Bremen und 5 Einrichtungen in Bremerhaven mit Bundesmitteln ausgestattet.

Kontakt
Karsten Krüger
Schriftleiter des Bildungsmagaz!ns
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