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Sozialarbeit an einer Berufsschule

Im Mai 2003 nahm ich meine Tätigkeit am Schulzentrum mit der Betreuung der Schüler und Schülerinnen in B/BFS-Klassen auf. Damals war noch eine Kollegin auf Basis eines 400€-Jobs hier beschäftigt. Der Schulverein war Beschäftigungsträger. Mit Beginn des Schuljahres 2006/2007 wurde diese gering vergütete Tätigkeit für mich in ein festes sozialvericherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis auf 30-Stunden-Basis als Schulassistent umgewandelt. Zu Beginn 2007 wurde die Stelle entfristet und auf Vollzeitbeschäftigung angehoben. Seit der Anhebung auf Vollzeit biete ich dienstags und donnerstags nachmittags offene Sprechzeiten für jedermann oder jederfrau an. Die Sprechzeiten liegen in den Nachmittagsstunden, damit die Unterrichtsstunden vormittags nicht gestört werden.

Arbeit in der Berufsvorbereitung

Überwiegend gestalte ich meine Arbeit aber immer noch mit der Betreuung von Schülern und Schülerinnen der Berufsvorbeitung. Oft gehe ich als „Zweitkraft“ in den Unterricht. Bei diversen Klassen der Berufsvorbereitung ist das nicht immer zufriedenstellend möglich, denn nach den Gesetzen der Physik kann ich nicht an mehreren Orten gleichzeitig sein auch wenn der Unterricht in mehreren Klassen parallel stattfindet. Und oft habe ich den Eindruck, dass die Arbeit mit den Jugendlichen aus der Berufsvorbereitung eine Beziehungsarbeit ist. Je mehr ich den Jugendlichen durch Begleitung in diversen Unterrichtseinheiten bekannt bin, desto eher sprechen sie mich auf ihre Sorgen und Probleme an. Diese Probleme sind bei Schülerinnen und Schülern anderer Schulzweige wie Gymnasium, Berufsschule, Fachoberschule oder schulinterner Ausbildung teilweise ganz anders gelagert als bei denen der Berufsvorbereitung. In der Berufsvorbereitung soll vorangig erstmal ein Schulabschluss erworben werden. Diesen hatten die Schülerinnen und Schüler in der Regelschulzeit von neun Jahren noch nicht erreicht, weil u.a. familiäre oder Drogenprobleme oder Schulvermeidung vorlagen. Manchmal sprechen die Jugendlichen die deutsche Sprache noch nicht ausreichend.
Manchmal haben die Jugendlichen ihren Hauptschulabschluss, mit dem sie auf dem Berufsbildungs- und Arbeitsmarkt nichts anfangen können, an einem Förderzentrum erworben. Diese Probleme bringen die Jungendlichen aus ihrer Herkunftsschule mit hierher. Oft müssen Kontakte zu anderen zuständigen Ämtern geknüpft werden, damit die Schülerinnen und Schüler zusätzliche Fördermöglichkeiten erhalten. Zudem müssen Hausbesuche durchgeführt werden, z.B. vormittags wenn die Jugendlichen nicht zum Unterricht erscheinen. Um profilaktisch zu arbeiten, sollten dann auch die Erziehungsberechtigten aufgesucht werden. Dies ist in der Regel nur in den Abendstunden möglich, wenn die Eltern oder Elternteile Feierabend haben.
Manchmal kann ich dabei ungewöhnliche, weil für mich unbekannte, Familienkonstellationen kennenlernen. Diese Betreuungs- und Beziehungsarbeit klappte zu Beginn meiner Festanstellung an diesem Schulzentrum besser, weil noch eine Kollegin als Honorarkraft sich nur um die Schülerinnen und Schüler einer bestimmten Klasse kümmerte. Seit deren Anstellung wegfiel, bin ich für alle „Problemfälle“ allein verantwortlich.

Veränderungen durch die Werkschule

Das kann sich in Zukunft vielleicht ändern, denn die bisherigen Formen der Berufsvorbereitung fallen durch die Einführung der Werkschule voraussichtlich weg. Gelegentlich höre ich, dass die sozialpädagogische Betreuung von Jugendlichen an der Schule ausgeweitet werden sollte und dass ich dies alles nicht alleine leisten könne. Wenn durch die flächendeckende Einführung der Werkschule andere Formen der Berufsvorbereitung, die auch mit einem Hauptschulabschluss enden sollen wie B/BFS, Profil B oder BO wegfallen, hieße das nicht, dass keine sozialpädagogische Arbeit mehr anfallen würde. Es gibt hier jährlich drei Berufsvorbereitungsklassen als BFS, die eventuell schon zu einem höheren Schulabschluss führen können.
Augenblicklich habe ich aber noch keine Kapazitäten zur Betreuung dieser Klassen frei. Und aufbauend auf die BFS folgt die FOS. Beide Schulformen können von Jugendlichen besucht werden, die zwar lieber in einer betrieblichen Berufsausbildung wären, aber auf dem Lehrstellenmarkt nicht fündig wurden. Manchmal wird die Schule dann als „Parkmaßnahme“ besucht.
Eine Schule als „Parkmaßnahme“, als Lückenbüßer für andere Tätigkeiten zu besuchen, ist aber nicht immer sinnvoll und für Schülerinnen und Schüler profitabel. Das kann dann oben angesprochene Probleme mit sich bringen.
Die Arbeit eines Schulsozialarbeiters an dieser Schule sollte also trotz Auslaufs der bisherigen Formen der Berufsvorbereitung gesichert sein. Von Lehrerkolleginnen und -kollegen, die Klassen des Berufsschulzweiges im dualen Ausbildungssystem unterrichten, werde ich gelegentlich angesprochen, wenn sie der Meinung sind, einer der Auszubildenden bedarf meiner Hilfestellung. Gerade für diese Schüler gibt es an dieser Schule einen Kollegen der Initiaive „Ausbildung – Bleib Dran!“. Der Kollege kann aber nur an einem Tag in der Woche hier sein. So ist es möglich, dass sich unsere Tätigkeiten überschneiden, denn die Berufsschülerinnen und -schüler kommen täglich. Manchmal übernehme ich Tätigkeiten, die in Bereiche der Gemeinwesenarbeit fallen wie Mitarbeit in einer Ortsteilkonferenz, in der viele soziale Dienste des Stadtteils zusammentreffen. Als meine Arbeit hier an der Schule zusätzlich noch von der Mitarbeiterin auf Honorarbasis unterstützt wurde, konnte einmal jährlich ein ganztägiges Fußballturnier für Klassen der Berufsvorbereitung in unserer Sporthalle veranstaltet werden. Weil es jetzt weniger Klassen der Berufsvorbereitung gibt, die Jugendlichen für solche Sonderveranstaltungen schwerer zu begeistern sind und meine Zeit mit anderen Tätigkeiten gefüllt ist, kann dieses Turnier nicht mehr geplant werden, auch wenn es speziell für diese Klassen sinnvoll wäre.
Viele der oben beschriebenen Angaben sind nicht empirisch gesichert. Es handelt sich um persönliche Eindrücke und Gefühle.

Der Autor:

  • Max Gey,
    Sozialarbeiter am Schulzentrum an der Alwin-Lonke-Straße
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