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Kommunikation im Kollegium oder auch Burnout trifft immer die anderen

Unsere To-do-Liste: „Der Lehrer hat die Aufgabe, eine Wandergruppe mit Spitzensportlern und Behinderten bei Nebel durch unwegsames Gelände in nordsüdlicher Richtung zu führen, und zwar so, dass alle bei bester Laune und möglichst gleichzeitig an drei verschiedenen Zielorten ankommen.“ [(*) Psychologie heute, April 2000 !]

Je mehr zu tun ist an Organisation und Dokumentation, und das ist in den letzten Jahren dramatisch angestiegen, desto weniger Zeit bleibt für Kommunikation über den (pädag.) Inhalt. Da bleibt dann in der Pause gerade noch die Zeit, sich über die oder den einen Schüler aufzuregen, die SMS und Mails zu checken und dann geht es weiter mit Unterricht. Trifft man sich privat, geht es auch meistens um die Schüler, oder wir regen uns auf über dies und das. Da zeigt sich schnell die Grenze der Kommunikation und Schule ist ja auch nicht immer alles. Auch die Ausbildung von Lehramtsstudenten und Referendaren ist sehr gestrafft. Fragen stellen und Infragestellen nur begrenzt möglich. Die Schulbehörde zwingt uns ständig zu Reformen und Testereien, die nicht hinreichend besprochen werden können, man hält uns atemlos. Ob Integration und Inklusion, ob JüL oder nicht, ob Ganztag oder Halbtag, ob Kompetenzorientierung oder Raster, ob dieses oder jenes, es geht meistens nicht um die Inhalte, sondern um das wie und die Organisation der Umsetzung.

Immer ist alles dringend

Manchmal versuchen ehrgeizige Schulleitungen und überrumpelte Kollegien mehrere Fässer gleichzeitig aufzumachen, weil ja immer die nächsten Schritte „unbedingt“ sein müssen, denn sonst, so wird suggeriert, gehört man nicht zu den innovativen, reformfreudigen, zukunftsorientierten und somit weit vorne liegenden Schulen. Wie soll da ein Berufsanfänger durchblicken? Und wenn die Schulleitung solche wie immer „dringenden“ Maßnahmen massiv einfordert und als Auftrag der Schulaufsicht und Behörde nach unten weitergibt, dann denken viele doch, dass es wohlüberlegt und legitim ist. Den oftmaligen Betrug und die schlechte Planung von oben erfahren viel erst, wenn sie an die Grenze ihrer persönlichen Belastung angekommen sind. Dann erst tauchen Fragen auf und ein Kommunikationsbedarf wird sichtbar.
Machen wir die Probe: Die Organisation der Jahrgänge in Oberschulen oder die Inhalte/der pädagogische Sinn des Stoffes, den wir dort vermitteln möchten steht im Vordergrund? Die Organisation des Ganztags oder die Möglichkeiten der inhaltlichen Angebote dafür? Ich behaupte das Erstere jeweils.
Belastung und Kommunikation hängen eng zusammen. Die Kommunikation kann nur in der einzelnen Schule entstehen.
Und um die Systematik der gewollten Nichtkommunikation zu durchschauen und trotzdem das Wohlergehen der Schüler im Auge zu behalten, bedarf es einer gewissen Berufserfahrung und somit der Kommunikation von jüngeren und älteren Pädagogen im Kollegium. Und diese Zeit des Austausches kann man sich auch mal in der Kneipe gönnen, eigentlich muss sie aber im Rahmen meiner Arbeit/Präsenzzeit an der Schule in Muße und mit Spaß stattfinden. Und daran krankt das System.

Ich plädiere

  • für ein stärkeres Engagement besonders der älteren Kollegen an Schulen, die Zeit für Fragen und Austausch im Rahmen der Präsenzzeiten zu fordern/einzuräumen, nicht immer unbedingt themengebunden
  • die Unterstützung von Kollegien und Gruppen an Schulen als festes Angebot durch die GEW und den Personalrat, um verstärkt aufzuklären über die Rechte und Entscheidungsbefugnisse des Kollegiums, inkl. des Angebots von kleineren Veranstaltungen zum Thema Kommunikation
  • die Stärkung der Personalausschüsse von Schulen auch in dieser Richtung
  • weniger Dienstbesprechungen, mehr Inhalt auf die Gesamtkonferenz
  • Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung einfordern