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Eine Institution schwuler Emanzipationsarbeit

„Einige Eltern meiner Klasse haben meinem Schulleiter geschrieben, dass sie nicht mehr möchten, dass ich die Schüler damit konfrontiere, dass ich mit einem Mann zusammen lebe.“, heißt es Ende des letzten Schuljahres aufgeregt in einer Email von Ralf P. * (Alle Namen geändert) und Nico S. *schrieb während der Sommerferien: „Ich habe nun den Entschluss gefasst auf Lehramt zu studieren …. Jedoch wollte ich nun einmal nachfragen, wie es so ist als Lehrer zu arbeiten, wenn man schwul ist! Wie wird das angenommen und kann es Probleme geben?“ Andi L.* meint nur wenig später:„Ich bin regelrecht hin- und hergerissen zwischen der Entscheidung: Offenes Outing oder Völliges Schweigen über die Privatsphäre.“

Fragen, wie sie sich schon viele einmal stellen mussten, die beim „Pfingsttreffen Schwuler Lehrer“ dabei sind. Diese Institution der schwul-lesbischen Emanzipationsbewegung wird 31 Jahre alt! In der Akademie Waldschlösschen bei Göttingen treffen sich schwule Lehrer, Referendare und Lehramtsstudenten auch diesmal wieder zu einem Fortbildungswochenende zum Thema „Homosexualität und Schule“ wie jedes Jahr seit 1979.
Dort setzen sich die Teilnehmer mit der Situation von schwulen Kollegen, lesbischen Schülerinnen und schwulen Schülern auseinander. Aber auch der Erfahrungsaustausch der ungefähr 80 Teilnehmer ist ein immer wiederkehrender fester Bestandteil, bei dem jeder in angenehm entspannter Atmosphäre über seine Situation an der Schule berichten kann.
Die Organisatoren können mit Stolz auf das zurückblicken, was in all den Jahren erreicht wurde. „Anfangs hatte ich Zweifel, dass dies das richtige Studium sei. Nun nicht mehr. Ich liebe diesen Beruf. Einen gewissen Teil habe ich Euch zu verdanken. Vielen Dank!“ Briefe wie dieser von Jens N.* belegen das. Aber die in letzter Zeit zunehmende Hassgewalt gegen Homosexuelle und die verstärkte, religiös motivierte Einflussnahme gegen die Gleichstellung der LSBTI-Menschen (LSBTI heißt: lesbisch, schwul, bisexuell, transgender oder intersexuell) in Schule und Gesellschaft verdeutlicht die Notwendigkeit die Aktivitäten unvermindert weiter zu führen.
Genauso, wie auch die AG schwule Lehrer der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Berlin, die immer noch in ausschließlich ehrenamtlichem Engagement gegen Diskriminierung und menschenverachtende Ideologien und für einen respektvollen Umgang miteinander kämpft. Seit nunmehr 31 Jahren organisiert die Berliner schwule Lehrergruppe gemeinsam mit der Akademie Waldschlösschen das Pfingsttreffen.

* Alle Namen geändert