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Ein großer Bluff

Die „Qualitätsoffensive“ der Bildungsbehörde

Von Frau Bogedan auch als „die“ Maßnahme gegen das wiederholte Absinken der Leistungen Bremer Schüler ins Feld geführt.

Wie könnte denn die Qualität des Unterrichts gesteigert werden? Dafür ist eine Bestandsaufnahme nicht mehr nötig, denn was die Schulen und Lehrkräfte brauchen ist bekannt. Gut, man hätte sie noch einmal explizit fragen können. Stattdessen gibt es jetzt eine Deputationsvorlage, die der Öffentlichkeit vorgaukeln möchte, dass etwas getan wird. Dafür will man von außen fast nichts in das, bekanntermaßen chronisch unterfinanzierte, System stecken. Nein, es soll im System gelöst werden. (“Mehr Leistung im System“) Wer von Qualität spricht hat per se immer Recht und Offensive gaukelt Aktivität vor. Das ist der billige Trick!

Druck auf Lehrkräfte erhöhen

Erstens wird der Druck auf die Lehrkräfte erhöht, in dem man sie verantwortlich macht, und zweitens will man sie zu Zwangsfortbildungen schicken. Das wurde ohne Erfolg schon bei der sogenannten „Offensive Bildungsstandards“ mit den GS-Lehrkräften versucht. (Angeleiert und erfolglos bezeichnenderweise auch damals durch Dr. Bethge.) Eine „Maßnahme“ soll die Erhöhung der Testanzahl während der Schulzeit sein, man möchte in Jahrgang 5 und möglichst auch in 7 testen. Wie schon oft erwähnt macht Wiegen die Sau aber richtig fett! Das führt zwangsläufig zu „Teaching to the test“, und das lehnen PädagogInnen ab.

Ein sinnloses, teures Institut

Und um die dann generierten „Daten“ zu nutzen, so suggeriert die Behörde, braucht man natürlich ein Institut, denn das hat z.B. Hamburg auch. Ba-Wü will 2019 zwei Qualitätsinstitute installieren. So wird jetzt schon Sinnloses auch noch aufgebläht, Behörden-Jobs geschaffen, die für die Schulen nichts bringen können, weil die Schulen die Mängel kennen. Da braucht man nicht noch „Experten“, die beruflich mit Pädagogik nichts zu tun haben, es sei denn sie müssen irgendwo beamtenrechtlich versorgt werden. Unsere Erfahrung mit Vera 3 und 8 ist, dass die gewonnenen Erkenntnisse erstens rar und zweitens, wenn sie in Forderungen nach Personal, Entlastung, Raum, Zeit und Material mündeten, keine Beachtung fanden. Natürlich wegen Geldmangel. Insofern installiert die Behörde hier wieder einmal einen Hamsterradkreislauf, den wir bewältigen sollen, aus dem aber kein Fortschritt zu gewinnen ist.

Schulleiter und Schulaufsicht als Antreiber

Antreiber für diese erneuten Belastungen sollen natürlich die Schulleitungen sein, die „ihr Potenzial“ noch nicht ausgeschöpft haben. Und damit die auch parieren, will man die nächste Ebene, die Schulaufsicht, auch mit einbeziehen. Diese sollen im Schuljahr die Schulen sage und schreibe zweimal (in Zahlen 2!) aufsuchen, mit ihnen weiterhin „Ziel - und Leistungsvereinbarungen“ (kennt die eigentlich jemand?) vereinbaren und sich über deren Einhaltung von der Schulleitung Rechenschaft geben lassen. Wir fordern eigentlich von der Qualitätsabteilung und von der Schulaufsicht die Rechenschaft für ihre Untätigkeiten bis heute! Für „Coaching“ der Führungsriege will man einen so genannten „critical friend“ aus Berlin anheuern, der sich hier Vitamin B-mäßig die Pension aufbessert? Wir haben nichts gegen eine qualifizierte Schulaufsicht, die bis heute allerdings die  Ausnahme ist. Und im Papier wird auch zugegeben, dass die Aufsicht keine Kriterien für ihre Arbeit hat.

Armes LIS

Bei Aus-und Weiterbildung ist immer noch das LIS zuständig, welches in dieser „Offensive“ eine Hauptrolle spielen soll, dessen Handschrift man in dieser Vorlage an die Depu aber an keiner Stelle spürt. Hat man das LIS schlicht vergessen bei der Ausarbeitung? Und hieß es nicht die letzten Jahre immer, dass das LIS wie alle Behörden die Personaleinsparungsquote (PEP) von 1,2% erbringen muss. Und so abgespeckt soll es diverse neue Aufgaben übernehmen? Im Mainstream liegend wird es sicher das angestrebte neue Institut geben und damit wird die Behörde weiter heiß aufgebläht. Heiße Luft steigt nach oben und so kommt wieder unten nichts an.

Als Erstes her mit den Entlastungsstunden!

Brennpunktschulen, die jetzt Schulen mit besonderen Problemlagen heißen, sollen aber doch, so das Papier, entlastet werden? Jede Lehrkraft soll zwei Entlastungsstunden bekommen. Das möchten wir erst einmal sehen, bevor man sich die anderen Hirngespinste überhaupt anschaut!!

Betrüger?!

Fazit: Das Papier schiebt die Verantwortung von oben den unteren Ebenen in die Schuhe. Es schafft an falschen Stellen überflüssige Arbeit und Arbeitsplätze. Insofern ist es auch an keiner Stelle konstruktiv. Unsere Vermutung: Es wird ein Papier vorgelegt, welches auf bestimmten Ebenen ein paar Kritiker vorläufig zufriedenstellt, es wird Aktivität vorgegaukelt. Unser Dauervorschlag einer Pilotierung von wenigen freiwilligen Schulen, Schulleitern, Schulaufsichten wird nie in Erwägung gezogen. Die Dummheit soll wieder flächendeckend wirken!