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Schwerpunkt

Die volle Präsenz ist ein Fehler

Interview mit Ronny Möckel, Leiter des Gesundheitsamtes Bremerhaven und Leiter des Corona-Krisenstabes

Wie sieht ein guter Gesundheitsschutz in Schulen aus?

Da bin dicht an den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) und den S 3-Leitlinien für Schulen (d. h. Halbgruppenunterricht in Grundschulen verbunden mit Maskengebot, die Redaktion).

In die Kitas und Schulen müssen ab März wieder wesentlich mehr Kinder und Jugendliche. Es besteht wieder Präsenzpflicht. Aus Sicht vieler Gesundheitsexperten ist das ein Fehler?

Dem schließe ich mich an.

Geht ihnen das Tempo zu schnell?

Ja. Für Bremerhaven auf jeden Fall, aber da haben wir ja einen Weg gefunden, indem wir bis zu den Osterferien bei den ursprünglichen Regelungen bleiben.

Lassen sich Gesundheitsschutz und Bildungsbedürfnisse überhaupt vernünftig organisieren?

Das müssen sie. Wie müssen die empfohlenden Maßnahmen konsequent umsetzen. Und Gesundheit muss für Bildung ansprechbar bleiben, um Maßnahmen anzupassen oder reagieren zu können.

Welches Konzept von Corona-Sicherheitsmaßnahmen hat Sie im Kita- und Bildungsbereich denn zuletzt überzeugt? Und warum?

Neben den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts fällt mir da nicht viel ein. Gar nicht gefällt mir die strikte Ablehnung des Mund-Nasen-Schutzes in Grundschulen und dass sich nicht immer an die RKI-Empfehlungen gehalten wird.

Schülerinnen und Schüler sind zwischen 6 und 19 Jahre jung. Welche Rolle spielt das Alter bei der Gefahr sich und Beschäftigte zu infizieren?

Das wird wissenschaftlich kontrovers diskutiert. Man kann aber nicht davon ausgehen, dass das Alter keine Rolle spielt, besonders bei den Virus-Mutationen.

Welche Maßnahmen in Kita und Schule halten Sie nicht für sinnvoll?

Der Verzicht auf den Mund-Nasen-Schutz und die zu großzügige Präsenz von Kindern und Jugendlichen in Verhältnis zu den Infektionszahlen. Dabei meine ich insbesondere die Inzidenz-Grenzen von 35 und 50. Speziell in Bremerhaven kann man nicht zur vollen Präsenz zurückgehen.

Unsere Ausgabe erscheint am 23. März. Was wünschen Sie sich vom Magistrat in den nächsten Wochen?

Die Wochen bis dahin werden sehr herausfordernd. Die Corona-Tests werden quantitativ zunehmen. Das ist zu organisieren. Das ist auch notwendig, um Bildungseinrichtungen offen lassen zu können. Ich wünsche mir eine weiterhin enge Abstimmung. Am Anfang hatten wir erhebliche Differenzen, aber wir haben uns aufeinander zubewegt.

Sie sind also froh, dass Sie in Bremerhaven arbeiten und nicht in Bremen?

Ja, das würde ich auch so unterschreiben.