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VerA und co

Das soll alles sein?

Die Glosse zum Thema

Die GEW fordert: Standardisierte, sich in nebulösen Zweck hüllende Vergleichsarbeiten. Eine Schule für alle – Tests für alle. Wer nicht will, der hat nicht genug.

Bisherige Analysen zeigen, dass die Bremer Schulen noch längst nicht vollumfänglich in allen Klassenstufen mit Standardverfahren zur Messung des sich stetig erwärmenden Leistungsbarometers ausgestattet sind. Insbesondere in den Jahrgängen, in denen sich Schülerinnen und Schüler in Gänze auf die pubertäre Umbauphase vorbereiten gibt es eklatante Lücken im Versorgungssystem der kurzfristigen Maßnahmen, die nach wie vor langfristige Ungleichheiten unseres Bildungssystems beheben sollen. Lass dir Zeit, aber fasse dich kurz – gegen das anhaltend schlechte Abschneiden der Bremer Schülerinnen und Schüler hilft nur weiteres Testen. Gerne mit weiteren Beteiligten aus der Sesamstraße. Schließlich ist mit KERMIT der Erfolgsfrosch in unsere Schulen eingezogen. Gerne auch halbjährliche Tests, aber bitte nicht valide oder vergleichbar, denn andernfalls müssten Abweichungen im Tabellenwunderland der Auswertungen herausgerechnet werden. Oder würden sich lernunwillige Kinder gar als wahre Meister der Erfolglosigkeit in den Tests beweisen? Bitte nicht!

Was sagt VERA eigentlich dazu? Auf ihr Urteil beruft sich die GEW, fundiert und vernunftgesteuert, um der Bildungspolitik eindeutige Signale zu senden: Dem jährlichen Feuerwerk zur Vertreibung der alten Geister aus dem vergangenen Jahr soll das Datenfeuerwerk der Testergebnisse folgen. Um nicht weiter über das Ziel nach dem PISA-Schock hinauszuschießen, hängt die Umsetzung möglichst nicht mehr zählbarer Testverfahren von den Schulen ab. Hier setzt sich die GEW dafür ein, die Beschäftigten in ihrer Autonomie der Unterrichtsgestaltung weiter zu beschneiden. Folglich ist der Illusion der Chancengleichheit eine durch standardisierte Leistungsbeurteilung, ohne Einbindung der bisher durch die Lehrkräfte bewusst ungleiche Benotung der Schülerinnen und Schüler bei gleichen Leistungen, Einhalt geboten.

 

Und Noten werden auch wieder eingeführt – sind besser messbar. Unbeantwortet bleibt die Frage, wer die Testverfahren evaluiert und ob Weiterentwicklungen Einzug halten in die pädagogische Diagnostik. Bis dahin könnten engagierte und EU-gestresste Lehrkräfte eigene Testmodule entwerfen, um die künstlerischen Fähigkeiten ihrer Schülerinnen und Schülern nun auch in Diagrammen visuell aufzubereiten. Oder wir hören endlich auf, dem Irrglauben weiter zu folgen, dass mit vorgefertigten, von Privatfirmen entworfenen Testbatterien Schulen bildungsreicher werden. Schülerinnen und Schüler kommen nicht durch die permanente Anwendung standardisierter Leistungsvergleichsarbeiten in den Genuss sich zu bilden, sondern durch die Bereitstellung einer größtmöglichen Bildungsvielfalt durch die an Schule dafür ausgebildeten Beschäftigten – durch unsere Pädagoginnen und Pädagogen.