Der scheinbare Widerspruch:
Überdurchschnittlich viele Lehrstellen - überdurchschnittlich viele Jugendliche ohne Lehrstelle
In dem von L. Jasker und D. Kneuper geschriebenen Kapitel „Übergang in berufliche Bildungsgänge“ wird zunächst einmal das Bild bestätigt, das die Vergleichsstatistik der Länder zeigt:
„Beim Blick auf die Bremer Datenreihe fällt besonders die hohe Ausbildungsleistung in den berufsbildenden Schulen auf. Das Verhältnis der Anfängerinnen und Anfänger zu einer vergleichbaren Alterskohorte lag für diesen Bereich bei 181% und war damit deutlich höher als in Hamburg (161%), in Berlin (143%) und im Bundesdurchschnitt (140%).
Im dualen Bereich waren die Werte für das Land Bremen so hoch wie für kein anderes Bundesland: In Bezug zu einem durchschnittlichen Bevölkerungsjahrgang im relevanten Alter haben zum Schuljahr 2009/10 93,7% eine duale Berufsausbildung begonnen und besuchten in Bremen die Berufsschule. Dieser Anteil liegt deutlich über denen in Hamburg (83,3%), Berlin (64,8%) und in Deutschland insgesamt (57,8%).“
Mit anderen Worten: Ein Bremer Berufsschuljahrgang ist bedeutend breiter, als das die Zahl der Bremer SchulabgängerInnen nach der 10. Klasse vermuten lässt.
Das Übergangssystem
Gleichzeitig wird in der Untersuchung festgestellt:
„Besonders fällt in Bremen der Anteil derjenigen auf, die in das Übergangssystem aufgenommen wurden: in Bezug zu einer altersmäßig vergleichbaren Alterskohorte in der Bevölkerung begannen rechnerisch 54,5% einen Bildungsgang in diesem Sektor.“
Das „Übergangssystem“ – das sind alle Bildungsmaßnahmen, die nicht zu einem berufsqualifizierenden Abschluss oder zu einer Hochschulzugangsberechtigung führen, wobei diese Studie allein die Zahl der SchülerInnen erfasst, die noch schulpflichtig sind. Im weiteren Sinne gehören zum Übergangssystem auch alle von der Bundesagentur für Arbeit und freien Trägern angebotenen und finanzierten Maßnahmen.
Der scheinbare Widerspruch zwischen der gleichzeitig hohen Zahl der SchülerInnen im Dualen System und im Übergangssystem erklärt sich folgendermaßen:
„Eine vertiefte Datenanalyse hat gezeigt, dass der im Verhältnis zur Bevölkerung hohe Anteil von Anfängerinnen und Anfängern in Bildungsgängen der berufsbildenden Schulen Resultat der Zentrumsfunktion Bremens im Ausbildungsbereich für das Umland ist. Während im Sektor der Berufsausbildung über 40% der Anfängerinnen und Anfänger nicht in Bremen wohnten, nahmen hingegen an Bildungsmaßnahmen des Übergangsbereichs fast nur in Bremen wohnhafte Schülerinnen und Schüler teil: 99% dieser Schülerinnen und Schüler waren Landeskinder.“ So ergibt sich beim Übergang aus den allgemeinbildenden Schulen folgendes Bild, differenziert nach Ortsteilen mit überdurchschnittlichem (A) und unterdurchschnittlichem (B) Anteil von MigrantInnen und Hartz IV-EmpfängerInnen: