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Betriebsgruppenarbeit in der Schule

„Du, wir wollen uns nächste Woche treffen – kannst du am Mittwoch?“ „ Wer will sich treffen?“ „Na, die Betriebsgruppe – du bist doch auch in der GEW …“ „Ja, ääh, bin ich , aber, ääh, ich glaub ich hab gar keine Zeit – außerdem hab ich noch nen ganzen A… von Korrekturen, ich schreib doch Dienstag den Test … - frag doch mal Bärbel, die verteilt doch auch immer die GEW-Infos, vielleicht kommt die mit …“ Bärbel: „ Du, ich mach das zwar gerne, das Verteilen und so … aber Betriebsgruppentreffen – ich weiß nicht, ich bin eigentlich schon ziemlich dicht mit Terminen …“ usw. usw.

Solche oder ähnliche Gespräche kennen sicherlich die meisten von uns: Man will sich eigentlich nur mit den KollegInnen über die Arbeit austauschen und dazu noch - mit Hilfe der Gewerkschaft – ein paar Handlungsalternativen diskutieren, z.B. um die Arbeitsbelastung zu reduzieren. Sobald man jedoch das Wort „Betriebsgruppe“ oder „Vertrauensleute“ fallen lässt, fällt bei vielen anscheinend eine Klappe.
Was vor 20 Jahren noch völlig normal war, wird jetzt als „noch’n Termin“, als zusätzliche Belastung empfunden. Wir „Alten“ - seit über 30 Jahren an der Schule - haben es bisher einfach (noch) nicht vermocht, einen gewerkschaftlichen Übergang, eine „Staffelübergabe“ zu organisieren.

Ebenfalls hörten wir oft, dass „die Gewerkschaft“ das schließlich selber machen könne, dafür bekomme sie ja die Mitgliedsbeiträge. Außerdem: „Auf Gremienarbeit, da hab ich ja überhaupt keinen Bock.“
Gleichzeitig ist aber die Belastung und die Unzufriedenheit mit ihrer Arbeitssituation bei den jungen Kollegen sehr hoch, was sich unter anderem darin äußert, dass sich kaum ein Berufsanfänger, eine Berufsanfängerin eine volle Stelle zutraut, man beginnt in der Regel mit Teilzeit . Protestiert wird gegen diese Verhältnisse allerdings nur in Zweier-Gesprächen in der Pause oder beim Essen.
In vielen Kollegien findet - endlich - ein Generationswechsel statt; deutlich sichtbar z.B. an den vielen jungen Gesichtern und den aktuellen Babyfotos an der Lehrerzimmertür, - leider aber auch spürbar durch eine gewisse Abneigung, sich ORGANISIERT um seine Arbeitsbedingungen zu kümmern.
Viele junge KollegInnen kennen die Arbeit innerhalb einer Gewerkschaft nicht, mögen sie aber auch gar nicht erst kennenlernen. Die Worte „Sitzung, Protokoll, Betriebsgruppensprecher“ o.ä. schrecken eher ab und lassen sie miefige Räume, Tagesordnungsdebatten, umständliche Beschlüsse und Anderes denken.
Also haben wir es eben kleinschrittig - und ohne die GEW ausdrücklich zu erwähnen – versucht.
Als wieder einmal eine große Umstrukturierung auf die Bremer Schulen zukam und unsere KollegenInnen ihren Unmut lediglich in den Fluren und Pausenräumen äußerten, luden wir zu einem „Kollegentreff“ in einer Kneipe ein – Mittwoch, 19:30 Uhr bei Bier, Wein oder Wasser. Thema: „Da kommt was auf uns zu!“ 15 Leute kamen beim ersten Mal zusammen, wir bereiteten ein Kollegiumsantrag für die nächste GK vor und legten den nächsten Termin auch schon gleich fest: 8 Wochen später – und siehe da, diesmal kamen noch mehr, so dass wir ins Bürgerhaus Weserterrassen umziehen mussten. (Die Raummiete übernimmt übrigens die GEW).
Bei diesem zweiten Treff wurde auch über die Gewerkschaft gesprochen, aber es war eben für die KollegInnen gefühlt KEINE Gremienarbeit, sondern ein Austausch über ihre Arbeit und wie man da was - auch politisch - verbessern kann. Natürlich spielte dabei eine Rolle, dass wir beiden „Altkollegen“ lange Gewerkschafts- bzw. Personalratserfahrungen hatten. So konnten wir z.B. schnell rechtliche Fragen quasi „on the fly“ klären.
Die KollegInnen, die da zusammenkamen, waren beileibe nicht alle in der GEW, zumindest nicht am Anfang - langsam aber sicher treten immer mehr ein.
Es ist jetzt natürlich keineswegs so, dass damit jetzt der Übergang von alt nach jung schon geschafft ist, aber es ist ein Anfang.
Hilfreich dabei war u.a. das wir es uns zur Regel machten, immer im Vorfeld der nächsten Gesamtkonferenz (also mindestens 2 mal pro Schulhalbjahr) an einem festen Ort zur immer gleichen Zeit zu tagen, um u.a. die Tagesordnung der GK zu besprechen und zu prüfen, ob wir aus unserem Kreis eigene Anträge einbringen sollten, was hin und wieder der Fall war und somit die Bedeutung der Treffen aufwertete.
Das setzte voraus, dass ein langjähriges GEW Mitglied auch Mitglied einer gewählten zweiköpfigen Gesamtkonferenz-Leitung wurde und so im Vorfeld die Tagesordnung kannte und mitgestaltete.
Die (wenn auch stark geschrumpfte) Bedeutung von Gesamtkonferenzen konnte an unserer Schule auch jüngeren KollegInnen deutlich gemacht werden, was z.B. die einstimmige Verabschiedung des „Muster-Antrages für die Gesamtkonferenz“ (GEW Stadtverbandsinfo vom März 2014) zur Unterfinanzierung und zur demokratischen Beteiligung an Schulentwicklungsprozessen dokumentierte.
Ohne diese vorab im „Kollegentreff“ diskutiert zu haben, wäre ein solches Ergebnis kaum zustande gekommen.

Diese Arbeit muss weitergehen, die Angebote für junge GEW-Kollegen müssen so niedrigschwellig wie möglich gestaltet werden - denn eine Einladung der Gewerkschaft zu einem Treffen ist noch lange kein Wert an sich.