Annette Düring: Natürlich gehen wir der Frage weiter nach. Man muss die Zahlen differenziert betrachten. Dramatisch finde ich, dass ein Viertel der aufgeführten Jugendlichen einfach „abtaucht“. In der Statistik heißt das „ohne Angabe des Verbleibs“. Und es kümmert sich niemand darum, was aus dieser Gruppe eigentlich wird. Das ist das eine Problem. Und außerdem haben wir neben der dualen Ausbildung einen steigenden Anteil an Jugendlichen in schulischen Ausbildungsgängen. Darunter sind viele, die noch nicht recht wissen, was sie wollen und dann weiter in die Schule gehen.
Ima Drolshagen: Das ist eine Reaktion darauf, dass die Betriebe immer höhere Anforderungen stellen, immer höhere Bildungsabschlüsse verlangen. Wir sagen: Die Unternehmen müssen die Jugendlichen in der Ausbildung fördern.
Annette Düring: Oft steht am Ende des weiteren Schulbesuches keine Ausbildungsstelle. Die Angst, überhaupt eine Ausbildung anzufangen, ist ein großes Problem geworden. Und es hat sich geradezu eine Maschinerie entwickelt, die sagt: „Wenn du nicht weißt, was du machen willst, kommst du in eine berufsvorbereitende Maßnahme hinein.“ Das ist ein Reparaturbetrieb mit Arbeitsamtsmitteln. Es hat eine Verschiebung gegeben. Für immer mehr Bereiche wird das Abitur verlangt. Und die jungen Leute haben eine Antenne dafür, dass sie vom Markt weggedrängt werden. Das hat etwas mit dem Anspruchsdenken der Betriebe zu tun. Betriebe müssen wieder ihre originäre Aufgabe übernehmen, junge Menschen auszubilden. Die Ausbildungskultur ist verloren gegangen.
Ima Drolshagen: Solange das Verhältnis von Ausbildungsplätzen und Nachfrage so schlecht ist, wird es auch immer wieder eine Vernachlässigung der Ausbildungsqualität geben.
